Auch bundesweit gab es mit mehr als einer halben Million Kirchenaustritten einen Negativrekord. «Die katholische Kirche stirbt einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit», sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüler der Deutschen Presse-Agentur.
In Bayern waren 2022 mehr als 5,8 Millionen Menschen katholisch. Zum Vergleich: Nordrhein-Westfalen zählte mehr als 6,1 Millionen Katholikinnen und Katholiken – hatte aber weniger Austritte als Bayern, nämlich 143 408.
Dass sich die für die katholische Kirche ohnehin dramatische Entwicklung noch einmal beschleunigen würde, hatte sich bereits zu Jahresbeginn 2022 abgezeichnet. Vor allem nach der Vorstellung eines Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar und der Diskussion um eine Mitschuld des inzwischen gestorbenen Papstes Benedikt XVI. waren die Austrittszahlen förmlich explodiert.
In der ersten Januarhälfte, also vor dem Gutachten, waren pro Arbeitstag in München etwa 80 Menschen aus der Kirche ausgetreten; nach dem 20. Januar, dem Tag der Vorstellung des Gutachtens, waren es dann zeitweise bis zu 160 Kirchenaustritte pro Arbeitstag – also etwa doppelt so viele.
Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr auch Lügen-Vorwürfe gegen den umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, bei dem es erst an diesem Dienstag eine Razzia gegeben hatte, und Rechtsstreits um Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer in Köln und in Traunstein.
Die Austrittswelle rollt nicht nur in der katholischen Kirche immer schneller. Rund 48 500 Menschen traten 2022 in Bayern aus der evangelischen Kirche aus, nach 36 580 im Jahr zuvor.
dpa
Am 28. Juni 2023 hat das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Zahlen kirchlichen Lebens in Deutschland für das Jahr 2022 bekannt gegeben. Im Bistum Regensburg haben 23.868 Menschen den Austritt aus der katholischen Kirche erklärt. Das entspricht einer Quote von 2,23 % im Verhältnis zur Gesamtmitgliederzahl von 1.071.637 Katholiken. Im Jahr 2021 traten 14.013 Menschen im Bistum Regensburg aus der Kirche aus. Das entspricht einer Quote von 1,27 % im Verhältnis von insgesamt 1.102.831 Mitgliedern.
Nicht nur Austritte, sondern auch Taufen
Die Corona-Pandemie hatte mit ihren Beschränkungen das aktive Kirchenleben nicht befördert. Dennoch sind auch positive Trends zu verzeichnen. Der Blick auf die kirchliche Statistik zeigt Zeichen des lebendigen Glaubens in Regensburg und Bayern: So wurden 2022 49.440 Kinder in Bayern getauft (9.245 im Bistum Regensburg), 11.173 Paare haben sich bayernweit kirchlich trauen lassen (2.050 im Bistum Regensburg). Im Bistum Regensburg ist die Zahl der Gottesdienstbesuche weiterhin auf einem bundesweit sehr hohen Niveau. Gegenüber 2022 ist die Zahl der Kirchenaustritte zum aktuellen Zeitpunkt rückläufig. Die vollständige deutschlandweite Statistik 2022 kann man auf www.dbk.de nachlesen.
Pressemitteilung Bistum Regensburg