„Dieses Jahr ist die letzte Saison, in der unsere MS Fürstin Gloria mit Dieselmotor fährt. Wir richten gerade alles darauf aus, dass das Schiff auf Elektrobetrieb umgestellt wird“,
sagt Susanne Völkl, Geschäftsführerin der Regensburger Personenschifffahrt Klinger. Sie ist zuversichtlich, dass dieser Schritt im Zuge des Wandels notwendig ist und von vielen Fahrgästen sehr begrüßt wird. Erst recht, da bereits jetzt zu Beginn der Saison 2023 eine Veränderung des Fahrgastklientels zu beobachten sei.
Demzufolge habe sich vor allem das Ausflugsgeschäft gewandelt. Während die Bustouristen bereits mit den Coronamaßnahmen deutlich weniger wurden, setzt sich diese Entwicklung nun offensichtlich fort.
Weniger Bustourismus
„Wir sehen, dass auch heuer weniger Reisegruppen kommen und wenn, dann sind die Gruppengrößen kleiner als noch vor einigen Jahren“, stellt Völkl fest.
Dies sei auf eine Veränderung im Bustourismus zurückzuführen. Die Busunternehmen böten weniger Tagesfahrten an, weil entweder die Fahrer fehlten oder sich zu wenige Reisegäste anmeldeten.
„Wenn es Gruppen gibt, dann bucht meist nicht mehr das Busunternehmen so wie früher, sondern der Organisator einer privaten Vereinsfahrt zum Beispiel. Die klassischen Bustouristen haben wir momentan eher weniger.“
Weiterhin gute Gäste sind laut Völkl Touristen aus Sachsen, sie kämen nach wie vor sehr gerne und vergleichsweise oft.
Vermehrt Charterfahrten
Nach Völkls Einschätzung haben die Menschen die Unsicherheiten der Coronajahre inzwischen überwiegend überwunden. Dies zeige sich an der aktuell starken Nachfrage nach individuellen Sonderfahrten. So würden die klassischen Hochzeitsfeiern nun wieder vermehrt kommen, ebenso buchten Firmen ganz zielgerichtet Charterfahrten für Mitarbeiter- und Kundenveranstaltungen.
„Bei den Firmenbuchungen sind wir für diese Saison bereits auf dem Stand vor Corona, was uns sehr freut“, sagt Völkl und ergänzt: „Insgesamt wünschen wir uns vom Fahrgastaufkommen her wieder die Normalität von 2019 und dass die Leute keine Bedenken mehr haben.“
Mit den Themenfahrten auf der MS Fürstin Gloria und der hölzernen Siebnerin schließt die Personenschifffahrt Klinger an die Zeit vor Corona an. So gebe es ein hochwertiger ausgewähltes Programm bei den Themenfahrten, das sich durch die ganze Saison ziehe, und wieder einen vollständigen Fahrplan auf den Linien.
Am Karsamstag, 8. April startet die Personenschifffahrt Klinger ihre täglichen Linienfahrten zur Walhalla und die originale Strudelrundfahrt durch die Steinerne Brücke. Ab Juni werden die Tagesfahrten von Regensburg nach Kelheim und Weltenburg angeboten. So kommen im Laufe der Saison alle vier Schiffe der Klingerflotte zum Einsatz.
„Bei schönem Wetter werden wir die Siebnerin auch auf der Strudelfahrt einsetzen, denn das ist natürlich ein besonderes Erlebnis“, schwärmt Völkl und verweist darauf, dass das im Stile der mittelalterlichen Salzschiffe erbaute Holzboot nach wie vor sehr beliebt sei. Im Jahr 2015 hatte die Siebnerin auf der Donau in Regensburg ihre Jungfernfahrt.
Im vergangenen Jahr habe die Personenschifffahrt Klinger bei den Linienfahrten sehr vom 9-Euro- Ticket der Deutschen Bahn profitiert, da dadurch viele Tagesausflügler nach Regensburg gekommen seien.
„Was die Leute an Fahrtkosten bei der Bahn gespart haben, haben sie in Reisen und Ausflüge investiert“, bilanziert Völkl und hofft, dass sich in diesem Jahr das 49-Euro-Ticket ähnlich positiv auswirkt.
Den aktuellen Fahrplan der Personenschifffahrt Klinger finden Sie auf www.schifffahrtklinger.de.
Neben dem regulären Fahrgastgeschäft konzentriert sich bei dem Regensburger Schifffahrtsunternehmen heuer alles auf die bevorstehende Elektrifizierung der MS Fürstin Gloria.
„Wir wollen uns der Zukunft stellen und dem Nachhaltigkeits- und Umweltaspekt noch mehr Stellenwert einräumen. Bei einigen Charterbuchungen wurden wir schon nach unserem CO2- Abdruck gefragt, was uns zeigt, dass unsere Gäste ein Bewusstsein in dem Bereich haben und sich auch da etwas wandelt“,
erklärt Völkl. Hier wolle man mit der Zeit gehen und sich neuen Wegen öffnen.
Bei der Umstellung der MS Fürstin Gloria auf Elektrobetrieb wird Geschäftsführerin Völkl von Carsten Erbguth, Gesellschafter bei der Regensburger Personenschifffahrt Klinger GmbH, unterstützt. Erbguth kümmert sich um die Planung sämtlicher notwendiger Schritte, um Ausschreibungen, Zeit- und Kostenplan und vor allem um die Technik. Der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik ist seit mehr als zehn Jahren mit der Elektrifizierung in der Automobilbranche beschäftigt und bringt dieses Know-how in das Schifffahrtsunternehmen ein.
Ab Oktober dieses Jahres wird die MS Fürstin Gloria zur Umrüstung auf Werft sein.
„Die MS Fürstin Gloria wird höchstwahrscheinlich mit einer Batterie von zwei Megawattstunden ausgestattet werden. Das macht etwa fünfzehn Tonnen Gewicht aus und entspricht circa 20 Tesla-Batterien“,
erklärt Erbguth. Aufgrund dieses Volumens werde im Bereich der Anlegestelle eine MCS-Ladestation notwendig, wie sie überlicherweise für das Aufladen von LKW-Batterien eingesetzt werden. Ziel sei es, die MS Fürstin Gloria im Sinne der Nachhaltigkeit ausschließlich mit in der Region erzeugtem Solarstrom zu betreiben und überschüssige Energie ins öffentliche Netz einzuspeisen.
Dazu wolle man in der Nähe Photovoltaikanlagen installieren. „Wenn alles fertig ist, möchten wir unseren Solarstrom über Ladesäulen auch unseren Fahrgästen anbieten, sodass sie dann während der Schifffahrt ihre Autobatterie aufladen können“, so Erbguth.
Mit der Umrüstung ihres Flagschiffes und zugleich jüngsten Schiffes auf Elektrobetrieb setzt die Personenschifffahrt Klinger einen Meilenstein. In den Folgejahren sollen nach und nach die weiteren Schiffe der Flotte folgen.