Bereits am Dienstagmorgen meldete die Organisation Alarmphone eine Notlage in der maltesischen Rettungszone. Ein Boot mit 54 Menschen war in Seenot geraten. Die Crew der SEA-EYE 5 entdeckte das Boot gegen 10:56 Uhr und stand in engem Kontakt mit den maltesischen Behörden. Trotz schwieriger Verhandlungen und einer stetigen Verschlechterung der Lage musste das Rettungsschiff nach rund fünf Stunden selbst eingreifen und die Menschen evakuieren, da das Boot nicht mehr fahrtüchtig war und Wasser eindrang.
Im Verlauf des Tages gingen weitere Meldungen über Seenotfälle ein, was die SEA-EYE 5 zur Fortsetzung ihrer Suchaktionen veranlasste. Das Segelboot TROTAMAR III des CompassCollectives entdeckte ein weiteres Boot mit 93 Menschen und stabilisierte die Situation vorerst. Die italienische Küstenwache forderte die SEA-EYE 5 daraufhin auf, Unterstützung zu leisten. Auf dem Weg dorthin fand die Crew der SEA-EYE 5 ein weiteres, seeuntaugliches Boot und rettete 25 Personen. Am frühen Mittwochmorgen erreichte die SEA-EYE 5 die TROTAMAR III und nahm 31 weitere Überlebende auf, nachdem die TROTAMAR III ihre Kapazitätsgrenze erreicht hatte.
Die italienische Küstenwache wies die SEA-EYE 5 schließlich an, die 31 Überlebenden aus der letzten Rettung am Mittwochvormittag an ein Küstenwachschiff vor Lampedusa zu übergeben und die restlichen geretteten Personen in den Hafen Ortona zu bringen. Doch die SEA-EYE 5 kann diesen Hafen aus technischen Gründen nicht erreichen. Einsatzleiter Gorden Isler von Sea-Eye e.V. appellierte an die Behörden, einen näher gelegenen Hafen zuzuweisen, um den Überlebenden längere Strapazen zu ersparen. „Die SEA-EYE 5 ist nicht für mehrtägige Seereisen geeignet“, betonte Isler.
Die SEA-EYE 5 und die TROTAMAR III halten weiterhin Kurs auf Lampedusa, um eine baldige Versorgung der Überlebenden zu ermöglichen. Einsatzleiter Jan Ribbeck erklärte, dass die Überlebenden dringend medizinische Untersuchungen benötigen und ein Aufenthalt von mehr als 24 Stunden auf dem Schiff unzumutbar sei.
Sea-Eye e. V. / TR