Hat ein Krankenpfleger seine Verlobte mit einem Medikamenten-Mix getötet und ihre Leiche im Wald vergraben? Die Zwillingsschwester des Opfers sagte am Mittwoch als Zeugin vor dem Landgericht Regensburg, sie habe sich lange Zeit nicht vorstellen können, dass ihr Schwager in spe mit der Tat etwas zu tun haben könnte. Doch nach dem Fund der Leiche habe sie Zweifel bekommen. Der 35 Jahre alte Mann ist wegen Mordes an Maria Baumer angeklagt. Die 26-Jährige verschwand im Mai 2012, etwa eineinhalb Jahre später entdeckten Pilzsammler ihr Skelett.
Die Zwillingsschwester des Opfers tritt mit ihren Eltern und weiteren Angehörigen als Nebenklägerin auf. Die 34-Jährige erzählte von einer sehr engen Bindung zu Maria, sie und ihre Schwester hätten keine Geheimnisse voreinander gehabt. Auch das Verhältnis zum Verlobten ihrer Schwester sei gut gewesen. Er habe zur Familie gehört. Im Mai 2012 habe der Verlobte bei ihren Eltern angerufen und von Marias Verschwinden berichtet.
Stunden später habe er gesagt, sie habe sich gemeldet und mitgeteilt, sie sei auf dem Weg nach Hamburg und komme zwei Tage später zurück. Das sei ihr komisch vorgekommen, sagte die Schwester. Sie habe dem Verlobten jedoch geglaubt. Als Maria nicht zurückkehrte, seien sie gemeinsam zur Polizei gegangen und hätten sie als vermisst gemeldet.
Bei Polizeivernehmungen habe sie ausgeschlossen, dass sich Maria selbst etwas angetan oder dass deren Verlobter mit dem Verschwinden zu tun haben könnte. Der Mann war dann nach dem Fund der Leiche der Frau im Herbst 2013 in das Visier der Ermittler geraten, jedoch wieder auf freien Fuß gekommen.
Ende 2019 wurde er erneut festgenommen – unter anderem konnten an Kleidung und Haaren der Toten Medikamente nachgewiesen werden. Zudem soll der Verlobte kurz vor dem Verschwinden Baumers im Internet zu Tötungsmethoden recherchiert und nach «Lorazepam letale Dosis», «tödliche Dosis Insulin» und «der perfekte Mord» gesucht haben. Auch kaufte er laut Anklage einen Spaten.
Die Zwillingsschwester berichtete, Maria habe damals unter Stress gestanden: Sie habe nach dem Ende des Studiums eine Vollzeitstelle angetreten, wovon sie sich zunächst etwas überfordert gefühlt habe; auch die Wahl zur Landesvorsitzenden der Katholischen Landjugend (KLJB) und der mit dieser Aufgabe verbundene Zeitaufwand hätten sie beschäftigt. Außerdem habe Maria über einen Gedächtnisaussetzer geklagt, der ihr Sorgen bereitet habe. Aus Sicht der Schwester gab es aber keinen Grund, warum Maria hätte verschwinden sollen. Die Hochzeitsvorbereitungen seien weitgehend abgeschlossen gewesen.
Nach dem Verschwinden Marias habe sie noch viel Kontakt zu dem Verlobten gehalten. Sie habe den Eindruck gehabt, man stütze sich gegenseitig. Spätestens nach dem Fund der Leiche habe sie jedoch öfter Zweifel an dessen Version gehabt. Von einer möglichen neuen Frau im Leben des heute 35-Jährigen habe sie nichts gewusst.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der angeklagte Krankenpfleger seine Verlobte mit Medikamenten umbrachte, um frei für eine neue Beziehung zu sein. Zudem habe er mit dem Verschwinden der Frau den Abbruch seines Medizinstudiums rechtfertigen wollen. Bislang schwieg der Angeklagte im Prozess. Sein Verteidiger will einen Freispruch erwirken.
Der Prozess ist zunächst bis in den Herbst hinein geplant. Auch die Eltern Maria Baumers sind noch als Zeugen vorgesehen.
dpa