Sie werden behutsam gereinigt, Umweltgifte werden aus dem Stein gesogen, lockere Ornamente befestigt und auf Hochglanz gebracht. Das Entwässerungsproblem des Kirchhofs wird gelöst und das Pflaster wieder begradigt.
„Das sind alles Maßnahmen, die jetzt dringend gemacht werden müssen. Damit sicher wir diesen europäischen Denkmalort für die Zukunft“,
so Dekanats-Fundraiser Dr. Martin Weindl.
„Das kostet etwa 2,6 Millionen Euro. Gottseidank haben wir hohe Fördergelder vom Bund und vom Freistaat zugesagt bekommen. Doch ein Eigenanteil von 260.000 Euro muss von der evangelischen Dreieinigkeitsgemeinde selbst gestemmt werden. Was wir da machen? Wir schreiben an Stiftungen und Fördergeber, bitten aber auch Unternehmen und Privatpersonen um Spenden. Zentrale Anlaufstelle ist dabei die neue Internetseite www.gesandtenfriedhof.de. Hier kann jeder nach Möglichkeit seinen Beitrag leisten, von der Online-Spende bis zu Patenschaften für einzelne Ornament.“
Fast 200 Jahre lang wurden auf dem Gesandtenfriedhof politisch einflussreiche und auch sonst reiche evangelische Reichstags-Gesandte und ihre Familien zur letzten Ruhe gebettet. Nicht still und leise, sondern mit dem ganzen Pomp und Pathos des Barock: Neben der prächtigsten evangelischen Kirche der Stadt künden noch heute 20 meterhohe Prachtgrabmäler und 32 wappenverzierte Grabplatten im Boden von Macht und Anspruch der Verstorbenen.
Zahllose Figuren und Ornamente hauchen dem toten Stein Leben ein: Fruchtgirlanden, trauernde Engelchen und weinenden Witwen, lebensgroße Ritter in voller Rüstung und überall schaurig-schöne Knochen und Totenschädel, teils lorbeerbekränzt, mit Krone oder Flügel.
Anfangs verbot noch der Regensburger Stadtrat die Gräber auf dem engen Hof aus hygienischen Gründen. Aber spätestens mit dem Immerwährenden Reichstag ab 1663 entstand hier eine höchst exklusive Begräbnisstätte für evangelische Gesandte und deren Familienangehörige. Der Friedhof ist ein Denkmal der deutschen Geschichte und der europäischen Diplomatie: 45 Gesandte aus Deutschland und Europa sind hier bestattet. Sie waren Delegierte des Regensburger Reichstags, einer Art Botschafter-Parlament Europas: von Stockholm bis Wien, von Moskau bis Amsterdam.
Ganze Familien wurden auf dem Gesandtenfriedhof bestattet: Ehefrauen, Schwestern und Kinder. Manchmal übernahmen die Söhne vom Vater die Gesandtschaft. So lebten die Diplomaten bis zu drei Generationen in Regensburg. Die in- und ausländischen Adelsfamilien brachten dem biederen Regensburg der Kaufleute und Handwerker weltstädtischen Glanz. Sie residierten standesgemäß aufwendig, feierten rauschende Feste und brachten damit Kultur und Wirtschaft für fast 150 Jahre zu neuer Blüte.
Fundraiser Weindl:
„Wir wollen den unschätzbaren Wert des Gesandtenfriedhofs für Regensburger und Gäste bewusster machen und um Spenden werben. Deshalb soll dieser besondere Ort – auch als Baustelle – künftig häufiger bespielt werden. Unser Kick-off-Event dazu ist erstmals ein „Tag der Gesandten“ am Sonntag, 16.04. von 11 bis 18 Uhr. Zum Hingucker werden sicher vier Kostümierte: Ein Gesandter mit Gattin besucht die Gräber seiner Kollegen und zwei Seelweiber erzählen von ihrem Beruf der Kranken- und Totenpflege in der Barockzeit.“
Donaudekanat Regensburg