Fr, 04.02.2022 , 09:50 Uhr

UKR bezieht Stellung zur Online-Petition des VKKK

Dem Verein VKKK Ostbayern zufolge stellen Umstrukturierungen bei den medizinischen Laboren des Uniklinikums die Kinderonkologie in Regensburg in Frage. Das Uniklinikum Regensburg bezieht nun Stellung zur Online-Petition.

Am Mittwoch haben wir eine Stellungnahme des Vereins VKKK Ostbayern zum Thema Kinderonkologie veröffentlicht. Hier nun die Stellungnahme des Universitätsklinikum Regensburg.

Über die PHOS

Die Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation (PHOS) besteht am Universitätsklinikum Regensburg seit 2010. Sie wurde mit Gründung der KUNO-Klinik am UKR etabliert und versorgt Kinder und junge Erwachsene, die an gut- und bösartigen Erkrankungen des Blutes, Immundefekten, seltenen Knochenkrankheiten sowie schwer therapierbaren Autoimmunerkrankungen leiden. Viele dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen können nur durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden; die Therapien sind entsprechend aufwendig, langwierig und bringen einen engen und langjährigen Kontakt mit Patienten und Eltern mit sich. Die Abteilung PHOS behandelt pro Jahr etwa 550 Kinder. Das Einzugsgebiet ist auf Ostbayern fokussiert (mehr als 90% der Patienten), ein geringer Anteil der Patienten kommt aus dem übrigen Bayern und Deutschland. Mehr als die Hälfte der in der Abteilung PHOS behandelten Kinder ist noch keine zehn Jahre alt. Mehrheitlich leiden die jungen Patienten an bösartigen Erkrankungen. Der Bereich Kinderonkologie ist im Gegensatz zur Erwachsenenonkologie ambulant nicht vertreten, so dass die Abteilung PHOS des UKR für alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wie auch für die jahrelange Nachsorge der kleinen Patienten Verantwortung trägt. Die Abteilung PHOS ist der einzige Versorger pädiatrisch-onkologischer Erkrankungen in ganz Niederbayern und der Oberpfalz. Sie arbeitet in der Krankenversorgung sowie in der Forschung eng mit Partnern in Bayern (u.a. KioNet) und Deutschland wie auch auf internationaler Ebene zusammen.

Das hämatologische Labor in der Abteilung PHOS

Mit Etablierung der Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation im UKR wurde dort 2010 auch ein eigenes hämatologisches Labor eingerichtet, das zuletzt mit drei medizinisch-technischen Assistenten dafür Sorge trug, dass für die ambulanten Patienten die für die Therapie notwendigen Blutbildanalysen durchgeführt wurden. Erst nach Vorliegen der aktuellen Blutwerte kann zum Beispiel bei einem Krebspatienten entschieden werden, ob der nächste Therapiezyklus beginnen kann oder ob es noch Zeit bedarf, bis sich die Blutwerte weiter erholen. Neben der Blutbilddiagnostik erfolgen in diesem Labor die Knochenmark- und die Liquordiagnostik. Außerhalb der Kernzeiten des PHOS-eigenen Labors sowie für die stationären Patienten übernahm von Beginn an das Zentrallabor des Institutes für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des UKR die Laborleistungen in der Blutbilddiagnostik. Auch alle weiteren labordiagnostischen Analysen im Blut (z.B. Bestimmung der Leberwerte, Entzündungs- oder Nierenfunktionsparameter) wurden schon immer ausschließlich im Zentrallabor erbracht. Optimierung der Prozesse, Erfüllung von Qualitätskriterien Das Universitätsklinikum Regensburg ist gefordert und bestrebt, seine Prozesse stetig zu überprüfen und weiter zu verbessern. Zugleich sind extern vorgegebene Standards und Qualitätskriterien zu erfüllen. Dies gilt sowohl für die Patientenversorgung als auch für die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien. Vor diesem Hintergrund erfolgte im Jahr 2021 eine Analyse der Abläufe bei den Blutbilduntersuchungen ambulanter Patienten der Abteilung PHOS. Hierbei wurden Optimierungspotentiale identifiziert, die unter anderem die Standardisierung und Digitalisierung der Abläufe, die Anbindung an das IT-System des UKR, die Qualitätssicherung und die Rund-um-dieUhr-Verfügbarkeit der Laborkapazitäten betreffen, die in dieser Form bisher nicht etabliert waren. In der Folge startete eine Testphase, in der die Blutuntersuchungen nicht mehr unmittelbar in den Räumlichkeiten der Abteilung PHOS, sondern im Zentrallabor des UKR (Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin) durchgeführt wurden. Hierbei erwies es sich als sinnvoll, die Prozesse so umzustellen, dass die Blutuntersuchungen der PHOS-Patienten im Zentrallabor des UKR erfolgen, welches nur wenige Schritte von der Abteilung PHOS entfernt ist und das auch die die Blutbildanalysen der stationären PHOS-Patienten sowie der anderen pädiatrischen Bereiche des UKR durchführt.

