Bayern hat eine neue Regierung. Der Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern ist unterschrieben. Jetzt wird es spannend, wie sich die neue Verteilung im Landtag auf die bayerische Politik auswirkt. Denn ein Blick zurück auf die Ergebnisse der Landtagswahl vom 14. Oktober 2018 deutet eine starke Veränderung der politischen Landschaft im Freistaat an.
Nicht nur verliert die CSU ihre absolute Mehrheit, mit 37,2 Prozent der Stimmen fährt sie sogar ihr zweitschlechtestes Ergebnis bei Landtagswahlen ein. Noch härter trifft es die SPD, die nur auf 9,7 Prozent der Stimmen kommt und somit mehr als die Hälfte ihrer Wählerinnen und Wähler verliert. Die großen Gewinner der Wahl sind die Grünen mit einem Gewinn von 8,9 Prozentpunkten (Stimmenanteil 17,5 %) und die AfD, die bei ihrer ersten Landtagswahl in Bayern aus dem Stand 10,2 Prozent der Stimmen erhielt.
Das Lehrforschungsprojekt der Universität Regensburg unter der Leitung der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Walter-Rogg untersucht gemeinsam mit interdisziplinären Wissenschaftlern der LMU München und der Universität Passau die Veränderungen im bayerischen Wahlverhalten. Im Rahmen der Universitätsstudie Bayernwahl 2018 (USBW 18) wurden in den Städten Regensburg, München und Passau sowie verschiedenen Städten und Gemeinden in der Oberpfalz und in Niederbayern Nachwahlbefragungen durchgeführt, bei der ca. 17.200 Wählerinnen und Wähler Auskunft darüber gaben, wo sie am Wahlsonntag ihr Kreuz gemacht haben. Eine landesweite Telefonumfrage (8.000 Befragte) und eine Online-Umfrage, deren Erhebung noch läuft, ergänzen das Lehrforschungsprojekt.
Auf Basis der Exit Polls liegen nun erste Ergebnisse über das Wahlverhalten in Regensburg vor. Insgesamt wurden in zehn repräsentativ ausgewählten Stimmbezirken 3.053 Personen befragt, dies entspricht einer Teilnahmebereitschaft von ca. 70 Prozent. Die Befragungen ergeben, dass rund die Hälfte der Regensburger Urnengänger bei der Landtagswahl 2018 anders gewählt hat als bei der Landtagswahl 2013. Dabei zeigen die Analysen, dass die Grünen und die AfD auch in Regensburg zu den Gewinnern gehören. Während es der AfD gelungen ist, vor allem der CSU Stimmen abzujagen (44,8 Prozent der AfD-Wähler/innen gaben an, 2013 noch CSU gewählt zu haben), etablieren sich die Grünen als Partei in der „Mitte“: 17 Prozent der Grünen-Wählerschaft in Regensburg entschied sich 2013 noch für die CSU und fast ein Viertel der Stimmen für die Grünen ging vor fünf Jahren noch an die SPD.
Der Vergleich zur Bundestagswahl 2017 ist ebenfalls aufschlussreich. Auch hier sind die Grünen die großen Gewinner: im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl konnten sie ihren Zweitstimmenanteil in Regensburg um elf Prozentpunkte steigern (2017: 14,56%, 2018: 25,56%) und sich als veritable Alternative zu den großen Parteien etablieren. Vor allem ehemalige Wählerinnen und Wähler der SPD (19,5%), der CSU (12,8%) und der Linken (11,6%) haben bei der Landtagswahl 2018 in Bayern ihre Stimme den Grünen gegeben. Der AfD hingegen ist es am besten gelungen, ihre Wählerschaft in Regensburg zu halten. So haben 80,4 Prozent der Regensburger AfD-Wählerinnen und Wähler bereits bei der Bundestagswahl 2017 für die Partei um Alexander Gauland und Alice Weidel gestimmt. Auch die CSU hat mit 74,4 Prozent eine hohe Haltequote im Vergleich zur Bundestagswahl, wobei sie vor einem Jahr bereits ein historisch schlechtes Bundestagswahlergebnis erzielte.
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