München/Berlin (dpa/lby) - Angesichts der weiter dramatischen Corona-Lage müssen sich Ungeimpfte in Bayern auf weitere harte Einschnitte einstellen: Auch im Handel und in der Außengastronomie sollen künftig nur noch Geimpfte und Genesene Zugang haben - Einkäufe des täglichen Bedarfs ausgenommen. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach Telefonberatungen von Bund und Ländern in München.
Zugleich kündigte er mindestens für Bayern an, dass es bis zum Jahresende nur noch Geisterspiele ohne Zuschauer in der Fußball-Bundesliga geben soll. Weitere Corona-Maßnahmen - die Regeln für extreme Hotspots, die Schließung von Bars und Kneipen und die Sperrstunde in der Gastronomie - sollen bleiben, auch über die bislang geltende Frist 15. Dezember hinaus. Der voraussichtliche neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe angekündigt, diese Frist mit der Ampel-Koalition zu verlängern.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche ist unterdessen in Bayern weiter leicht rückläufig: Das Robert Koch-Institut gab die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagmorgen mit 618,2 an - am Montag war noch ein Wert von 627,6 gemeldet worden. Söder sagte dazu: «Der Corona-Pegel in Bayern sinkt.» Es sei aber unklar, ob dies ein länger anhaltender Trend sei oder nur eine Verschnaufpause. Klar sei auch, dass die Belastung der Kliniken zeitverzögert weiter ansteige. Und der Regierungschef warnte: «Omikron könnte alles auf den Kopf stellen.»
In Bayern gibt es mittlerweile 15 neue Verdachtsfälle der neuen besorgniserregenden Coronavirus-Variante. Diese seien aber noch nicht durch eine Genom-Sequenzierung bestätigt, teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Dienstag mit. Sollten sich die Verdachtsfälle bestätigen, gäbe es 18 Nachweise in Bayern.
Ein Teil der neuen Corona-Maßnahmen soll im bundesweiten Gleichklang erfolgen - etwa 2G im Handel. «Was dazukommen wird - was für Bayern dann ein Plus wäre - das sind weitere Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich und 2G im Handel», sagte Söder. «Das ist der Wunsch der Mehrheit der Länder.» Einkäufe für den täglichen Bedarf sollen ausgenommen werden - die Details sollen bis spätestens Donnerstag noch zwischen Bund und Ländern abschließend beraten und beschlossen werden.
Fußball-Geisterspiele will Söder aber notfalls im Alleingang für Bayern beschließen - auch wenn die anderen Länder nicht mitziehen. «Wenn Weihnachtsmärkte zu sind, ist es nicht stimmig, volle Stadien zu haben», argumentierte er. «Bis Jahresende sollte man ohne Zuschauer auf jeden Fall bei den Profi-Ligen auskommen.»
Klar ist nun auch, dass Ungeimpfte in Bayern selbst an der frischen Luft in der Gastronomie künftig nichts mehr bestellen dürfen. «Wir werden von bayerischer Seite aus noch nachjustieren, um bestimmte Bereiche der Außengastro ebenso auf 2G umzustellen, wie das im Innengastro-Bereich der Fall ist», sagte Söder. Es solle keine Ausweichbewegungen und Ersatzmöglichkeiten zu Weihnachtsmärkten geben. Einzelne Kommunen in Bayern handhaben dies bereits so.
Söder schloss am Dienstag auch einen vorgezogenen Start in die Weihnachtsferien nicht aus. «Ich bin sehr dafür, die Schulen so lange wie nur möglich offen zu halten. Es gibt jetzt auch keinen Anlass, sie jetzt zu schließen in Bayern», sagte er dem Bayerischen Rundfunk und ergänzte: «Ob die Ferien etwas vorher stattfinden können, da wäre ich offen, wenn wir uns auf solche Regelungen verständigen.»
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sprach sich allerdings gegen verlängerte Weihnachtsferien aus. Stattdessen forderte er, künftig auch geimpfte Schüler zu testen. «Wenn wir wegen der Corona-Pandemie schon vorgezogene Ferien diskutieren und die Schüler mit Maske im Klassenzimmer sitzen, ist es auch dringend nötig, alle Schüler zu testen, auch die geimpften», sagte Aiwanger der Deutschen Presse-Agentur.
Junge, fitte, geimpfte Menschen hätten oft im Falle einer Infektion kaum Krankheitssymptome. Deshalb könnten sie die Krankheit weitertragen, ohne es zu wissen. Unkontrollierte Treffen mit Freunden ohne regelmäßige Tests seien ebenfalls nicht ohne Gefahren, sagte Aiwanger. Für erwachsene Geimpfte, bei denen die Impfung meist weiter zurückliegt als bei Kindern und Jugendlichen, erhob Aiwanger eine solche explizite Forderung, etwa für den Arbeitsplatz, nicht.
Söder sieht den bundesweiten Kampf gegen Corona nach dem Bund-Länder-Gespräch auf dem richtigen Weg. «Man kann sagen: Die Richtung stimmt», sagte er. Die Linie, auf die man sich verständigt habe, das sei «auf jeden Fall so was wie ein Corona-Paket und ein Stück weit auch eine Notbremse». Dabei dankte er - nach viel Kritik vorab - nun ausdrücklich Scholz: «Es ist besser gelaufen, als ich gedacht habe. Es ist eine Menge vorangekommen. Und ich sage das jetzt auch so persönlich: Daran hat auch heute Olaf Scholz seinen Anteil.»
dpa