Am 3. April hat die Organisation Sea-Eye 64 Flüchtlinge in den internationalen Gewässern vor Libyen gerettet. Seitdem warten alle Beteiligten auf einen sicheren Hafen. Italien hat sich bereit erklärt, zwei Kinder und deren Mütter zu Übernehmen, die Väter sollten jedoch an Bord bleiben. Die Familien haben sich jedoch dagegen entschieden, getrennt zu werden, und bleiben gemeinsam auf der „Alan Kurdi“.
Die „Alan Kurdi“ von der Regensburger Hilfsorganisation Sea–Eye hatte am Mittwoch 64 Menschen vor der libyschen Küste gerettet. Seitdem sucht das Schiff einen sicheren Hafen. Italien hat die Einfahrt verwehrt und sieht Deutschland in der Pflicht, weil das Boot unter deutscher Flagge fährt. Auch Malta wollte das Schiff bisher nicht anlegen lassen.
Am Freitag war das Boot vor der italienischen Insel Lampedusa. Italien habe sich bereiterklärt, zwei Kinder und deren Mütter in Sicherheit zu bringen – allerdings die Väter nicht, teilte Sea–Eye mit. Dagegen habe die NGO beim Auswärtigen Amt protestiert.
„Die Mütter und Kinder von ihren Vätern zu trennen, ohne dass es dafür einen vernünftigen Grund gibt, ist aktive Familientrennung und emotionale Folter.“ – Gorden Isler, Sprecher Sea-Eye e.V.
Italien und Deutschland hätten zuvor die Evakuierung zweier Familien aus humanitären Gründen vereinbart, so die Organisation. Nach Darstellung von Sea–Eye hat das Außenministerium in Berlin im Gegensatz zu Italien nicht darauf bestanden, die Familien zu trennen.
Italien hat ohne Aufforderung zwei Patrouillenboote geschickt, um die Kinder und deren Mütter abzuholen. Die betroffenen Familien haben dann jedoch selbst die Entscheidung verkündet, dass die an Bord der „Alan Kurdi“ zusammenbleiben wollen.
Auf der „Alan Kurdi“ herrschen laut Sea-Eye „unhaltbare humanitäre Bedingungen“, auch verursacht durch die verzögerte Landung. 64 Personen plus 17 Besatzungsmitglieder überschreiten die Kapazität des Bootes. Teilweise müssen die Personen draußen an Deck schlafen und sich dadurch Wind, Wellen und Kälte ausgesetzt. Hinzu kommt, dass die Geretteten überwiegend in einem schwachen körperlichen Zustand sind.
Aufgrund dieser bedenklichen Situation hat der Kapitän des Schiffs entschieden, Malta anzusteuern. Auch die Nahrungsmittel- und Wasservorräte werden in Kürze erschöpft sein. Sea-Eye hat die europäischen Mitgliedsstaaten nochmals aufgefordert, eine Lösung zu finden – und zwar nicht nur für den jeweiligen Fall, sondern eine grundsätzliche Entscheidung. In den letzen Jahren sind immer wieder Rettungsschiffe mit Migranten teilweise wochenlang auf dem Mittelmeer blockiert worden. Die EU kann sich bis heute nicht einigen, wie Migranten auf die verschiedenen Staaten verteilt werden könnten.
Seehofer betonte, es sei ärgerlich, dass es auf EU-Ebene bis heute keine tragfähige Dauerlösung für die Frage der Verteilung der aus dem Mittelmeer geretteten Asylbewerber gebe.
„Wir sind von einer europäischen Lösung noch meilenweit entfernt. Die Kommission müsste hier viel, viel aktiver werden.“ – Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister
Pressemitteilung Sea-Eye, dpa