Optimierung der Prozesse, Erfüllung von Qualitätskriterien

Es ist richtig, dass die reine Untersuchungsdauer der Blutproben von bisher durchschnittlich 15 Minuten auf nun durchschnittlich 45 Minuten (inkl. Transport der Blutprobe ins Zentrallabor) anstieg. Sämtliche ambulant entnommenen Blutproben der Abteilung PHOS (etwa 20 pro Werktag) werden jedoch im Zentrallabor nach dem sogenannten Fast-Track-Verfahren behandelt und mit höchster Priorität analysiert. Etwa 40 bis 45 Minuten nach Versand der Blutprobe liegt dem behandelnden Arzt der Abteilung PHOS der Befund vollständig, digital und nun auch qualitätsgesichert vor – bei Bedarf rund um die Uhr an allen Wochentagen. Es gibt durchaus auch Ausnahmefälle, wenn bei der Erstuntersuchung des Blutes Auffälligkeiten erkannt werden, die eine zweite und gegebenenfalls dritte Untersuchung erfordern. Hierfür ist mehr Zeit notwendig, was aber ausschließlich der Qualitätssicherung und der Patientensicherheit zugutekommt.

Stellungnahme des UKR zur Online-Petition

Es ist dem UKR bewusst, dass die pädiatrische Blutbildanalyse spezielle Anforderungen hat und durch die räumliche Verlagerung der Blutbilddiagnostik ins Zentrallabor die Analysezeit gestiegen ist. Nach unseren Erkenntnissen liegen die Bearbeitungszeiten bei durchschnittlich 45 Minuten; dabei gibt es auch Blutbildanalysen, die wesentlich schneller erfolgen, und in wenigen Ausnahmen Analysen, die infolge von Auffälligkeiten eine detailliertere Untersuchung erfordern. Der Zeitraum von durchschnittlich 45 Minuten ist nach Auffassung des UKR vertretbar, wenngleich es uns ein großes Anliegen ist, unseren sensibelsten Patienten keine unnötigen Belastungen zuzumuten. Eine Fortführung der Blutbilduntersuchungen innerhalb der Abteilung PHOS hätte so keinesfalls beibehalten werden können. Investitionen in neue Laborräumlichkeiten, Laborausstattung, IT- Anbindung sowie in Qualitätssicherungsmaßnahmen wären erforderlich, während dies alles bereits im Zentrallabor des UKR vorhanden ist und hier zugleich eine 24-Stunden-Befundung an jedem Tag der Woche unter Wahrung aller Anforderungen an Datenschutz, Diagnostik- und Patienten gewährleistet wird. Das Zentrallabor des Institutes für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin ist nach DIN EN ISO 15189 akkreditiert und erfüllt somit die höchsten Anforderungen an die Qualität und Kompetenz medizinischer Labore.
Wir haben Verständnis, dass diese Veränderung zunächst befremdlich wirkt und auf Seiten der kleinen Patienten und bei deren Angehörigen eine Anpassung erfordert, weil der ambulante Besuch in der Abteilung PHOS nun ein wenig mehr Zeit beanspruchen mag.
Das UKR hat im vergangenen Jahr mehrere Millionen Euro in eine neue Laborstraße investiert, die
derzeit zu den modernsten in ganz Deutschland gehört. Mit dieser Laborausstattung können die notwendige IT-Anbindung, sämtliche Zertifizierungen und Akkreditierungen, eine 24-StundenBefundung an jedem Tag der Woche unter Wahrung aller Anforderungen an den Datenschutz nun auch für unsere kleinsten Patienten gewährleistet werden.

Hier die Meldung des VKKK Ostbayern

Der 1. Vorsitzende, Prof. Dr. Franz-Josef Helmig, hat alle ostbayerischen Landtagsabgeordneten in einem Brief um Hilfe beim Erhalt der Abteilung in ihrer alten Form gebeten. Betroffene Eltern haben auf change.org eine Petition gestartet, die binnen rund einer Woche bereits über 20.000 Unterstützer unterschrieben haben.

