Das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI) wird auch weiterhin vom Freistaat Bayern unterstützt. Das haben die Staatssekretäre Albert Füracker und Bernd Sibler am Montag den zuständigen Verantwortlichen im Universitätsklinikum Regensburg zugesichert. Außerdem soll das RCI schnellstmöglich in die Leibniz-Gemeinschaft mit aufgenommen werden.
Die Immunmedizin ist weltweit auf dem Vormarsch. Sie gilt als Revolution in der Therapie von Krebserkrankungen, von Autoimmunerkrankungen sowie bei Organ- und Stammzelltransplantationen. Auch an Universität und Universitätsklinikum Regensburg wurden mit Gründung des RCI 2010 Strukturen geschaffen, die die immunmedizinische Forschung nachhaltig stärken und betroffenen Patienten direkten Zugang zu neuesten Therapien ermöglichen. Heute besuchten die bayerischen Staatssekretäre Albert Füracker und Bernd Sibler das RCI und informierten über die nächsten Schritte auf dem Weg zur Leibniz-Gemeinschaft.
„Das RCI ist einer der wissenschaftlichen Leuchttürme Bayerns. Unser gemeinsames Ziel ist es, dieses hervorragende Forschungszentrum mittelfristig als außeruniversitäre Einrichtung zu etablieren. In einem weiteren Schritt streben wir dann die Mitgliedschaft in der Leibniz-Gemeinschaft an. Damit stärkt der Freistaat nachhaltig die Forschung in Ostbayern. Zudem können die Patienten vor Ort unmittelbar von Neuerungen in der Immunmedizin profitieren“ - Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler.
Die Finanzierung des RCI und der immunmedizinischen Forschung ist dabei auch für die kommenden Jahre gewährleistet.
„Nicht nur in der Aufbauphase hat der Freistaat das RCI finanziell unterstützt, das hohe Niveau soll auch im nächsten bayerischen Doppelhaushalt beibehalten werden: Nach dem Regierungsentwurf, der dem Bayerischen Landtag zur Beratung und Beschlussfassung übermittelt wird, sind neben rund 2,4 Millionen Euro im Jahr 2017 zusätzliche 700.000 Euro im Jahr 2018 vorgesehen. Zudem planen wir im nächsten Doppelhaushalt 3,5 neue Stellen für die Universität Regensburg“, teilt Albert Füracker, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, mit.
„Damit werden die Grundlagen für die Überführung des RCI in ein Leibniz-Institut gelegt - ein wichtiger Schritt in Richtung Leibniz-Gemeinschaft“, so Füracker weiter.
Mit den zusätzlichen Finanzmitteln kann das RCI weitere wissenschaftliche Vorhaben umsetzen.
„Die immunmedizinische Forschung läuft weltweit auf Hochtouren. Es ist wichtig, dass Universität und Universitätsklinikum Regensburg hier national und international an vorderster Front aktiv forschen und mit ihrer anerkannten Expertise zu neuen Therapien beitragen können“, führt Professor Dr. Bernhard Weber, Vizepräsident der Universität Regensburg (Ressort Forschung und Nachwuchsförderung), aus. Die strategische Partnerschaft zwischen Freistaat Bayern und Universität sei dafür wesentliche Grundlage.
Universität und Universitätsklinikum Regensburg richten einen ihrer wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkte auf die Immun- und Zelltherapie und arbeiten mit internationaler Sichtbarkeit an neuen Therapien. Im Jahr 2010 wurde hier das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI) gegründet, um die immunmedizinische Forschung von Universität und Klinikum enger zu vernetzen und die Anwendung neuer Erkenntnisse am Patienten (Translation) zu forcieren. Mittelfristig soll das RCI in ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft überführt werden. Diesen Weg unterstützt der Freistaat Bayern unter anderem mit der Einrichtung dreier neuer Lehrstühle, der Finanzierung von Forschergruppen und Technologieplattformen sowie mit der Errichtung eines neun Forschungsgebäudes. Das RCI ist bereits seit 2013 assoziiertes Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund „Gesundes Altern“ und arbeitet mit anderen Leibniz-Instituten zusammen.
