Do, 02.12.2021 , 20:00 Uhr

«Sperren Sie mich für immer ein» - Auftakt im Mordprozess gegen 33-Jährige aus Mainburg

Vor fünf Monaten soll eine Tochter ihre Mutter ermordet haben. Heute hat der erste Prozesstag stattgefunden, von dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. Dabei wurde auch der Notruf der Tochter abgespielt, der eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung offenbart hat. Hier eine kurze Zusammenfassung der ersten Verhandlung:

Ablauf des ersten Prozesstages

Während der Verhandlung wurde der Notruf der Angeklagten vom 3. Juli abgespielt. Sie hatte um 4.29 Uhr der Polizei mitgeteilt: «Ich hab‘ meine Mutter umgebracht. Sperren Sie mich für immer ein.» Während sich ein Streifenwagen auf den Weg zur Wohnung machte, hielt der Beamte am Telefon die Tatverdächtige im Gespräch.

Dort schildert sie in kurzen, abgehackten Sätzen, unter der Mutter gelitten zu haben, diese habe alle und jeden beherrscht. Nun seien alle «erlöst von ihr». Auslöser für die Tat soll der Hund Trixie gewesen sein, den die Angeklagte als ihr Kind bezeichnete und der verschwunden gewesen sein soll. Sie habe das Tier abgeben müssen, sagt sie dem Beamten. Und nun sei der Hund «irgendwo im Nirgendwo».

Die Angeklagte spricht in dem Notruf von psychischer Qual. Sie habe bei ihrer Mutter Liebe gesucht, stattdessen habe die Mutter alles getan, «nur nicht das, was man als Mutter tun würde». Sie berichtet von einem Bruder, den man vor ihr schützen müsse, und sagt immer wieder: «Bitte kommt und holt mich.»

Auf die Frage des Polizisten, wie alt die Mutter gewesen sei, sagt die Tochter: «Zu alt geworden. 61.» Wo jetzt das Messer sei, will der Beamte wissen. Die Frau antwortet: «Steckt in meiner Mutter und da bleibt es auch.» Sie selbst sitze auf der Couch «wie der Teufel».

Einer der Beamten, der bei der Festnahme dabei war, sagte als Zeuge, die Frau habe einen psychisch angeschlagenen Eindruck gemacht, die Mutter als «Monster» bezeichnet und viel von ihrem Hund gesprochen. Der sei ihr wichtiger gewesen als sie selbst. Mehrmals habe die Frau die Polizisten aufgefordert: «Schaut mir nicht in die Augen.»

Eine Polizistin berichtete, wie die Angeklagte nach ihrer Festnahme während einer Zigarettenpause im Hof der Polizeiinspektion mit der brennenden Zigarette auf sie losgegangen sei. Sie habe den Angriff abgewehrt, sagte die Beamtin. Danach habe die 33-Jährige gerufen: «Erschießt mich!».

Während die Polizistin vor Gericht sprach, hob die Angeklagte wie eine Schülerin die Hand und meldete sich zaghaft. Als ihr der Vorsitzende Richter Michael Hammer das Wort erteilte, sagte sie an die Polizistin gerichtet: «Ich wollte mich nochmal aufrichtig bei Ihnen entschuldigen für den Vorfall.»

Die Verhandlung verfolgte die Frau am Donnerstag angespannt, ruhig und aufmerksam. Als sich ihre Verteidiger eine kurze Pause für eine Besprechung erbaten und den Saal verließen, fragte sie höflich den Richter: «Darf ich fragen, was jetzt passiert?» Michael Hammer erklärte ihr zwischendurch immer wieder das Prozess-Prozedere.

Laut Anklage handelte die Frau in voller Tötungsabsicht und heimtückisch. Sie ist seit ihrer Festnahme in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Der Prozess soll am Mittwoch (8. Dezember) fortgesetzt werden. Das Urteil könnte Mitte Dezember fallen.

 

Erstmeldung

Eine 33 Jahre alte Frau muss sich wegen der Tötung ihrer Mutter vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten Mord vor. Sie soll die 61-Jährige im Juli in deren Wohnung im niederbayerischen Mainburg mit einer Porzellankatze angegriffen und mit einem Messer niedergestochen haben. Das Opfer verblutete.

Während der Aussage der 33-Jährigen zu Verhandlungsbeginn am Donnerstag war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, unter anderem wegen psychischer Probleme der Frau.

Anschließend wurde der Notruf der Angeklagten vom 3. Juli abgespielt. Sie hatte um 4.29 Uhr der Polizei mitgeteilt: «Ich hab‘ meine Mutter umgebracht. Sperren Sie mich für immer ein.» Während sich ein Streifenwagen auf den Weg zur Wohnung machte, hielt der Beamte am Telefon die Tatverdächtige im Gespräch. In kurzen, abhakten Sätzen schilderte sie, unter der Mutter gelitten zu haben, diese habe alle und jeden beherrscht. Nun seien alle «erlöst von ihr».

Auslöser für die Tat soll der Hund gewesen sein, den die Angeklagte als ihr Kind bezeichnete und der verschwunden gewesen sein soll. Laut Anklage handelte die Frau in voller Tötungsabsicht und heimtückisch. Sie wurde nach ihrer Festnahme in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.

Das Urteil könnte Mitte Dezember gesprochen werden.

 

dpa/MB/JM

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