Mo, 04.06.2018 , 12:55 Uhr

Vor fünf Jahren - Jahrhunderthochwasser 2013

Anfang Juni 2013 haben viele Menschen in Ostbayern gebannt auf eine bestimmte Zahl geblickt - den aktuellen Pegel. Am vierten Juni hatte dieser vielerorts seinen Höchststand erreicht - und die Bilder aus der Region waren dramatisch. Die überflutete Wurstkuchl in Regensburg, überspülte Hochwasserwälle, die Wassermassen aus der Luft - und ungewohnt nah an ostbayerischen Wahrzeichen wie dem Kloster Weltenburg: Die Bilder aus dem Jahr 2013 werden wir so schnell nicht mehr vergessen.

Rückblick: Hochwasser 2013 in Ostbayern
Hochwasser 2013 in Ostbayern: Reporter blicken zurück

Hochwasser in Regensburg, Cham und Kelheim: Wie hat es damals in Ostbayern ausgesehen?

Hier sehen Sie einige unsere Videos aus dem Jahr 2013:

Hochwasser in Regensburg

Regensburg: Hochwasser versetzt Altstadt in Ausnahmezustand

Hochwasser im Landkreis Regensburg

Katastrophenalarm im Landkreis Regensburg
Aktuelle Hochwassersituation im Landkreis Regensburg

Hochwasser im Landkreis Kelheim

Kelheim: Angespannte Lage in Weltenburg
Kloster Weltenburg ohne Schäden

Hochwasser im Landkreis Cham

Hochwasser Cham und Roding
Hochwasser in Cham

Chamer Landrat Franz Löffler: Hochwasser 2013 hat gezeigt, dass Hochwasserschutz nötig ist

"Der Landkreis Cham ist im Juni 2013 von flächendeckenden massiven Hochwasserschäden verschont geblieben. Hier haben auch die Hochwasserspeicher wie zum Beispiel der Drachensee bei Furth im Wald ihre positive Wirkung gezeigt. Dennoch haben die Starkregenereignisse und lokale Hochwässer große Schäden angerichtet. Einmal mehr wurde die Notwendigkeit des vorbeugenden Hochwasserschutzes deutlich. Experten prognostizieren, dass infolge des Klimawandels extreme Hochwasserereignisse künftig noch häufiger auftreten werden. Der nachhaltige Schutz vor Hochwasser wird damit zu einem immer bedeutenderen Standortfaktor."

Seitdem ist viel passiert

"Im Landkreis Cham wurden seither in Roding (Bereich „Altstadt“) und in Cham ( „Floßhafen, Badstraße, Brunnendorf“) Maßnahmen des staatlichen technischen Hochwasserschutzes am Regen fertiggestellt (d. h. Deiche, Mauern, mobile Elemente, Pumpwerke zur Binnenentwässerung). Beide Maßnahmen wurden 2016 eingeweiht und bieten Schutz vor einem „hundertjährlichen Hochwasser“ für private und gewerbliche Immobilien sowie Infrastruktureinrichtungen.

Ausgeführt wurden diese Maßnahmen durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Regensburg.

In mehreren Kommunen wurden sogenannte „Integrale Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzepte“ beauftragt bzw. wie in Neukirchen b.Hl.Blut bereits fertig gestellt. Diese Konzepte zeigen an den kleineren Bächen konkrete Projekte zur Verminderung der Hochwassergefahr, wie z.B. die Schaffung von Rückhaltebecken, auf. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Renaturierung von Gewässern (z. B. Pitzlinger Bach und Zelzer Bach) durch den Landkreis Cham. Neben der ökologischen Aufwertung des Gewässers selbst verbessern solche Maßnahmen auch die Rückhaltewirkung. Sie verlängern den Fließweg des Wassers, verringern die Abflussgeschwindigkeit und begünstigen ggf. ein früheres Ausufern in unkritischen Bereichen.

