Viele Talente der privaten Sender machten bis heute beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiter Karriere, sagte Söder. So hätten sie auch Medien wie ARD, ZDF und den Bayerischen Rundfunk (BR) noch besser gemacht. Mit Blick auf den Start der Privaten vor 40 Jahren sagte Söder: «Wir hätten nicht gedacht, was daraus für eine Erfolgsgeschichte wird.»
Der Vorstandschef von ProSiebenSat.1, Bert Habets, forderte eine Diskussion über eine langfristige Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Privatsendern. «Ich bin für Zusammenarbeit», sagte der Manager. «Wir brauchen ein neues Miteinander im dualen System für die kommenden 40 Jahre.»
Er glaube an ein starkes duales System mit sowohl einem starken öffentlich-rechtlichen als auch privaten Rundfunk, betonte Habets. Beide Seiten ergänzten sich sehr. «Zusammen wird unser Beitrag zur deutschen Demokratie viel kräftiger sein», sagte er. Man müsse die Öffentlich-Rechtlichen fast verpflichten, den Dialog mit den Privaten anzugehen.
Anfang 1984 ging in Deutschland erstmals privater Rundfunk auf Sendung. In Bayern startete im selben Jahr zum April ein Pilotprojekt via Kabel für TV und Radio in München. Bis die Privaten an den Start gehen durften, waren Radio und TV jahrzehntelang den öffentlich-rechtlichen Sendern vorbehalten. So feiert der BR als Teil der heutigen ARD in diesem Jahr bereits seinen 75. Geburtstag.
Heute gibt es im Freistaat nach Angaben der Rundfunkaufseher mehr als 130 Radio- und 140 Bewegtbild-Programme, die lokal und teils auch landes- oder sogar bundesweit zu empfangen sind. Und via Internet ist das Publikum rund um die Erde zu erreichen. Zu 40 Jahren Privatfunk laden viele bayerische Privatsender an diesem Samstag (09. März) zu einem Tag der offenen Studios ein.
«Ich glaube, dass die Regionalität die größte Stärke ist», sagte Söder. «Die müssen wir fördern und die müssen wir unterstützen.» Medienpolitik spielt im Freistaat traditionell eine große Rolle und ist direkt in der Staatskanzlei angesiedelt.
Der Großraum München wurde über die Jahrzehnte zu einem der größten Medienstandorte Deutschlands. Der Privatsenderkonzern ProSiebenSat.1 etwa hat hier seinen Sitz. Mit dem Sat.1-Vorgänger PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk) hatte in Deutschland zum 1. Januar 1984 das Privatfernsehen in Deutschland begonnen. Einen Tag später startete damals RTLplus aus Luxemburg via Antenne.
Im aktuellen Programm bieten Sat.1 und RTL im Freistaat zu bestimmten Zeiten in den «bayerischen Fenstern» via Kabel regionale und lokale Inhalte.
Mitte der 1980er-Jahre trieb zunächst der Kabelausbau die Entwicklung der kommerziellen Privatsender voran. Parallel nahm die Planung für terrestrische UKW-Frequenzen in Bayern für lokale Anbieter und eine landesweite Hörfunkkette Fahrt auf.
Als erste Sender tatsächlich «on air» gingen Ende Mai 1985 der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) zufolge Radio Süd, Radio Gong 2000 und Radio M1. 1986 wurde im Großraum München mit Kanal 4 erstmals ein TV-Programm via Antenne verbreitet. Als landesweiter Radiosender konkurriert bis heute Antenne Bayern mit dem BR – und ist inzwischen digital auch bundesweit zu empfangen.
Zuständig für den privaten Rundfunk im Freistaat ist die BLM. Sie ist eine der 14 Landesmedienanstalten in Deutschland. Sie beaufsichtigt und fördert zugleich die lokalen und regionalen Radio- und TV-Programme in Bayern.
«Wir feiern heuer nicht nur 40 Jahre privater Rundfunk, sondern auch 75 Jahre Grundgesetz und damit 75 Jahre Rundfunkfreiheit», sagt BLM-Präsident Thorsten Schmiege zum Jubiläum. «Wir können stolz sein auf unsere Sender, die frei und unabhängig berichten können.»
Das Nebeneinander von Öffentlich-Rechtlichen und Privatsendern im dualen System bedeutet Wettbewerb um das Publikum. Privatsender erwirtschaften ihre Einnahmen ganz überwiegend über Werbung, was aktuell zunehmend schwieriger ist. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk lebt dagegen hauptsächlich vom Rundfunkbeitrag, den Haushalte und Unternehmen in Deutschland zahlen müssen.
Zusätzliche große Konkurrenz bekommen Private wie Öffentlich-Rechtliche inzwischen vor allem via Internet. Streaminganbieter für Filme, Videos und Musik sowie Podcaster wollen alle möglichst viel Zeit des Publikums für sich erobern.
dpa