Gute Nachrichten für die Seenotretter: Das Schiff darf im Hafen von Palma de Mallorca einlaufen. Damit ist der Einsatz nach knapp vier Wochen beendet.
Am Montag erhielt der Hamburger Kapitän Klaus Merkle die Genehmigung, mit der "Professor Albrecht Penck", in den Hafen von Palma de Mallorca einzufahren und anzulegen. Damit endete der erste Einsatz der "Professor" zwei Wochen später als geplant. Nach einer zweiwöchigen Schikane, durch die maltesische Regierung und der Übernahme von 17 geretteten Menschen am 09.01.2019, darf nun auch die Besatzung zu ihren Familien zurückkehren.
"Während Malta unser Schiff blockierte, Premier Joseph Muscat uns als politische Geiseln festhielt, um 7 weitere EU-Mitgliedsstaaten zu erpressen und wir anschließend weitere 10 Tage nach einem Hafen für unser Schiff suchten, ertranken erneut mehr als 200 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer." - Gorden Isler Sprecher von Sea-Eye e.V.
Seit 12 Tagen suchte die Besatzung der "Professor" nach einem Hafen für das Sea-Eye Schiff. Am 09.01.2019 übernahm die maltesische Army zwar die 17 geretteten Menschen, dem Schiff verweigerte man jedoch die Anlegeerlaubnis. Premier Jospeh Muscat begründete diese Entscheidung mit Sicherheitsbedenken für sein Land. Trotz intensiver Bemühungen des deutschen Botschafters auf Malta, verweigerte die maltesische Regierung nicht nur den Liegeplatz, sondern auch den Austausch der Crew.
Schließlich entschied der Verein einen alternativen Hafen im westlichen Mittelmeer zu suchen, nachdem auch die griechische Hafenbehörde von Patras eine Vorabanfrage am 12.01.2019 abschlägig beantwortete. In der Nähe Tunesiens suchte das Schiff drei Tage Schutz vor dem schlechten Wetter und nahm dann Kurs auf Spanien. "Unsere Optionen waren aufgrund unseres Treibstoffvorrates und des Wetters sehr begrenzt", sagte Kapitän Klaus Merkle. "Während man uns auf dem Meer hat Kreise fahren lassen, um darauf zu warten, dass europäische Politiker Verantwortung übernehmen, erfuhren wir an Bord von mehreren Bootsunglücken und vielen Toten. Nicht helfen zu wollen ist unmenschlich. Anderen die Hilfe zu verunmöglichen erreicht jedoch ein kriminelles Ausmaß, dass ich in Europa für unmöglich gehalten habe". sagt Klaus Merkle weiter.
Am Montag schließlich erhält Sea-Eye die Genehmigung, mit der "Professor", im Hafen von Palma de Mallorca anzulegen. "Heute bin ich den spanischen Behörden dankbar, dass nun auch die Seeleute von Kapitän Klaus Merkle ihre Mission abschliessen und zu ihren Familien heimfahren können. Zusammen mit den zehn Besatzungsmitgliedern, die bereits in Malta von Bord gingen, haben wir 17 Menschenleben bewahrt, ihnen Hoffnung und Zuversicht schenken dürfen. Gleichzeitig empfinde ich Wut und unsäglichen Schmerz darüber, dass wir seit zwei Wochen davon abgehalten werden, weiter zu fahren. Die zwischenzeitlichen Nachrichten von hunderten, ertrunkenen Menschen machen mich sprachlos. Europa schaut nicht nur weg, es hat sich gänzlich abgewendet. Das werden wir nicht zulassen." sagt Jan Ribbeck, Einsatzleiter der Mission. Laut IOM Sprecher Flavio Di Giacomo sind allein am 19.01.2019 bis zu 120 Menschen ums Leben gekommen. 3 Überlebende berichteten davon, wie diese Menschen, darunter auch Frauen, Kinder und ein 2 Monate altes Baby, bei einem Bootsunglück im Mittelmeer ertranken. In der libyschen Stadt Syrte werden derweil täglich Leichen an die Strände der Region gespült. Der italienische Innenminister gibt dafür weiter den Hilfsorganisationen die Schuld, von denen praktisch nur noch 3 Organisationen einsatzbereit sind. Das Narrativ, dass Hilfsorganisationen flüchtende Menschen aufs Wasser locken, wurde inzwischen zu einem politischen Mantra in Italien. Es blendet aus, dass Europa selbst der sogenannte "Pullfaktor" ist und man die politische Diskussion um europäische "Pushfaktoren" auszuklammern versucht. In einer Zeit der einfachen Antworten kostet dieser grausame Weg tausenden Menschen das Leben.
Die "Professor Albrecht Penck" soll in den kommenden drei Wochen auf ihren nächsten Einsatz vorbereitet werden. Der Verein will den Heimathafen von Stralsund nach Hamburg verlegen und dem Schiff einen neuen Namen geben, der unmissverständlich zeigt, aus welchen Gründen Sea-Eye gegründet worden ist. Die Blockade hat dem Verein jedoch finanziell schweren Schaden zugefügt.
"Die Missionskosten waren aufgrund der politischen Erschwernisse praktisch doppelt so hoch. Wir wollen weitermachen und stellen uns auf zukünftige Erschwernisse ein. In den nächsten 2 Wochen werden wir mit unseren engsten Unterstützern reden und neue hinzugewinnen müssen. Aufgeben können wir jetzt nicht. Die aktuelle Nachrichtenlage zeigt, wie wichtig es ist jetzt entschlossen zusammenzustehen und wieder rauszufahren." Gorden Isler, Sprecher Sea-Eye e.V
Pressemitteilung sea-eye.org