Knapp zehn Millionen Menschen in Deutschland sind derzeit an Diabetes mellitus erkrankt, die Dunkelziffer liegt geschätzt bei weiteren zwei Millionen. Bis zu 250.000 dieser Patienten leiden zugleich am Diabetischen Fußsyndrom (DFS), welches pro Jahr zu rund 40.000 Amputationen im Bereich der unteren Extremitäten führt. Laut einer groß angelegten Studie wurden bei 37 Prozent der amputierten Patienten bis zu zwei Jahre vor der Amputation entgegen der aktuellen Leitlinien keine Bildgebung der Blutgefäße oder eine arterielle Revaskularisation durchgeführt . „Wir gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent der Amputationen bei Diabetikern vermeidbar wären“, urteilt Dr. Melanie Kandulski, Ärztliche Leitung der diabetologischen Fußambulanz des im Oktober 2017 gegründeten Diabetologischen Fußzentrums, Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Direktorin Prof. Dr. med. Martina Müller-Schilling. Das Zentrum bietet als multiprofessionelle Kooperation der Bereiche Innere Medizin, Dermatologie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie in enger Zusammenarbeit mit speziell geschulten Pflegekräften, examinierten Wundmanagern und Diabetesberatern ein interdisziplinäres ambulantes Behandlungskonzept an. Damit soll eine Reduktion der Hospitalisierungen und eine Senkung der Amputationsrate erreicht werden.
Multiprofessionelles Team bietet vielfältige Prophylaxe- und Therapieoptionen
„Wir optimieren engmaschig die Blutzucker- und Stoffwechseleinstellung unserer Patienten, überprüfen und verbessern die periphere Durchblutung und minimieren so das Fortschreiten polyneuropathischer und kardiovaskulärer Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus“, umreißt Dr. Melanie Kandulski, die über viel klinische Erfahrung auf dem Gebiet der Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms verfügt, das medizinische Leistungsspektrum des Zentrums. In der Ambulanz des Diabetologischen Fußzentrums können sich Diabetes-Patienten mit typischen Fußfehlstellungen wie Krallen- oder Hammerzehen, mit Druckstellen oder Nagelveränderungen vorstellen. Sollte es bereits zu einem Diabetischen Fußsyndrom gekommen sein, erfolgt in der Ambulanz neben der fachgerechten Säuberung und dem Debridement der Wunde eine dem Wundstadium angepasste, individuelle und problemorientierte Wundversorgung.
Gemeinsam mit Angehörigen, Pflegediensten und dem behandelnden Podologen wird die Verbesserung der Wundbehandlung auch zu Hause sichergestellt. Zusätzlich besteht eine enge Zusammenarbeit mit Orthopädietechnikern und Orthopädieschuhmachern. „In Bayern ist die Versorgung von Patienten mit einem Diabetischen Fußsyndrom ausbaufähig. In der Oberpfalz kommen etwa 1.300 Patienten auf eine spezialisierte ambulante Einrichtung, in Nordrhein-Westfalen sind es im Vergleich 385 Patienten. Mit unserem Angebot schließen wir also eine Versorgungslücke in der Region“, begründet Dr. Kandulski den Bedarf an derartigen spezialisierten Zentren.
Das Diabetologische Fußzentrum am UKR betreut Patienten von Montag bis Freitag. Eine vorherige Terminvereinbarung unter 0941 944-7010 ist erforderlich.
Pressemitteilung/MF