Die Kriminalpolizei hat in der Stadt Regensburg am Dienstag (14.02) das städtische Krematorium auf dem Dreifaltigkeitsberg durchsucht. Es geht dabei um schwere Vorwürfe. Offenbar sollen im Krematorium Körperteile und medizinische Abfälle illegal entsorgt worden sein.
Die Staatsanwaltschaft Regensburg bestätigte zunächst, dass es die Vorwürfe gibt: Es geht um Fälle aus den vergangenen Jahren. Medizinische Abfälle und Körperteile sollen bei Feuerbestattungen von Leichen mitverbrannt worden sein. Diese Rückstände müssten nach dem Gesetz eigentlich als Sondermüll behandelt werden.
Zwei Zeugen hätten die Ermittlungen ins Rollen gebracht, bis Mai 2015 sollen unter anderem Gewebe- und Blutproben aber auch Körperteile auf diese Art illegal entsorgt worden sein. Bereits im August 2016 hat die Staatsanwaltschaft diese Hinweise erhalten, a ging es in Regensburg um Unterlagen, die das Krematorium aber freiwillig herausgegeben hat. Das Krematorium ist Teil des städtischen Friedhofs auf dem Dreifaltigkeitsberg.
Auch die Regensburger Staatsanwaltschaft hat sich heute (15.02) offiziell zu den Ermittlungen geäußert. Man bestätigt, dass bereits seit August 2016 wegen der angeblichen Vorfälle im Krematorium ermittlet wird.
Die Mitteilung der Staatsanwaltschaft:
Mitarbeiter des Krematoriums sollen von 2011 bis Mai 2015 in rund 200 Fällen bei der Feuerbestattung von Leichnamen auch Körperteile anderer Menschen mitverbrannt haben. Dabei soll es sich um menschliche Körperteile sowie Beutel mit Gewebe- und Blutproben gehandelt haben, die bei medizinischen Eingriffen angefallen sind und nach dem Gesetz als Sondermüll hätten entsorgt werden müssen. Dies würde zumindest eine Ordnungswidrigkeit nach dem Bayerischen Abfallwirtschaftsgesetz darstellen, die mit einer Geldbuße bis zu 50.000 EUR geahndet werden kann. Möglicherweise ist auch der Straftatbestand der Störung der Totenruhe gemäß § 168 Abs. 1 StGB erfüllt, der allerdings „beschimpfenden Unfug“ an einem Leichnam voraussetzt.
Ferner sollen vier Mitarbeiter des Krematoriums im Zeitraum von 2011 bis Juni 2016 in zwei Fällen Spenden unbekannter Höhe, die anlässlich von Trauerfeiern für wohltätige Zwecke gesammelt worden waren, für sich selbst verwendet haben.
Dies wäre strafbar als Betrug.
Schließlich sollen im Jahr 2016 in zwei Fällen Urnen als normales Päckchen versandt, den Hinterbliebenen aber ein um 40 EUR höherer Preis für einen Urnenspezialversand in Rechnung gestellt worden sein. Auch dies wäre strafbar als Betrug.
Auf der Grundlage dieses Sachverhalts hat die Staatsanwaltschaft beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Regensburg einen Beschluss für die Durchsuchung der Räume des Krematoriums erwirkt, der gestern vollzogen wurde. Dabei wurden schriftliche und elektronisch gespeicherte Unterlagen freiwillig herausgegeben.
Bisher handelt es sich lediglich um einen Anfangsverdacht, der auf den Angaben von Zeugen beruht. Die weiteren Ermittlungen und die anstehende Auswertung der sichergestellten Unterlagen müssen erst zeigen, ob und in welchem Umfang sich der Anfangsverdacht bestätigt. Für die Betroffenen gilt in jedem Fall die Unschuldsvermutung.
Auch eine Sprecherin der Stadt Regensburg hat sich heute zur Durchsuchung und den Vorwürfen, die im Raum stehen, geäußert:
„Im Sommer des Jahres 2016 hat die Polizei der Stadt mitgeteilt, dass es Behauptungen über Unregelmäßigkeiten gäbe, die vor etwa zwei Jahren stattgefunden haben sollen: Es sollen angeblich von einem Mitarbeiter des Krematoriums Materialien unbekannten Inhalts außerhalb des vorgeschriebenen Verfahrens zur Verbrennung angenommen worden seien.
Maßnahmen waren aufgrund dieses Verdachts nicht notwendig, da der Mitarbeiter bereits seit längerer Zeit nicht mehr in diesem Bereich tätig war.
Heute wurde das Krematorium durchsucht. Informell hat die Stadt erfahren, dass behauptet wird, dass Kollekten in der Vergangenheit nicht ordnungsgemäß weitergeleitet worden seien sollen. Diesbezüglich können mehrere Beschuldigte in Frage kommen.“
Wir berichten heute (15.02) im TVA Journal und auf tvaktuell.com erneut über die Vorwürfe und versuchen auch, Stimmen aus der Stadt für Sie einzuholen.
MF