Sa, 22.12.2012 , 10:47 Uhr

Viele Kirchenaustritte in der Weihnachtszeit

Die große Austrittswelle ist vorbei. Dennoch: Auch in diesem Jahr kehrten wieder viele Menschen ihrer Kirche den Rücken. Nicht wenige nutzen dafür ausgerechnet die besinnlichen Tage kurz vor dem Jahreswechsel.

Für die christlichen Kirchen sind die Weihnachtstage keine rosigen Zeiten. Denn nicht wenige ihrer Mitglieder treten am Jahresende aus. Allerdings: So schlimm wie im Krisenjahr 2010 ist es nicht mehr. Dies ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in Bayern.

In München gab es in diesem Jahr bislang rund 7700 Kirchenaustritte. Sabine Hübl vom Standesamt München rechnet damit, dass diese Zahl bis Jahresende noch deutlich steigen wird: «Zwischen Weihnachten und Silvester steigen pro Tag bis zu 100 Leute aus der Kirche aus. Bis zum Jahresende ist davon auszugehen, dass die 8000er Marke geknackt wird.» Damit wäre die Zahl der Kirchenaustritte im Vergleich zum Vorjahr (8257) etwa konstant geblieben.

Im Krisenjahr 2010 lag die Zahl der Kirchenaustritte allein in München bei 11 000. Damals war vor allem die katholische Kirche durch den Missbrauchskandal in die Schlagzeilen geraten. Prügelvorwürfe gegen Bischof Walter Mixa hatten im Augsburger Bistum eine Austrittswelle ausgelöst. Hatten 2009 noch 7000 Katholiken im Bistum ihren Austritt erklärt, so schnellte die Zahl 2010 auf 12 000. Ein Jahr später registrierte das Bistum nur noch halb so viele Austritte. Mit einem ähnlichen Niveau wird für dieses Jahr gerechnet. In der Stadt Augsburg sind bis Ende November 1148 Gläubige aus der Kirche ausgetreten. Katholiken und Protestanten werden dabei nicht getrennt erfasst.

Die Stadt Nürnberg verzeichnet einen leichten Anstieg der Kirchenaustritte. «2010 war die große Welle, letztes Jahr war es eher eine Delle, und dieses Jahr ist es weniger als 2010, aber mehr als 2011», berichtet ein Mitarbeiter des Nürnberger Standesamtes. In der zweitgrößten bayerischen Stadt sind bis November 2350 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Das waren etwas mehr als im Vorjahreszeitraum (2200).

Bis Anfang Dezember kehrten in Regensburg 616 Menschen der Kirche den Rücken. Dies bedeutet einen Rückgang zum Vorjahr, als es noch 710 Austritte waren. Ein Sprecher des Bistums sagte, dass sich neben dem demografischen Wandel auch die Steuerpolitik auswirke. Generell würden die Gründe für einen Austritt aber nicht erfasst. In Passau waren nach Angaben einer Sprecherin im Vorjahr 231 Menschen aus der Kirche ausgetreten, in diesem Jahr bis Anfang Dezember 208.

In Ingolstadt haben bis Anfang Dezember 716 Menschen die Kirche verlassen. «Im gesamten Jahr 2011 waren es 721, so dass wir davon ausgehen können, dass die Zahl konstant bleiben wird», sagt der Sprecher der 128 000 Einwohner zählenden Stadt, Gerd Treffer.

Auch in Unterfranken und in Oberfranken hat sich die Lage nach der Austrittswelle 2010 normalisiert. «Es hat diesen großen Paukenschlag gegeben im Jahr 2010 – da hatten wir wirklich massig Kirchenaustritte. Mittlerweile liegen wir wieder im normalen Trend», sagt Amtsleiter Robert Strauß vom Standesamt in Bamberg. In diesem Jahr seien bislang 300 Menschen aus der Kirche ausgetreten. 2010 waren es noch 493. Als Hauptgrund für die Austritte nennt Strauß die Kirchensteuer. «Mit dem 13. Monatsgehalt entscheiden sich viele für diesen Schritt, den sie oft lange vor sich her geschoben haben. Das ist dann oft so ein Auslöser.»

In Würzburg sind bislang 620 Gläubige aus der Kirche ausgetreten. Das ist nah am Vorjahresergebnis von 719. Das Standesamt geht davon aus, dass heuer die 700-Grenze nicht überschritten wird. In Aschaffenburg gehen die Zahlen ebenfalls leicht zurück: 525 waren es im Jahr 2010, 349 im vergangenen Jahr und bislang registrierte die Behörde rund 330 Austritte. «Dabei halten sich die Konfessionen die Waage – die eine Hälfte ist katholisch, die andere evangelisch», sagt der stellvertretende Leiter des Aschaffenburger Standesamtes, Manfred Horn. «Viele nennen einfach finanzielle Gründe für ihre Entscheidung. Die wenigsten wollen der Kirche tatsächlich den Rücken kehren.»

 dpa 22.12.2012

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