Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat bereits am 19. Dezember Anklage gegen vier Personen erhoben, die beschuldigt werden, mit Drogen im großen Stil gehandelt zu haben. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, innerhalb von zwei Jahren große Mengen an Drogen in der Region Regensburg verkauft zu haben. Die Rede ist von 37 kg Heroin und knapp 7,5 Kilogramm Crystal Meth. Eine weitere Person soll Hauptabnehmer der mutmaßlichen Drogendealer gewesen sein. Dabei soll die Bande einen Gewinn von über einer Million Euro erzielt haben.
Beweise dafür liegen den Polizeibeamten unter anderem durch Chatnachrichten vor. Der sogenannte EncroChat wurde gerne von Kriminellen genutzt, um sich verschlüsselte Nachrichten zu schicken. Im Sommer 2020 ist es internationalen Ermittlungsbehörden gelungen, den Server aufzudecken und Chatverläufe zu entschlüsseln und zu sichern. Dadurch konnten auch die bereits vorbestraften Beschuldigten ermittelt werden, die sich im Raum Regensburg, Tschechien und der Ukraine aufgehalten haben. Im April vergangenen Jahres gelang es den Polizisten dann, die vier Personen festzunehmen. Dabei hat die Polizei unter anderem knapp 3,5 Kilo Heroin in einer Regensburger Wohnung und mehrere tausend Euro Bargeld sichergestellt.
Insgesamt ermittelt die Beamten gegen 20 Personen, unter anderem Familienangehörige, die möglicherweise Geldwäsche betrieben haben. Die Beschuldigten befinden sich momentan in Untersuchungshaft. Das Landgericht Regensburg muss jetzt entscheiden, ob es zu einem Prozess kommt.
JM
Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat am 19.12.2022 Anklage zum Landgericht Regensburg gegen vier Angeschuldigte wegen bandenmäßigem Handeltreiben mit Betäubungs- mitteln in nicht geringer Menge in acht Fällen sowie weiteren Betäubungsmittelstraftaten erhoben. Den Angeschuldigten liegt zur Last im Zeitraum April 2020 bis April 2022 insgesamt 37 kg Heroin und 7,47 kg Methamphetamin in Regensburg und Umgebung verkauft und hierdurch mindestens 1,1 Mio. € erlöst zu haben. Der Tatnachweis beruht teilweise auf der Auswertung verschlüsselter Chatnachrichten des Messengerdienstes EncroChat.
Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg und dem Bayerischen Landeskriminalamt bereits seit November 2020 gegen eine Gruppierung, die u.a. aufgrund von EncroChat-Protokollen dringend verdächtig ist, regelmäßig Heroin und Methamphetamin im Kilobereich nach Regensburg liefern zu lassen und hier an Zwischenhändler weiter zu verkaufen.
EncroChat war ein verschlüsselter End-to-End Instant-Messengerdienst, der für vier- stellige Gebühren eine vermeintlich absolut sichere Kommunikation über sog. Kryptohandys ermöglichte, welche von zahlreichen Kriminellen genutzt wurden. Im Juni 2020 gelang es Europol zusammen mit französischen und niederländischen Ermittlungsbehörden den Server der Firma EncroChat zu entschlüsseln und eine Vielzahl inkriminierender Chatverläufe zu sichern.
Anhand kleinteiliger Informationen in den russischsprachigen EncroChat-Protokollen (z.B. Nennung des Geburtstages der Mutter und des Wohnsitzes der Schwester des Nutzers) gelang es, die zunächst unbekannten EncroChat-Nutzer als mehrfach einschlägig vorbestrafte Personen mit Aufenthalt im Bereich Regensburg, der Tschechischen Republik und der Ukraine zu identifizieren. In der Folge erfolgten umfangreiche monatelange verdeckte Ermittlungsmaßnamen im Inland und der Tschechischen Republik, bis am 28.04.2022 der Zugriff erfolgte. Im Rahmen des grenzüberschreitend koordinierten Zugriffs wurden insb. 3,4 kg Heroin in einer Regensburger Wohnung sichergestellt. Zudem konnten in Regensburg und Cheb/Tschechische Republik Mobiltelefone und große Bargeldmengen (40.100 € in einem Schuhkarton; 35.000 € in einem Besteckkasten in der Küche) aufgefunden werden. Anhand der gesicherten Mobiltelefone konnten weitere Betäubungsmittellieferungen ermittelt werden, die nach der Abschaltung des EncroChat-Dienstes mittels eines anderen, frei verfügbaren, Messengerdienstes abgewickelt wurden.
Die Anklage richtet sich gegen vier Angeschuldigte, denen vorgeworfen wird, Mitglieder einer Bandenstruktur gewesen zu sein, sowie einen weiteren Angeschuldigten, der dringend verdächtig ist, einer der Hauptabnehmer der Bande gewesen zu sein und im Tatzeitraum als Zwischenhändler ca. 12,5 kg Heroin in Regensburg an Endverkäufer veräußert zu haben.
Sämtliche Angeschuldigte befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, nachdem sie teilweise in der Tschechischen Republik festgenommen und nach Deutschland über- stellt wurden.
Die Strafandrohung für jeden Fall des bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge beträgt zwischen fünf und 15 Jahren Freiheits- strafe.
Der gesamte Ermittlungskomplex umfasst mehr als 20 beschuldigte Personen. Hierbei handelt es sich insb. um Endabnehmer der Betäubungsmittel sowie Familienangehörige der Angeschuldigten, denen Geldwäsche hinsichtlich der Taterträge vorgeworfen wird.
Die Angeschuldigten haben sich bislang nicht zur Sache eingelassen.
Es wird darauf hingewiesen, dass für die Angeschuldigten weiterhin uneingeschränkt die Unschuldsvermutung gilt. Das Landgericht Regensburg wird nunmehr über die Zulassung der Anklage zur Hauptverhandlung entscheiden müssen.