Mi, 21.02.2018 , 16:56 Uhr

Theater Regensburg trauert um seine ehemalige Intendantin

Mit großer Betroffenheit hat das Theater Regensburg vom Tod von Marietheres List erfahren, die in den Jahren 1988-2002 Intendantin des Theaters Regensburg war. 

Als erste Frau in Deutschland, die Intendantin eines Dreispartenhauses wurde, gelang es Marietheres List in Regensburg, die Sparte Tanz aufzubauen, sie förderte zeitgenössische Musik – insbesondere Kammeropern –, setzte Musicals auf den Spielplan und steht für eine erfolgreiche Sanierung des Hauses am Bismarckplatz (1997-2001), in der das Publikum dem Theater die Treue hielt und anschließend sogar die Ausweichspielstätte Velodrom zum dauerhaften Theater-Ort etabliert werden konnte.

Bis zuletzt blieb Marietheres List dem Theater Regensburg verbunden, besuchte Premieren und war als enthusiastische wie kritische Gesprächspartnerin geschätzt.

 

»Visi d‘ arte« – Die Ästhetin Marietheres List führte ein Leben für die Kunst und wurde von Künstlern, Mitarbeitern, Politikern und Weggefährten als kreative, feinsinnige, humorvolle Frau mit hohem künstlerischen Anspruch und sicherer

Hand beschrieben, die bemerkenswerte künstlerische Impulse setzte und ihre Arbeit am Theater mit großer Disziplin, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und unermüdlicher Hingabe betrieb.

In einer Theaterfamilie aufgewachsen (Vater Herbert List war Betriebsdirektor an der Bayerischen Staatsoper München, die Mutter Gertrud List Opernsängerin), wollte sie als Kind und Jugendliche erst Tänzerin, dann Sängerin werden. In den Jahren nach dem Abitur absolvierte Marietheres List Praktika in verschiedenen

Abteilungen und Werkstätten des Nationaltheaters München. Sie studierte Theaterwissenschaft und Musikgeschichte, war Regiehospitantin, praktizierte in verschiedenen Funktionen beim Fernsehen und bildete sich in drei Fremdsprachen aus. 1975 schließlich der erste große Karriereschritt: Marietheres List wurde Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros der Vereinigten Bühnen Graz. In gleicher Funktion ging es 1977 an die Städtischen Bühnen Nürnberg, 1979 folgte die Leitung des Künstlerischen Betriebsbüros in Stuttgart, am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen war sie von 1983-1985 persönliche Referentin des Intendanten und

Chefdisponentin. In Essen schließlich wurde sie 1985 neben ihrer Funktion als Künstlerische Betriebsdirektorin auch stellvertretende Intendantin – diese Position hatte sie auch ab 1986 in Nizza an der Opera de Nice inne, bis sie 1988 schließlich Theaterchefin in Regensburg wurde, wo sie bis 2002 erfolgreich als Intendantin wirkte.

 

Josef E. Köpplinger, Staatsintendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz, der 1988 als jüngster Spielleiter von Marietheres List an die Städtischen Bühnen Regensburg engagiert wurde: »Liebe Marietheres, ohne Dich, Deine prägende künstlerische Hand und Dein Vertrauen wäre ich nie im Leben dort, wo ich jetzt sein darf. Ich vermisse Dich schon jetzt. Danke und schlaf schön! Josef Ernst Köpplinger.«

 

Holger von Berg, Kaufmännischer Direktor 1999-2002 in Regensburg,

Kaufmännischer Direktor des Residenztheaters in München von 2002-2016, Geschäftsführender Direktor in Bayreuth seit 2016: »Liebe Marietheres, mit Dir verbindet mich eine wunderschöne Zeit am Theater in Regensburg über die Dauer der Sanierung des Theaters und der Ausweichspielstätte Velodrom. Noch im Sommer waren wir gemeinsam in der „Götterdämmerung“ in Bayreuth; das wird nun leider niemals mehr möglich sein. Dein Holger«

 

Michael Bleiziffer, Oberspielleiter am Theater Regensburg unter Marietheres List 1996-2002, bis 2012 unter der Intendanz Ernö Weil:

 »Ich kenne Marietheres List seit 1987 und habe eine wunderschöne Zeit mit ihr verbracht – 6 Jahre als Oberspielleiter und davor jährlich als Gastregisseur. Das Besondere ist für mich – vor allem im Nachhinein – dass sie zu den wenigen Originalen der Intendanten in diesem Land gehört. Als Sprechtheaterregisseur hatte ich absolute Freiheiten bei ihr und wusste das sehr zu schätzen.«  

 

Jens Neundorff von Enzberg, Intendant am Theater Regensburg: »Marietheres List habe ich als eine theaterbegeisterte und lebensfrohe Frau kennen gelernt, sie hat viel für das Regensburger Theater getan – für viele Karrieren von Sängern, Schauspielern und Regisseuren hat sie in Regensburg den Grundstein gelegt. Geschätzt habe ich an ihr immer ihre kritische und offene Auseinandersetzung mit dem Theater Regensburg und dessen Produktionen.« 

 

Manuela Lehner, Personalleitung Theater Regensburg seit 1999:

»Mit Marietheres verbinde ich Schönheit, Eleganz, Willensstärke, Intelligenz,

Einfühlungsvermögen, Kreativität, und vor allem Humor. Sie war für mich der

Schlüssel zum Theater und eine Institution in Regensburg, lange bevor unsere

Zusammenarbeit begann. Ich bin dankbar für Ihre Freundschaft und die gemeinsame Zeit, sie wird mir sehr fehlen.«

 

Das Theater Regensburg unter Intendant Jens Neundorff von Enzberg und seine Mitarbeiter trauern um Marietheres List.

 

Pressemitteilung/MF

Das könnte Dich auch interessieren

02.01.2025 Kelheim: Johanniter-Weihnachtstrucker bringt Hilfspakete nach Rumänien Anfang Dezember startete die jährliche Sammelaktion des Johanniter-Weihnachtstruckers in den Ortsverbänden Landshut, Großköllnbach und Kelheim. Dabei kamen rund 2.300 Pakete für bedürftige Menschen zusammen. Die Hilfspakete wurden am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Rumänien transportiert, wo sie in der Region Copsa Mica in Siebenbürgen verteilt wurden. 02.01.2025 Regensburg: Drei Einbrüche rund um den Jahreswechsel Rund um den Jahreswechsel kam es in Regensburg zu drei Einbrüchen. Betroffen waren eine Wohnung in der Prinz-Rupprecht-Straße, ein Einzelhandelsgeschäft in der Maximilianstraße sowie ein Kino in der Weißgerberstraße. In allen Fällen ermittelt die Kriminalpolizeiinspektion Regensburg und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. 02.01.2025 Regensburg: 41-Jährige greift Seniorin an - hat sie auch noch einen Mann verletzt? Am Silvestermorgen und -nachmittag kam es in Regensburg zu zwei schweren Angriffen durch eine 41-jährige Frau. Das Amtsgericht Regensburg hat nun Haftbefehl gegen die Tatverdächtige erlassen. 02.01.2025 Regensburg: Einsätze in der Silvesternacht und hilflose Person im Bus In der Innenstadt von Regensburg war zur Mitternacht ein stark erhöhtes Personenaufkommen festzustellen. Das Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern im Altstadtbereich wurde weitgehend eingehalten. Personen, die auf das Verbot hingewiesen wurden, reagierten kooperativ und verließen den Verbotsbereich.