Über mehrere Monate hinweg wurden die beiden Tiger Claudius und Suna vorsichtig am Gitter zweier getrennter Außenanlagen aneinander gewöhnt. Ende Januar war es endlich soweit und sie durften zueinander. Die Zusammenführung verlief wie im Bilderbuch. Beide begrüßten sich ausgiebig und tollten gemeinsam durch das Gehege. Suna war zu dieser Zeit paarungsbereit und gleich die ersten Deckakte führten zu dem Ergebnis zweier Tigerbabys, die letzten Sonntag, nachts geboren wurden.
Tigermutter Suna zeigte leider, wie das manchmal bei unerfahrenen, erstgebärenden Wildtieren vorkommt, keinerlei Interesse an ihren Babys. Völlig teilnahmslos ließ sie die Kleinen in der Wurfbox zurück und säugte sie nicht.
Tiergartendirektor Wolfgang Peter sowie die Raubtierpfleger Günter Hartl und Lukas Heinze warteten noch mehrere Stunden um der Mutter die Gelegenheit zu geben sich doch noch ihrer Jungen anzunehmen. Das war aber leider nicht der Fall.
Daraufhin wurden die hungrigen Babys erst einmal von Hand gefüttert, mit dem Stroh aus der Wurfbox eingerieben um den Stallgeruch der Tiere zu festigen und danach wieder in die Wurfbox zurückgebracht. Wieder wartete man zwei Stunden bis zur nächst fälligen Fütterung. Leider zeigte Suna auch diesmal keinerlei Interesse an den Kleinen.
Die einzige Möglichkeit die beiden Tigerkätzchen zu retten, war daher der Entschluss zur Handaufzucht. Die in der Aufzucht unzähliger Wildtiere sehr erfahrene Zoo-Tierpflegerin Helga Hartl übernahm die beiden Jungtiger in ihre Obhut. Alle zwei Stunden, auch nachts, erhielten die Kleinen nun per Milchfläschchen warme Katzenaufzuchtmilch mit Kamillentee und daran anschließend eine ausgiebige Massage der Bauch- und Analregion um die Abgabe von Urin und Kot zu stimulieren. Alles schien gut zu werden.
In der zweiten Nacht aber verstarb, trotz kontinuierlicher tierärztlicher Begleitung, das erste und den Tag darauf leider auch das zweite Junge.
Mit nur 1000 Gramm Geburtsgewicht waren die beiden männlichen Tigerbabys stark untergewichtig. Normalerweise wiegen neugeborene Sibirische Tiger etwa 1500 Gramm. Außerdem zeigten sie phasenweise Dysfunktionen der Nieren mit leicht blutigem Harn. Eines der verstorbenen Tigerbabys litt an einer extremen Magenstenose, d.h. einer starken Verengung des Übergangs vom Magen zum Darm, so dass die Nahrung nur schlecht weiter transportiert werden konnte.
Der Tigerin Suna geht es nach der Geburt gut. In den nächsten Tagen wird sie wieder mit Kater Claudius gemeinsam durch die neue Tigeranlage wandern.
Foto: Zusammenführung der beiden Tiger Suna und Claudius, Tiergarten Straubing.
Pressemeldung/MF