Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel CSU-Chef Horst Seehofer einen Kompromissvorschlag im Stromtrassen-Streit unterbreitet. Demnach könnte die besonders umstrittene Ost-Süd-Leitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern entlang bestehender Wechselstromleitungen verlegt werden, berichtet das Magazin. Die Masten würden sich optisch kaum unterscheiden. Wo bisher keine Leitung existiere, könne man die Verlegung von teureren Erdkabeln in Betracht ziehen.
Er selbst sei grundsätzlich kompromissbereit. „Wir werden über jede Trassenführung reden können. Nur über eine nicht: Über gar keine Stromtrasse“, sagte er bei einem Auftritt in Nürnberg. Die Menschen glauben zu machen, niedrige Strompreise, ein Verzicht auf Stromtrassen und der Ausstieg aus der Atomenergie seien gleichzeitig möglich, halte er für unredlich. Deswegen müsse man gemeinsam mit den Betroffenen über den künftigen Verlauf der Trassen reden. Dabei müsse auch die Frage geklärt werden, „wo legen wir sie unter die Erde, wo führen wir sie über bestehende Hochspannungsleitungen“, so Gabriel.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hatte es schon vor längerer Zeit ein gemeinsames Gespräch gegeben, um eine Lösung zu finden. Wirtschaft und Netzbetreiber pochen auf rasche Planungssicherheit. Seehofer sieht auch die zweite geplante „Stromautobahn“ nach Bayern – den sogenannten Suedlink – kritisch, obwohl er sie wie die Ost-Süd-Trasse 2013 im Bundesrat gebilligt hat.
Alternativ könnten Seehofer zufolge auch Gaskraftwerke den benötigten Strom liefern. Dadurch müssten keine neuen Höchstspannungsleitungen durch Bayern laufen. Sein Vorschlag stieß jedoch auf wenig Gegenliebe.