Weil es an Bewerbern mangelt, bleibt in Bayern laut einer Untersuchung mehr als jeder neunte Ausbildungsplatz unbesetzt. Dies geht aus dem von der Bertelsmann-Stiftung geförderten «Ländermonitor berufliche Bildung» hervor, der am Montag in Gütersloh veröffentlicht wurde. Im Freistaat seien im vergangenen Jahr elf Prozent der Lehrstellen nicht besetzt worden – höher sei der Anteil offener Stellen nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
2016 boten Bayerns Betriebe demnach gut 105 000 Ausbildungsplätze an. Gleichzeitig gab es etwa 101 000 Bewerber. Die Zahl der Lehrstellen sei in den vergangenen Jahren zudem stärker gestiegen als die Zahl der Interessenten. Trotz des Überhangs an Lehrstellen finde nicht jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz: Acht Prozent der Bewerber gingen bei der Suche nach einer Lehrstelle leer aus, weil Jugendliche und Betriebe oft schon geografisch nicht zusammenkämen. Außerdem würden viele Stellen in Berufen und Betrieben angeboten, für die sich die jungen Leute nicht interessieren – etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Lebensmittelhandwerk.
Während im unterfränkischen Aschaffenburg und in Augsburg (Schwaben) mit 97 bzw. 98 Plätzen auf 100 Bewerber eine leichte Unterversorgung mit Ausbildungsplätzen bestehe, suchten Betriebe in Schwandorf in der Oberpfalz (114 Plätze auf 100 Bewerber) und in Regensburg (116 Plätze) händeringend nach Azubis.
Schulabgänger ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss haben in Bayern bundesweit die größten Chancen auf einen Ausbildungsplatz: 70 Prozent von ihnen beginnen direkt nach der Schule eine Ausbildung – bundesweit sind es nur 49 Prozent. In den Regionen Regensburg, Deggendorf und Schweinfurt gelingt sogar mehr als 90 Prozent der Hauptschüler der direkte Sprung in eine Ausbildung.
Jugendliche ohne deutschen Pass sind jedoch im Nachteil: Sie wechseln deutlich häufiger in berufsvorbereitende Angebote des Übergangssystems, in dem keine Berufsabschlüsse erworben werden können, als ihre deutschen Altersgenossen. Da in naher Zukunft geburtenschwache Jahrgänge die Schulen verlassen werden, sei es entscheidend, auch Jugendliche ohne deutschen Pass oder mit ausländischen Wurzen in Ausbildung zu bringen, schreiben die Autoren.
dpa/MF