 

Auch das Landratsamt Cham wirkt am vorbeugenden Hochwasserschutz mit. So wurde im Jahr 2016 das Überschwemmungsgebiet am Regen (Gewässer I. Ordnung und größtes Gewässer im Landkreis) per Verordnung des Landratsamtes amtlich festgesetzt. Darin sind verschiedene Beschränkungen für Bautätigkeiten, Bauleitplanung und auch für neue Heizölverbraucheranlagen im Überschwemmungsgebiet festgelegt.

 

Wo fehlt es noch/was muss noch passieren

Sowohl in Cham und in Roding haben bereits die Planungen für die nächsten technischen Maßnahmen dieser Art begonnen, nämlich für die Bereiche „Stadellohe“ (Cham) und „Mitterdorf“ (Roding). Hier muss besonderes Augenmerk auf eine zügige Umsetzung gelegt werden. Zuständig ist hier der Freistaat Bayern! Die Ausweisung weiterer Überschwemmungsgebiete an anderen Gewässern, z.B. Schwarzach und Chamb, wird derzeit vorbereitet.

Ich empfehle aber auch dringend den Abschluss einer Elementarschaden-Versicherung. Hier sind die Hauseigentümer zur Eigenverantwortung aufgerufen.

Das nächste Hochwasser kommt bestimmt!"

Seit 2013: Bayern investiert mehr als 500 Millionen Euro

Seit dem Jahrhunderthochwasser 2013 hat der Freistaat mehr als 500 Millionen Euro in neue Hochwasserschutzanlagen investiert. Zusätzlich seien für Reparaturen an beschädigten Schutzanlagen bis Ende 2017 rund 129 Millionen Euro ausgegeben worden, teilte Umweltminister Marcel Huber (CSU) anlässlich des fünften Jahrestages der Flutkatastrophe mit. 

Anfang Juni 2013 hatte tagelanger Regen in Deggendorf und Passau ein Rekordhochwasser ausgelöst. Auch Straubing, Regensburg, Rosenheim und das Allgäu waren von dem Unwetter betroffen. Bayernweit entstanden Huber zufolge Schäden in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. An die Opfer seien direkt danach rund 200 Millionen Euro Sofort- und Aufbauhilfen ausbezahlt worden. 

«Jeder Euro davon ist gut angelegtes Geld. Ein in Vorsorge investierter Euro verhindert sieben Euro Schäden.» So sei beispielsweise der linke Isardeich zum Schutz der besonders gefährdeten Menschen im Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf für knapp 30 Millionen Euro neu gebaut worden. 

Um Bayern wasserfest zu machen, sollen 2018 weitere rund 200 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgegeben werden. Huber nannte das eine Jahrhundert-Herausforderung in Zeiten des Klimawandels. Trotz aller Maßnahmen könne jedoch niemand eine hundertprozentige Sicherheit vor Naturgefahren garantieren. 

Die Wassermassen hätten 2013 vielen Menschen enormes persönliches und materielles Leid gebracht, sagte Huber, der als Umweltminister vor Ort war. Damals habe sich aber auch gezeigt: «Bayern hält in der Not zusammen.» Er erinnerte an die rund 100 000 Helfer, die bis zur totalen Erschöpfung die Deiche verteidigt hätten. 

Durch den Ausbau des Hochwasserschutzes seien seit 2013 zusätzlich 70 000 Einwohner in Bayern vor einem 100-jährlichen Hochwasser geschützt worden. Aktuell liefen im Freistaat rund 250 Baumaßnahmen. Schwerpunkt beim Hochwasserschutz sei die Donau in Niederbayern. 2018 sollen allein für den Hochwasserschutz zwischen Straubing und Vilshofen 70 Millionen Euro ausgegeben werden. 

 

Weitere Videos:

Hochwasser 2013
Eine Auswahl unserer Videos zum Jahrhunderthochwasser 2013 in Ostbayern

dpa/MF/MLi

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