Zahlreiche Mitglieder der Pfarrei Herz Marien im Regensburger Stadtwesten waren gekommen, als die Bronzebüste des Propheten, NS-Märtyrers und Publizisten Fritz Michael Gerlich in Anwesenheit von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer sowie Oberbürgermeister Joachim Wollbergs der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auch zahlreiche Mitglieder des Stadtrats waren bei der Zeremonie anwesend. Bischof Voderholzer segnete die Kopie, die Künstler Andreas Brucker als Abguss hergestellt hatte. Gestiftet hatten die Büste an der Ecke Gerlichstraße und Schillerstraße die Stadt Regensburg, Bischof Voderholzer sowie die Firma Rödl und Herdegen. Die Plastik blickt in die Gerlichstraße, die bereits 1945 nach dem 1934 ermordeten Publizisten und Konvertiten benannt worden war. Gerlich hatte die Gefahr des Nationalsozialismus früh durchschaut und sich mit aller Kraft immer wieder dagegen ausgesprochen. Im Rahmen des „Röhmputsches“ war er in einem frühen Gebäude des Konzentrationslagers Dachau in „Schutzhaft“ erschossen worden.
Oberbürgermeister Wollbergs sagte: „Kein anderer deutscher Journalist bezog so eindeutig und prophetisch warnend Position gegen Hitler und den Nationalsozialismus wie Fritz Michael Gerlich. Die Basis seiner Argumentation war das Naturrecht und in Abwehr totalitärer Ersatzreligionen – wie des Nationalsozialismus – das Christentum als wahre Religion.“ Wollbergs hob die Gefahren des Rechtsextremismus hervor, heute sei ein solches Denkmal „nötiger denn je“. Er erinnerte daran, dass Gerlich vom „Beginn des Leidensweges Deutschlands“ gesprochen hatte, als Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde.
Bischof Voderholzer seinerseits erinnerte daran, dass Gerlich Hitler und den Nationalsozialismus noch vor Beginn der Diktatur publizistisch bekämpft hatte. Er sei ein kantiger und schwieriger Mann gewesen, aber ein konsequenter Wahrheitssucher. Seine Konversion zum katholischen Glauben war ganz wesentlich mit der Resl von Konnersreuth und insofern auch mit der Oberpfalz verbunden. Sie hatte Gerlich nahegelegt, sich wieder der Zeitungsarbeit zu widmen und insofern in die Politik zurückzukehren: „Helfen wird es nicht, aber versuchen musst du es.“ Gerlich wirkte in den 1920er Jahren als Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“, des Vorgängerorgans der „Süddeutschen Zeitung“.
Vor allem sei Fritz Gerlich ein wichtiges Beispiel des im Alltag gelebten Christseins der Weltchristen, führte der Regensburger Bischof weiter aus. Der Begriff des „Laien“ sei ihm zu abschätzig. Die ideale Verwirklichung des Weltchristen sei die Bewährung zum Beispiel in Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik. „Einen besseren Patron für den wahrheitssuchenden Journalismus als Gerlich gibt es kaum“, erklärte Voderholzer. „Prophet, Publizist, Märtyrer“ lautet die Inschrift auf dem Sockel. Eine weitere Inschrift auf dem Sockel erinnert an den 99. Deutschen Katholikentag, der 2014 in Regensburg stattgefunden hatte. Fritz Gerlich war damals ein maßgebliches Thema während des Katholikentreffens.
Nach Gebet und Lesung segnete Bischof Voderholzer die Büste. Die andere Kopie der Büste steht in der Nähe des neuen Dokumentationszentrum zum Thema Nationalsozialismus in München, in der Nähe von Gerlichs ehemaliger Wohnung.
Pressemitteilung Bistum Regensburg/MF