Krebs im Kinder- und Jugendalter lässt sich erfolgreich behandeln. Rund 80 Prozent der Patienten überleben heute die Erkrankung. „Voraussetzung ist allerdings, dass sie nach aktuellem Stand der Forschung in einem Klinikum der Maximalversorgung behandelt werden“, erläutert Prof. Helmig, selbst Kinderchirurg im Ruhestand. Dabei erfüllt das medizinische Labor zwei wichtige Funktionen. Es schafft zum einen die Voraussetzung dafür, dass die kranken Kinder in Form von Therapieoptimierungsstudien die bestmögliche Behandlung bekommen. Zum anderen ist es in den täglichen Ablauf eingebunden, weil vor vielen Behandlungsschritten zunächst ein Blutbild erstellt werden muss.

Bislang verfügte die Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Regensburg (UKR) über ein eigenes spezialisiertes pädiatrisch-hämatologisches Labor. Seit Januar hat das Zentrallabor des UKR die Aufgaben übernommen – „mit schwerwiegenden Folgen für die Kinderonkologie“, befürchtet Helmig.

Die unmittelbare Folge spüren die Eltern und ihre Kinder bereits deutlich: Statt bislang rund 15 Minuten müssen sie oft weit über eine Stunde auf die Ergebnisse der Blutuntersuchungen warten. Erst dann kann die eigentliche Behandlung beginnen, zu der gerade ambulante Patienten aus der nördlichen Oberpfalz, dem Bayerwald oder der Region Passau stundenlang anreisen müssen.

Schwerwiegender ist aber, dass ohne ein eigenes Labor die Teilnahme der Regensburger Kinderonkologie an den Therapieoptimierungsstudien nicht mehr möglich ist. Damit ist automatisch die Behandlung der Kinder auf universitärem Niveau gefährdet. „Viele der kleinen Patienten, schon Babys ab vier Monaten sind darunter, werden in der Konsequenz noch viel weitere Wege in die Unikliniken nach München, Erlangen oder Würzburg auf sich nehmen müssen“, so Prof. Helmig. „Das Niveau der Kinderonkologie am Uniklinikum droht von der Maximalversorgung auf den Stand regionaler Krankenhäuser abzustürzen.“

Im Brief an die Abgeordneten wird Prof. Helmig deutlich: „Damit fallen Niederbayern und die Oberpfalz gut zehn Jahre nach ihrer Eröffnung zurück in die Zeit vor dem Bau von KUNO, der Kinder-Uniklinik Ostbayern. Mit der Einweihung des KUNO-Neubaus am Uniklinikum Regensburg im Jahr 2010 hatten bürgerschaftliches Engagement und die größte Spendenaktion, die es in Bayern je gab, dafür gesorgt, dass krebskranke Kinder endlich in Ostbayern auf Maximalniveau versorgt werden können.“ Noch hofft der Vorsitzende, dass es nicht so weit kommt. „Voraussetzung dafür ist aber, dass die Führung des UKR ihre Entscheidung überdenkt und die Kinderonkologie in einem voll funktionsfähigen Zustand erhält“, appelliert Prof. Helmig.

Hintergrund

Behandlung in Therapieoptimierungsstudien

Typisch für die Behandlung von Krebs im Kindesalter ist der Einsatz von Therapieoptimierungsstudien, die von akademischen Einrichtungen initiiert wurden. Mehr als 90 Prozent der Kinder werden in Therapieoptimierungsstudien behandelt. Bei Erwachsenen werden im Vergleich nur rund zwanzig Prozent in Studien, meist nicht-akademischen Industriestudien, behandelt.

In den Therapieoptimierungsstudien stehen die Spezialisten der kinderonkologischen Fachkliniken bundesweit in ständigem Austausch. Über die Studien werden einheitliche, standardisierten Therapiepläne entwickelt und ständig verbessert. Ziel ist, die Patienten nach dem jeweils aktuellsten Wissensstand zu behandeln und gleichzeitig die Behandlungsmöglichkeiten fortlaufend zu verbessern.

Ein Kernbaustein der Studien-Infrastruktur ist ein spezialisiertes pädiatrisch-hämatologisches Labor vor Ort in der Kinderonkologie. Bei einem onkologischen Zentrum wird ein derartiges Labor von den Zertifizierungsbehörden gefordert und wurde auch in Regensburg bislang auf höchstem Niveau vorgehalten.

Die Petition betroffener Familien finden Sie unter https://chng.it/znncDF6XM4

 

pm/MS

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