Die Forschung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass das Immunsystem bei viel mehr Krankheitsbildern eine Rolle spielt als bisher bekannt. Universität und Universitätsklinikum Regensburg tragen seit vielen Jahren durch ihre Forschungsarbeit zu diesen Erkenntnissen bei und arbeiten an deren Umsetzung in neue Behandlungsmethoden. „Wir haben uns schon vor langem der Immunmedizin als Forschungsschwerpunkt verschrieben. Mit der Berufung entsprechender Experten nach Regensburg und der Schaffung geeigneter Infrastrukturen wie zum Beispiel des José-Carreras-Centrums für Somatische Zelltherapie finden sich hier optimale Voraussetzungen“, erläutert Professor Dr. Dr. Torsten E. Reichert, Dekan der Fakultät für Medizin. Dabei bestehe eine enge Verflechtung mit den weiteren Forschungsschwerpunkten der Fakultät – Tumormedizin und Transplantationsmedizin, denn in beiden Bereichen sei die Einflussnahme auf das Immunsystem maßgeblich für den Behandlungserfolg.
Aktuell arbeiten die Wissenschaftler des RCI unter anderem an der Vermeidung von Abstoßungsreaktionen nach Organ- und Stammzelltransplantationen, an der Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis und „Lupus erythematodes“ sowie an der Entwicklung neuer Methoden zur Immuntherapie verschiedener Krebserkrankungen.
„Im RCI laufen derzeit 14 Forschungsprojekte. Mit der Finanzierung der nächsten Jahre können wir einen weiteren Lehrstuhl besetzen, neue Forschergruppen aufbauen und uns zusätzlich den Themen Gen-Immuntherapie und adoptiver T-Zell-Transfer widmen“ - Professor Dr. Philipp Beckhove, Direktor des Regensburger Centrums für Interventionelle Immunologie.
Auch für beste räumliche Voraussetzungen wird gesorgt: Der Freistaat Bayern errichtet ab 2017 auf dem Campus des Universitätsklinikums Regensburg mit Mitteln von 15,6 Millionen Euro ein neues Forschungsgebäude, in dem auch das RCI künftig untergebracht sein wird.
Eingriffe in das menschliche Immunsystem finden heute bereits vielfältig statt: sie schützen vor Krankheiten (z.B. Impfen), machen unheilbare Erkrankungen erträglicher (z.B. Rheuma) oder steigern die Wirksamkeit anderer Therapien (z.B. bei Transplantationen oder Chemotherapie). So konnten in den vergangenen Jahren beispielsweise die Heilungsrate bei Lymphdrüsenkrebs durch begleitende Antikörpertherapien deutlich gesteigert und das Überleben nach Organtransplantationen verbessert werden.
Die Entwicklung neuer Therapien von der ersten Idee über zahlreiche Tests im Labor bis hin zur Anwendung am Menschen und Zulassung als Medikament ist jedoch ein langwieriger Prozess. Geförderte Forschungsprojekte sind meist nur kurzfristig auf zwei bis vier Jahre angelegt, das Interesse der Wirtschaft ist gerade in frühen Forschungsphasen nicht immer gegeben. Außeruniversitäre Forschungsförderung, wie sie beispielsweise über die Leibniz-Gemeinschaft erfolgt, bietet deshalb den entscheidenden Vorteil, längerfristige finanzielle Sicherheit zu haben und Forschungsprojekte nachhaltiger voranbringen zu können. Dabei unterliegen auch die außeruniversitären Institute strengen Kontrollen, haben aber bei erfolgreicher wissenschaftlicher Arbeit mehr Planungssicherheit. Darüber hinaus setzt die Leibniz-Gemeinschaft Schwerpunkte in der Gesundheitsforschung und bietet somit wichtige Schnittstellen für das RCI. Und nicht zuletzt ist die Kombination von universitärer und außeruniversitärer Forschung ein wichtiger Faktor für die Standortattraktivität und Ansiedlung von Unternehmen.
„Wir konnten uns heute einmal mehr davon überzeugen, dass in Regensburg immunmedizinische Spitzenforschung stattfindet. Dies unterstützen wir gern und nachhaltig“, so die beiden Staatssekretäre Sibler und Füracker zum Abschluss des Gespräches.
PM/LH