Die beiden Verteidiger von Gustl Mollath haben am Mittwoch völlig überraschend ihr Mandat niedergelegt. Dies entspreche dem Wunsch des Angeklagten, sagte Mollaths Anwalt Gerhard Strate vor dem Landgericht Regensburg. Mollath habe das Vertrauen in seine Verteidiger verloren. Er habe bis zu 30 Beweisanträge stellen wollen, die aber von den Anwälten nicht eingebracht wurden.
Mollath selbst zeigte sich dagegen erstaunt: «Ich bin auch total überrascht und am Boden zerstört», sagte der 57-jährige Nürnberger. «Ich kann den Grund nicht verstehen. Ich habe Vertrauen in meine Anwälte.»
Die Staatsanwaltschaft beantragte, Strate und dessen Kollegen Johannes Rauwald zu Pflichtverteidigern zu machen. Darüber muss das Gericht nun entscheiden. Falls die Richter dem Antrag stattgeben, werde er als Pflichtverteidiger weitermachen, kündigte Strate an.
Mollath muss sich wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten. Er soll 2001 seine Frau misshandelt und eingesperrt haben. Zudem soll er Dutzende Autoreifen zerstochen haben, um sich an Menschen zu rächen, die an der Scheidung von seiner Frau beteiligt waren oder sich irgendwie gegen ihn gewandt hatten.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte Mollath 2006 wegen Schuldunfähigkeit zwar freigesprochen, aber in die Psychiatrie eingewiesen. Erst im vergangenen Jahr kam er frei. Der Fall hatte eine Debatte über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken ausgelöst. Am 7. Juli begann in Regensburg das Wiederaufnahmeverfahren.
dpa / lby