Vergiftete Greifvögel beschäftigen in Ostbayern Tierschützer und Polizei. Die streng geschützten Tiere sind mit dem seit 2008 verbotenen Pflanzenschutzmittel Carbofuran getötet worden. Zuletzt war Ende Juli der Kadaver einer Rohrweihe bei Wallersdorf (Kreis Dingolfing-Landau) gefunden worden.
Wer Interesse daran haben könnte, Greifvögel zu töten, darüber lasse sich nur spekulieren, sagte Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Cham. Im vergangenen Sommer sind rund um die oberpfälzische Stadt mindestens neun Greifvögel mit Ködern vergiftet worden, darunter Rotmilane. Ende April war ein Mäusebussard beim Höllsteinsee in der Nähe von Viechtach (Kreis Regen) vergiftet worden.
Schon die geringste Menge Carbofuran könne auch dem Menschen gefährlich werden, sagte Schmidberger. «Greifvögel sterben noch beim Fressen des Köders. Vielleicht schafft es ein Tier auch mal, danach noch 100 Meter zu fliegen.» Aber dann sei Schluss. Woher das verbotene Gift kommt, sei unklar. Es könnten Altbestände sein oder Bestellungen aus dem Internet. «Da kriegt man ja alles.»
Die Suche nach einem Täter ist schwierig. Man dürfe keine Gruppen pauschal verdächtigen, sagte Schmidberger. Es könne ein Hundehasser sein, der den Tod von Greifvögeln in Kauf nimmt. Es könne auch ein Taubenzüchter oder ein Jäger sein. Denn Greifvögel schnappten sich auch Brieftauben, Fasane oder Rebhühner.
Wobei mit den Giftködern gerade die Luftjäger unter den Greifvögeln nicht erwischt würden. Denn der Wanderfalke beispielsweise, der eine fliegende Taube greift, würde in der Regel keinen am Boden liegenden Fleischköder fressen, erklärte Schmidberger. Deshalb treffe das Gift eher die Arten, die auch am Boden nach Aas suchten.
Der Bayerische Jagdverband (BJV) distanzierte sich «ganz massiv» von solchen Taten. Die in Deutschland vorkommenden Greifvogelarten sind streng geschützt. «Da stehen wir dahinter. Und auch, wenn gegen Wilderei vorgegangen wird», sagte Egbert Urbach, Leiter der BJV-Landesjagdschule. «Selbst wenn es jemand aus unseren Reihen sein sollte: Er möge seinen Jagdschein verlieren.»
Dass es immer weniger Fasane, Rebhühner und Feldhasen gibt, sei nicht die Schuld der Greifvögel, sagte LBV-Mann Schmidberger. Wiesen würden heute nicht mehr nur zweimal im Jahr, sondern häufiger gemäht, da hätten Wiesenbrüter und Feldhasen eine geringere Überlebenschance.
Die Ermittlungen zu der Vergiftungsserie im Landkreis Cham im vergangenen Sommer sind Schmidberger zufolge inzwischen eingestellt worden. Im Wallersdorfer Fall der getöteten Rohrweihe laufen die Ermittlungen noch. «Wir sind hier auf die Hilfe von Zeugen angewiesen», sagte eine Polizeisprecherin.
dpa/MF