Im Kunstforum Ostdeutsche Galerie steht zurzeit tschechische Kunst im Fokus. Die Ausstellung "Grenzen in der Kunst" stellt mit Toyen, Magdalena Jetelová und Krištof Kintera drei herausragende Positionen vor, die biografisch in der Geschichte der früheren Tschechoslowakei und des heutigen Tschechiens verankert sind. Auch Bedřich Frittas (1906-1944) einzigartiges Buch ist in der historischen Tschechoslowakei entstanden. Das Geschenk für seinen Dreijährigen gestaltete der deutsch-jüdische Künstler Fritta Ende 1943 bis Anfang 1944 in Terezín, deutsch Theresienstadt. Die kleine Stadt im Nordwesten des Landes diente den Nationalsozialisten während dem Zweiten Weltkrieg als Konzentrationslager. Hier versammelten sie Juden aus der Tschechoslowakei aber auch aus Deutschland und europaweit.
In seinem Buch entwarf der Grafiker und Karikaturist Bedřich Fritta eine heile Welt für seinen kleinen Sohn, die im Gegensatz zum Alltag in Theresienstadt steht. Lediglich das Titelblatt nimmt direkten Bezug auf Ort und Zeit der Entstehung.
"Tomíčkovi k jeho 3. narozeninám v Terezíně" - 22.1.1944, ist hier zu lesen - "Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt - 22.1.1944". Tommy steht am Fenster, unter seinen Füßen eine Kiste mit seiner Insassennummer. Es folgen Seiten mit Szenen aus dem Alltag eines Kleinkindes, liebevoll und persönlich gestaltet. Auffällig ist, dass die Motive und kleinen Texte beim Weiterblättern immer stärker Bezug auf Tommys Zukunft nehmen. Deutlich sind hier die Wünsche der Eltern herauszulesen, die ihrem Sohn all das bieten möchten, was er entbehren muss vom guten Essen, über Musik bis hin zum freien Reisen. Sie machen sich sogar Gedanken darüber, welchen Beruf wohl Tommy einmal wählen wird und wen er heiratet.
Das Buch sollte für Tommy das einzige Vermächtnis seiner Eltern bleiben, die beide der NS-Terrorherrschaft zum Opfer fielen. Den Krieg überdauerte es in einem Versteck in Theresienstadt. Heute führt dieses historische Dokument das unermessliche Unrecht und Leid, das Millionen widerfahren ist, exemplarisch und allgemeinverständlich vor Augen.
Im KOG sind neben dem Original des Buches 52 hochwertige Reproduktionen der einzelnen Seiten zu sehen. Die Ausstellung ist der Beitrag des Museums zum Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Das KOG knüpft hier an eine frühere Zusammenarbeit mit dem "Europaeum. Ost-West-Zentrum" der Universität Regensburg an. Als Prof. Dr. Walter Koschmal im Jahr 2015 im Pustet-Verlag eine erste kommentierte Version des Buches herausgab, fand die Buchpräsentation im KOG statt. Nun nutzt das Museums die Gelegenheit, das wertvolle Zeitdokument nochmals der Regensburger Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bevor es als Dauerleihgabe an das Jüdische Museum Berlin geht.
Ab Samstag, 29. Mai, müssen die Besucherinnen und Besucher nicht mehr vorab einen Termin für die Museumsbesichtigung im KOG reservieren. Es gilt nach wie vor die Pflicht, während dem Aufenthalt einen FFP2 Mundschutz zu tragen und die Hygienemaßnahmen zu beachten.
Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt Bedřich Frittas Vermächtnis für seinen Sohn 9. März bis 8. August 2021
PM/EK