Do, 11.04.2019 , 13:47 Uhr

Sicherheitsstudie: Ältere Fußgänger leben gefährlich

Fußgänger sind laut einer Studie des Versicherungskonzerns Allianz im Straßenverkehr besonders gefährdet. Mehr als die Hälfte der getöteten Fußgänger ist älter als 64 Jahre. Häufig werden Fußgänger abgelenkt und zwar durch Musikhören und Nachrichten schreiben. 

Jeder fünfte Verkehrstote in Europa ist ein Fußgänger. In Deutschland sah es 2018 etwas besser aus. Hierzulande lag der Anteil der im Straßenverkehr getöteten Fußgänger bei 14 Prozent (457). Eine aktuelle Verkehrssicherheitsstudie der Allianz zur Mobilität und Sicherheit von Fußgängern zeigt, welche Unfallsituationen am gefährlichsten sind, wie hoch das Ablenkungspotenzial durch Smartphone & Co. ist und welche Technik helfen kann, Unfälle zu vermeiden.

Besonders gefährdet sind Fußgänger in der Zeit von Oktober bis Februar, innerorts und in der Dämmerung beziehungsweise bei Dunkelheit. Die Leidtragenden sind vor allem Senioren (258), die auf das Zufußgehen mehr angewiesen sind als Jüngere.

„Mehr als die Hälfte der getöteten Fußgänger in Deutschland ist älter als 64 Jahre. Und der Anteil stieg vergangenes Jahr nochmals stark an, von 51 auf 56 Prozent.“ – Jochen Haug, Schadenvorstand der Allianz Versicherungs-AG.

Ablenkung: Texten und Musikhören gefährden

Auch Ablenkung spielt bei Fußgängern eine erhebliche Rolle. Laut der repräsentativen Erhebung der Allianz „tippen“ beziehungsweise „texten“ 43 Prozent der Befragten beim Gehen. Fast jeder Zweite (45 Prozent) nutzt das Handy, um zu fotografieren. 28 Prozent hören Musik, und zwei Drittel (67 Prozent) telefonieren beim Gehen. Dies zeigt, dass Ablenkung nicht nur beim Autofahren, sondern auch zu Fuß ein nachweisbares Unfallrisiko birgt. „Die Nutzung elektronischer Geräte erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Fußgänger, einen Unfall zu erleiden“, sagt Haug. Speziell beim Musikhören steigt das Risiko um mehr als das Vierfache, beim Texten um das Doppelte. Wie beim Autofahren ist auch bei Fußgängern das Telefonieren die häufigste Ablenkung, spielt aber beim Gehen eine geringere Rolle für das Unfallgeschehen. Im Gegensatz zu Autofahrern entscheiden Fußgänger in der Regel selbst, wann sie sich in eine konfliktträchtige Verkehrssituation begeben, beispielsweise beim Überqueren einer Straße, und dürften demnach besser in der Lage sein, das Telefonieren auf die jeweilige Situation abzustellen.

Großes Sicherheitspotenzial bei Notbremssystemen

Bei der Analyse der Fußgängerunfälle hat sich gezeigt, dass dass in einem Großteil der Fälle (42 Prozent) der Anprall im Frontbereich stattfindet. Darüber hinaus ereigneten sich 23 Prozent der Unfälle beim Rückwärtsfahren. Versuche der Allianz haben gezeigt, dass sich Fußgänger durch einen Sturz schon bei einem Anprall mit 3 km/h Kopfverletzungen zuziehen können. Deshalb kann neben der Warnfunktion bei Autos auf das automatische Notbremssystem lebenswichtig sein.

„Nachdem sich in den vergangenen Jahren Notbremssysteme für Fußgänger im Frontbereich als Marktstandard für neue Fahrzeugmodelle etabliert haben, müssen wir jetzt im nächsten Schritt auch die Notbremsung beim Rückwärtsfahren weiterentwickeln, um die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen. Fußgänger müssen in jeder Situation sicher erkannt werden.“ – Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer Allianz Zentrum für Technik.

Umfassende Strategie für sicheren Fußverkehr notwendig

Seit vielen Jahren sind die Verkehrsopferzahlen in Deutschland rückläufig – auch die der getöteten Fußgänger. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts für 2018 zeigen wieder einen leichten Anstieg der Anzahl aller Getöteten (plus 3 Prozent), aber die Anzahl der getöteten Fußgänger ging leicht zurück (minus 5 Prozent). Dass das kein Grund zur Entwarnung ist, zeigt die neue Allianz Sicherheitsstudie. „Der Anteil der getöteten Fußgänger im Vergleich zu allen Unfalltoten steigt langjährig leicht an, und immer noch verunglücken jährlich 30 000 Fußgänger im Straßenverkehr“, sagt Haug, „mehr als 400 davon tödlich. Ihrer Sicherheit muss stärkere Beachtung geschenkt werden, wenn wir die Vision Zero, den Straßenverkehr ohne Tote, bis zum Jahr 2050 erreichen wollen.“

Fußgängersicherheit darf demnach nicht im breiten Spektrum der Probleme „ungeschützter“ Verkehrsteilnehmer untergehen. „Fußgänger benötigen eine eigenständige Außendarstellung, denn ihre Belange sind andere als die der Zweiradfahrer“, erläutert Haug. „Eine Aktualisierung der Fußgänger-Charta des Europaparlaments aus den 80er-Jahren wäre ein hilfreicher Impuls für die Verkehrssicherheit in Europa.“

Die vollständige Studie finden Sie hier: https://azt-automotive.com/_Resources/Persistent/2da50ad5bc95a880ddbf839bd98dfc2101d100a5/Allianz_Studie_Sicher_zu_Fu%C3%9F_2019.pdf

 

Pressemitteilung Allianz

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