Das Thema "Leben Retten" ist bei Vielen ein sehr heikles Thema. Im Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein hat sich Jeder schonmal damit befasst, aber darüber hinaus? Statistiken beweisen, dass in Deutschland nur jeder Zehnte helfen würde, wenn ein Mitbürger in der Öffentlichkeit einen Herzstillstand erleidet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele trauen sich nicht, Andere wiederum haben nicht das nötige Wissen. Deshalb soll schon während der Schulzeit verstärkt auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden.
Die skandinavischen Länder dienen hier als Vorbild. Die Norweger haben den Erste-Hilfe-Unterricht an Schulen vor mehreren Jahrzehnten an ihren Schulen eingeführt. Mit Erfolg: Mehr als 70% der Menschen, die sich zufällig in unmittelbarer Nähe eines Kollabierten befinden, wissen was sie zu tun haben. In Deutschland herrscht das Gegenteil: Hier können oder wollen mehr als 66% der Bevölkerung nicht reanimieren. Diesem Trend soll in Stadt und Landkreis künftig entgegengewirkt werden.
Das Rettungszentrum Regensburg e.V. und das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bilden in dem Projekt „Schüler retten Leben“ mit Unterstützung von Stadt und Landkreis Regensburg Schüler in Herz-Kreislauf-Wiederbelebung im regulären Schulunterricht aus.
„Wären damals nicht sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen worden, könnte ich jetzt nicht mit Ihnen sprechen“, erzählt Wolfgang Baumann (Name geändert) heute auf der Pressekonferenz zum Start der Aktion „Schüler retten Leben“. Der 82-Jährige erlebte an Pfingsten dieses Jahres einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Er hatte Glück: Als der Herztod eintrat, lag er bereits im Rettungswagen. Der Notarzt konnte sofort eingreifen und Wolfgang Baumann durch Wiederbelebungsmaßnahmen am Leben erhalten. So viel Glück haben aber nicht alle. Rund 80.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Doch nicht einmal bei einem Drittel von ihnen werden sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen. Dabei sinkt in jeder Minute ohne Herz-Kreislauf-Wiederbelebung die Chance zu überleben um sieben bis zehn Prozent. Um die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen, beginnen das Rettungszentrum Regensburg e.V. und das UKR, unterstützt von Stadt und Landkreis Regensburg, die Aktion „Schüler retten Leben“, bei der Schüler aktiv zu Laienhelfern ausgebildet werden. Den Startschuss hierfür markiert die Unterschrift des Kooperationsvertrags durch Professor Dr. Bernhard Graf, Vorsitzender des Rettungszentrums Regensburg e.V. und Direktor der Klinik für Anästhesiologie des UKR, Klaus Fischer, Kaufmännischer Direktor des UKR, Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger am Montag, dem 28. August 2017, im Rahmen einer Pressekonferenz im Alten Rathaus in Regensburg.
„Ziel der Aktion ist es, möglichst viele Laienhelfer zu schulen, damit mehr Menschen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen greifen, bevor der Rettungsdienst eintrifft. Mit dem Projekt ‚Schüler retten Leben‘ sollen Berührungsängste abgebaut und Wissenslücken gefüllt werden, um die Unsicherheit im Umgang mit der Herz-Kreislauf-Wiederbelebung zu nehmen. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass der Reanimationsunterricht Pflichtfach in allen Schulen Bayerns wird“, so Professor Graf. „Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel der engen Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis Regensburg mit unseren Partnern in der Region. Wir können durch die Aktion aktiv zur Gesunderhaltung unserer Bürger beitragen, weswegen wir unsere vollste Unterstützung zusagen“, ergänzt Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Bürgermeisterin der Stadt Regensburg.
Mit der Aktion „Schüler retten Leben“ wird in Stadt und Landkreis Regensburg ein Pilotprojekt für die Region gestartet. Im Mittelpunkt stehen die Schüler der weiterführenden Schulen ab der siebten Jahrgangsstufe im Raum Regensburg. Sie sollen dazu befähigt werden, im Ernstfall als Laienhelfer Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen und so die Rettungskette zu optimieren. Die Klinik für Anästhesiologie des UKR wird dafür ab dem Schuljahr 2017/2018 mindestens zwei Lehrkräfte pro Schule für die Unterrichtung in Wiederbelebungsmaßnahmen ausbilden.
Die Ausbildung der Schüler erfolgt dann mindestens einmal jährlich ab der siebten Klasse. Im Schulunterricht sollen die Lehrer theoretische Kenntnisse zur Herz-Kreislauf-Wiederbelebung vermitteln und die Herzdruckmassage an Übungspuppen mit den Schülern trainieren.
„Weil beim Thema Wiederbelebung viele von uns unsicher sind, ist das regelmäßige und praktische Üben an Trainingspuppen eine sehr gute Möglichkeit, um Hemmnisse abzubauen und für den Ernstfall fit zu sein. Denn dieses Können kann Leben retten und ist daher wertvoll für jeden einzelnen und für uns als Gesellschaft. Deshalb unterstützt der Landkreis Regensburg gerne dieses Projekt“, fügt Tanja Schweiger, Landrätin des Landkreises Regensburg, hinzu.
Zur Anschaffung der Trainingspuppen zur praktischen Ausbildung der Schüler im Unterricht ist das Projekt auf Spenden angewiesen. Über folgendes Konto kann die Aktion direkt unterstützt werden:
rzr-Spendenkonto
„Schüler retten Leben“
IBAN: DE94 7505 0000 0036 0274 07
BIC: BYLADEM1RBG
Sparkasse Regensburg
PM/LH