Do, 11.05.2023 , 09:40 Uhr

Tag der Pflege am 12. Mai

Regensburg: Pflege am Limit

Die Pflegebranche hat immer noch mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Zum Tag der Pflege berichten Pfleger über ihre Arbeit am Limit.

Die Personalsituation in Pflegeheimen alarmiert. Was hilft? Was Silvia Haseneder vermittelt, lässt sich durch keinen Algorithmus ersetzen:

„Ich teile meine Liebe zur Pflege“,

sagt sie.

Haseneder ist Referentin für die Ausbildung bei der Caritas Wohnen und Pflege gGmbH. Ihr Arbeitgeber ist verantwortlich für 25 Alten- und Pflegeheime in Ostbayern. Die Expertin vermittelt Pflegewissen: Wie sich Wundliegen vermeiden lässt. Wie sich der greise Mensch aktivieren lässt. Wie sich Menschen mit Demenz erreichen lassen. Während sich viele Menschen derzeit fragen, wo Künstliche Intelligenz ihre Arbeit vielleicht ersetzen wird, müssen sich Pflegende diese Frage nicht stellen: Pflegefachkräfte sowie Pflegehelfende werden dringend gebraucht.

24 Prozent der Stellen sind unbesetzt, besagt eine aktuelle Studie unter Caritas-Dienstgebern in Deutschland. Die Gesundheits- und Pflegeberufe erleben in einer alternden Gesellschaft Konjunktur. Wer in der Pflege arbeitet, hat eines nicht: Existenzsorgen. Der Pflegeberuf punktet mit Zukunft und Sinn.

Die Zukunftssicherheit des Arbeitsplatzes geben 89 Prozent der Berufseinsteiger als entscheidend für ihre Berufswahl an, hat eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft ergeben. Auch mit einem weiteren Faktor, der die Berufswahl wesentlich beeinflusst, punktet die Pflege: Sinn.

„Viele Menschen empfinden es als wichtig, einen Beruf auszuüben, der ihnen sinnvoll erscheint und in dem sie einen Beitrag leisten können“,

sagt Stefan Schmidberger, Personalchef der Caritas Regensburg. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Arbeitsleistung und Karrierechancen aus.

„Ein Beruf, der als sinnvoll empfunden wird, trägt dazu bei, dass man sich mit seiner Arbeit identifiziert und motiviert ist, sich weiterzuentwickeln.“

Wovon der Personalchef spricht, lebt die Geschäftsführerin der Caritas Wohnen und Pflege vor: Mechthild Hattemer fing vor mehr als 45 Jahren als Schülerpraktikantin in einem Altenheim an, seither hat sie sich stets weiterentwickelt. Nach der Ausbildung arbeitete sie als Wohnbereichsleiterin, dann als Pflegedienstleiterin, später studierte sie berufsbegleitend Pflegemanagement. Hattemer:

„In meinem Beruf kann ich bewegen, gestalten, verändern – das war und ist superschön.“

Warum fehlt dennoch Personal? Die Personalnot trifft viele Branchen.

„Das Problem trifft nicht nur die Pflege“,

sagt Personalchef Schmidberger.

„Im Moment fehlen überall Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Auf der Baustelle, beim Bäcker, am Flughafen, im Büro. Einige Experten bezeichnen diesen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sogar als die größte Arbeitskräfte-Knappheit in Deutschland seit den 1950er-Jahren. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in Rente, geburtenschwache Jahrgänge rücken nach. Dennoch trifft der demographische Wandel die Pflegebranche doppelt. Der verminderten Zahl an Beschäftigten steht eine steigende Zahl Pflegebedürftiger gegenüber. Zahlreiche Heime in der Region können aufgrund des Personalmangels nicht mehr voll ausgelastet arbeiten. Betten bleiben leer.

„Der Fachkräftemangel in der Pflege hat gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Das markiert den wesentlichen Unterschied zur Personalnot in anderen Branchen“,

sagt Personalchef Schmidberger.

Arbeiten bei der Caritas: Gute Löhne und 3000 Euro Inflationsprämie Längst haben die Caritas-Einrichtungen flexible Arbeitszeitmodelle umgesetzt. Längst zahlen die Einrichtungen der Caritas gute Löhne in der Pflege. 3000 Euro Inflationsprämie erhalten Vollzeitbeschäftigte der Caritas zudem als Ausgleich für die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Auszubildende in der Pflege verdienen laut Statistischem Bundesamt überdurchschnittlich viel. Trotz der guten Verdienste ging die Zahl der Auszubildenden in der Pflege 2022 bundesweit leicht zurück. Bei der Caritas Wohnen und Pflege stagnieren die Zahlen und liegen bei knapp 100 Pflegelernenden im Bistum Regensburg.

„Wir überzeugen mit Qualität“,

sagt Geschäftsführerin Mechthild Hattemer. In den Chor des Jammerns stimmt sie nicht ein.

„In der Pflege habe ich gelernt, einen kühlen Kopf zu bewahren.“

Sie legt den Fokus auf die Stärken des Pflegeberufes: Sinn, Zukunft und Karrierechancen. Neu im Team: High-Tech-Pflegepuppe für die Ausbildung In der praktischen Ausbildung steht Silvia Haseneder für diese Qualität ein.

„Bei uns lernen die Auszubildenden auf der Höhe der Zeit“,

sagt die Pflegeexpertin.

Was sie damit meint, wird deutlich, wenn man sie im Regensburger Caritas-Seniorenzentrum Fritz-Gerlich-Haus besucht. Dort hat sie einen Raum für eine neue Mitarbeiterin eingerichtet: eine High-Tech-Pflegepuppe, die täuschend echt aussieht und ans WLAN angebunden ist. An ihr lassen sich Krankheiten simulieren und die Auszubildenden trainieren wichtige Pflegeskills, die Fachwelt nennt das „simulationsbasiertes Lernen“. Kein Algorithmus ersetzt die Arbeit der Pflegenden, aber doch bereichern neue Technologien den Ausbildungsalltag.

Einer, sagt Haseneder, bleibt dabei stets im Mittelpunkt: der Mensch.

 

Caritas Regensburg

 

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