Soll es Vorzüge für Geimpfte in Deutschland geben? In den vergangenen Tag war der Vorschlag laut geworden, dass man Veranstaltungen wie Konzerte oder Fußballspiele nur noch besuchen dürfe, wenn man geimpft sei. Der Deutsche Ethikrat hat sich heute zu diesem Thema beraten und Vorschläge gemacht. Entscheidungen werden aber die gewählten Politiker treffen. Und am Ende prüfen die Gerichte.
Das Befolgen von Regelungen wie Maske-Tragen oder Abstand halten könne man auch Geimpften weiterhin zumuten, wenn das notwendig sei, hält der Rat in seiner Empfehlung «Besondere Regeln für Geimpfte?» fest. Ratsmitglied Sigrid Graumann sagte, es sei beispielsweise in der U-Bahn «nicht zumutbar, dass jemand kontrolliert, wer einen Impfpass dabei hat und wer nicht». Wenn viele U-Bahn-Fahrer ohne Maske unterwegs wären, sei zu befürchten, dass auch die Bereitschaft der anderen Fahrgäste, sich an die Vorschrift zu halten, sinke.
Auf die Frage, ob man von «Privilegien» für geimpfte Menschen sprechen solle, sagte Buyx: «Ich würde mich freuen, wenn man den Begriff nicht mehr benutzen würde.» Er sei unpräzise und sorge für eine unnötige Verschärfung der öffentlichen Debatte.
Der Ethikrat plädierte dafür, die zum Schutz vor Covid-19 extremen Kontaktbeschränkungen in Heimen für Senioren, Behinderte oder chronisch Kranke nach der Impfung aufzuheben. Der Verzicht auf gemeinsame Mahlzeiten und andere Isolationsmaßnahmen, die Depressionen und ein rasches Voranschreiten von Demenz begünstigen könnten, sei hier «nur zu rechtfertigen, solange die in solchen Einrichtungen Lebenden noch nicht geimpft sind».
Hier gehe es nicht um Sonderrechte, sondern um die Rücknahme von der Benachteiligung», betonte Graumann. In den Einrichtungen zum Schutz der Menschen, die nicht geimpft werden könnten oder nicht geimpft werden wollten, weiter alle Maßnahmen aufrechtzuerhalten, wäre nicht mehr angemessen. Die nicht geimpften Bewohner müssten dann mit anderen Maßnahmen wie Schnelltests, FFP2-Masken und Schutzkleidung für Pflegekräfte geschützt werden.
Der Rat betonte, es müsse zwischen staatlichen Maßnahmen und Vorgaben von Unternehmen unterschieden werden. Private Anbieter hätten zwar grundsätzlich Vertragsfreiheit. Wenn es um die «gleichberechtigte Teilhabe am Leben» gebe, sollte es jedoch aus Sicht des Rates keine Ungleichbehandlung geben. Wenn aber beispielsweise nach einer generellen Wiedereröffnung von Konzerthallen ein Veranstalter entscheiden sollte, nur Geimpften den Zugang zu erlauben, so wäre dies durchaus möglich. «Daraus ergibt sich aber keine Impfpflicht durch die Hintertür», betonte Buyx. Schließlich wäre es etwa denkbar dann Tests als Alternative anzubieten. Einen vorgezogenen Zugang zur Impfung für Profi-Sportler, die an internationalen Wettbewerben teilnehmen, lehnte der Rat ab.
Der Ethikrat ist ein Gremium, das mit seinen Stellungnahmen Orientierung für Politik und Gesellschaft geben soll. Seine Mitglieder des Ethikrates werden vom Bundestagspräsidenten ernannt.
dpa/MB
Der Ticketverkäufer und Konzertveranstalter CTS Eventim will eine Corona-Impfung zur Voraussetzung für die Teilnahme an Veranstaltungen machen. In Schleswig-Holstein kümmert sich das Unternehmen aktuell um die Vergabe von Impfterminen. Eventim ist bereits vorbereitet. Die Systeme des Unternehmens können bereits Impfausweise lesen.
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