Bier und Brezn, BMW und Berge, Schlösser und Seen – so stellt sich der Nicht-Bayer Bayern vor. Jedoch: Wie viel Realität steckt hinter diesen Klischees? Dieser Frage will das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg nachgehen. Das Haus soll im Mai 2019 eröffnet werden. Am kommenden Wochenende besteht für Neugierige die Möglichkeit, das Museum vorab einmal zu besichtigen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat für Samstagnachmittag etwa 800 Ehrengäste zu einem Festakt mit Staatsempfang geladen.
Die Ausstellung ist zwar noch nicht zu sehen, wohl aber die 360-Grad-Videoshow, in der BR-Moderator Christoph Süß in verschiedenen Rollen durch fast 2000 Jahre Geschichte galoppiert. Die Veranstaltung, zu der ein Programm mit Livemusik und Führungen gehört, ist ein Beitrag zum Jubiläum 100 Jahre Freistaat Bayern.
«Das Museum polarisiert», sagt Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg und verantwortlich für das Museumskonzept. Gerade die graue Keramikfassade des direkt an der Donau errichteten Neubaus sei umstritten. «Aber das gehört dazu.» Das Museum liegt in unmittelbarer Nähe zum Regensburger Dom und der Steinernen Brücke. Loibl bezeichnet den Neubau als monumental. «Wenn der Dom für das 14. Jahrhundert steht, dann steht das Museum für die Moderne.» Auf der Promenade zwischen der Donau und dem Gebäude sollen Kastanien gepflanzt und ein Biergarten eröffnet werden. Spätestens dann, so hofft Loibl, werden die Kritiker mit der Fassade Frieden gemacht haben.
Inhaltlich will das Museum seinen Besuchern einen Streifzug durch die Geschichte des Freistaats und seiner Entstehung bieten. Wissenschaftlich fundiert, aber kurzweilig und humorvoll aufbereitet. «Für den eiligen Besucher», wie es Loibl formuliert. Um das Museum zu verstehen, muss der Besucher keine langen Texte lesen. Wer aber tiefer in die Geschichte einsteigen will, der kann das über einen Mediaguide tun – einen Führer, der dem Besucher zahlreiche Hintergrundtexte anbietet.
Seitens der SPD habe es Kritik gegeben, dass die CSU häufiger im Museum vorkomme, berichtet Loibl. Und fügt an: auch das spiegle eben Bayern wider. Zahlreiche Klischees würden in der künftigen Dauerausstellung aufgegriffen: Ist Bayern wirklich ein Naturidyll? Ist Bayern wirklich so katholisch-fromm? Und natürlich ist der FC Bayern München ebenso Teil der Geschichte des Freistaates wie Schloss Neuschwanstein.
Zu den Ausstellungsstücken gehören ein Fluchtballon aus der DDR, die Jacke eines Überlebenden des Konzentrationslagers in Dachau, der Dienstwagen des einstigen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) sowie die Armbanduhr König Ludwigs II., die dieser trug, als er im Starnberger See ertrank.
Ursprünglich hätte das Museum zum 100-jährigen Bestehen des Freistaats im November eröffnet werden sollen. Im vergangenen Sommer durchkreuzte ein Brand auf der Baustelle des Verwaltungs- und Schulungsgebäudes «Bavariathek» diese Pläne. Nun soll es im Mai 2019 losgehen. Kosten: 88,3 Millionen Euro.
Am Festwochenende können Interessenten im künftigen Museumsdepot auch Restauratoren bei der Arbeit über die Schulter schauen. Zugleich wird die Steinerne Brücke nach ihrer umfangreichen Sanierung wiedereröffnet. Neben dem Dom ist sie eines der Wahrzeichen Regensburgs und für rund 20 Millionen Euro saniert worden. Schäden durch Verkehr und Feuchtigkeit hatten die acht Jahre währende Baumaßnahme erforderlich gemacht. Die Steinerne Brücke gilt als Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst und ist Teil des Unesco-Welterbes Regensburg.
dpa/MF