Im Auftrag der Stadt Regensburg und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nehmen Fachleute ab diesem Frühjahr die Naturschätze in der Stadt unter die Lupe. Zum Start der Geländearbeiten wurden bei einer Online Info-Veranstaltung am 09.05.2022 die lokalen Behörden, Naturschutzverbände und Interessenvertretungen der Bewirtschaftenden informiert.
Die wertvollen Lebensräume für Pflanzen und Tiere in der Stadt Regensburg wurden erstmals in den Jahren 1984 und 1985 kartiert. Das Wissen über die wertvollen Biotope wird nun bereits zum dritten Mal auf den neuesten Stand gebracht.
„Die Biotopflächen prägen die einzigartige Stadt- und Kulturlandschaft und tragen nicht nur zur großen Attraktivität der Stadt für Besucher bei, sondern auch zur hohen Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger“, erläutert Bürgermeister Ludwig Artinger.
Er bat die Anwesenden, die Kartierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen.
Christian Tausch, Leiter der Abteilung Naturschutz im LfU, unterstrich die Bedeutung der Biotopkartierung:
„Sie liefert der Stadt, den Naturschutzbehörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit, wie zur Planung und Beurteilung von Bauvorhaben oder von Maßnahmen zum Schutz der Natur. Auf der Basis der aktualisierten Daten können die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Biotopflächen gezielt über den Vertragsnaturschutz honoriert werden.“
Regensburg liegt am Schnittpunkt dreier sehr unterschiedlicher Naturräume: dem Jura mit seinen Kalkböden, den Ausläufern des Bayerischen Waldes mit Granit und Gneisen und dem unterbayerischen Hügelland mit teils sehr fruchtbaren Ackerböden. Dies führt zu einer großen Standortvielfalt mit zahlreichen unterschiedlichen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere.
Im Norden befinden sich mit dem Landschaftsschutzgebiet Winzerer Höhen und den Naturschutzgebieten Brandlberg und Keilstein besonders herausragende und wertvolle Gebiete mit einem einmaligen Artenschatz. Im Süden liegen zum Beispiel das Naturschutzgebiet Max-Schultze-Steig und der Aubachpark. Hier finden sich noch seltene Pflanzen, wie der Ausdauernde Lein, die Thymian-Sommerwurz und die Weidenblättrige Wolfsmilch, die in Bayern nur in Regensburg vorkommt.
Dazwischen liegt die eigentliche Stadt, mit einer langen Tradition großer Parks, in denen sich durch eine umsichtige Pflege ein alter Baumbestand etablieren konnte. Die Anlagen sind Refugien für Arten, die andernorts schon lange verschwunden sind. Hier lebt zum Beispiel noch der Eremit oder auch Juchtenkäfer, der auf einen hohen Anteil von totem Holz angewiesen ist. Er ist eine für den Naturschutz in Europa prioritäre Tierart.
Die Erhebungen in den Sommerhalbjahren 2022 und 2023 führt eine Arbeitsgemeinschaft aus Fachleuten aus Regensburg durch. Wälder über 5000 qm werden nur dann kartiert, wenn sie Eigentum der Stadt Regensburg sind. Die Ergebnisse der Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2024 vor. Rund 270.000 Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Regensburg gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung.
Die schutzwürdigen Biotope im Stadtgebiet Regensburg wurden erstmalig 1984 und 1985 kartiert. Bei der letzten Aktualisierung 2006 und 2007 wurden 424 Biotope in 1963 Teilflächen mit einer Gesamtfläche von 467 ha erfasst. Dies entspricht einem Biotopanteil von ungefähr 6 Prozent des Stadtgebiets.
Weitere Informationen gibt es in der Broschüre: Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren
Bayerisches Landesamt für Umwelt / MB