Heute haben über 400 Mitarbeiter des Uniklinikums Regensburg gestreikt und ihre Unzufriedenheit mit der momentanen Situation in den Krankenhäusern demonstriert. Ver.di hatte dazu aufgerufen, nachdem die Arbeitgeber bei der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot vorgelegt haben. Die Gewerkschaft fordert 300 Euro mehr Lohn für die Beschäftigten im Gesundheitswesen. Einzelne Statements von ver.di und vor allem von den Pflegekräften, können Sie der folgenden Pressemitteilung entnehmen.
JM
Mehr als 400 Streikende nahmen an der Kundgebung vor dem Haupteingang des Uniklinikums teil. Der Streik ist Teil einer bundesweiten Mobilisierung von Beschäftigten im Gesundheitswesen im Rahmen der Tarifrunde Länder (TdL). In Bayern sind die Unikliniken Würzburg, Erlangen, Augsburg und München sowie das Deutsche Herzzentrum München von den Streiks betroffen. Zu den Streiks wurde aufgerufen, da in der aktuell laufenden Tarifrunde der Länder die Arbeitgeber auf harte Konfrontation setzen. Bei der 2. Verhandlungsrunde in Potsdam legten sie kein Angebot vor. Für die Beschäftigten im Gesundheitswesen fordert die Gewerkschaft ver.di 300 € monatlich mehr für die Beschäftigten.
„Die hohe Beteiligung ist erfreulich, aber alles andere als verwunderlich. Die Unzufriedenheit ist riesengroß bei den Beschäftigten,“
so Karin Wagner, Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Gesundheit und Soziales bei ver.di Oberpfalz.
Der Ärger rührt daher, dass Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, der Niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers, alle Forderungen zurückwies und erklärte, es habe durch die Pandemie nur eine vorübergehende Belastung der Beschäftigten gegeben, die nicht dauerhaft zu honorieren sei. Die Inflation liege bei nur 1,9% und nicht zuletzt müsste das Personal im Länderbereich einen nennenswerten Beitrag zu Konsolidierung der Haushalte leisten. Tatsächlich will die TdL sogar die Axt an das Eingruppierungssystem legen, wodurch im Ergebnis sogar eine Verschlechterung der Entgelte drohen würde.
„Es ist haarsträubend, dass die Verhandlungsführung der TdL eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Forderungen verweigert und stattdessen nichts als Provokationen in die Welt setzt. Die Belastungssituation ist alles andere als vorübergehend, sie war auch schon vor Corona inakzeptabel. Mittlerweile hat sie sich weiter verschärft. Aber anstatt hier Abhilfe zu schaffen und für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen, wird mit unfassbarer Ignoranz agiert und dabei ganz selbstverständlich erwartet, dass die Klinik-Beschäftigten in der 4. Welle der Pandemie erneut an der Grenze des Leistbaren arbeiten“,
empört sich Wagner.
Besonders ärgerlich sei, dass auch der Arbeitgeberverband wissen konnte, dass die pandemische Lage sich zuspitzt und dennoch auf Konflikt setzt. Die Beschäftigten wiederum könnten sich nur mit Streiks bemerkbar machen, wenn sie nicht leer ausgehen wollen. Das Patientenwohl ist aber nicht gefährdet, dazu wurde eine Notdienstvereinbarung mit der Klinikleitung des UKR vereinbart.
„Dass die TdL keine höhere Belastung im Gesundheitswesen sieht und Preissteigerungen nicht ausgeglichen werden sollen, macht mich sprachlos. Wenn es so weitergeht, werden noch mehr Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit gehen oder sogar kündigen, was alles nur schlimmer macht. Es ist an der Zeit für unseren Arbeitsethos auch entsprechend entlohnt zu werden. Wir bestehen deshalb auf 300€ monatlich mehr,“
betont Maren Meyer, Fachkrankenschwester auf Intensivstation am Uniklinikum.
„Uns geht es nicht darum, auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten einfach mehr Geld einzufordern. Wir wollen bessere Löhne, um Beschäftigte im Beruf zu halten und das Arbeiten im Gesundheitswesen attraktiv zu machen. Mehr Personal kommt auch und gerade unseren Patientinnen und Patienten zugute“,
gibt Reinhard Wiesent, Sprecher der ver.di Vertrauensleute am Uniklinikum Regensburg, zu bedenken.
„Ich finde die Forderungen der Arbeitgeber zum einen dreist, zum anderen lächerlich. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass man alle Bereiche eines Klinikums braucht, damit die Patientenversorgung funktioniert. Ob in der Technik, die sich zum Beispiel um die Beatmungsgeräte kümmert, oder im Einkauf, wo das Schutzmaterial besorgt wird, oder aber in Pflege und Verwaltung – überall ist die Belastung enorm gestiegen. Dass unsere Leistung jetzt mit der Änderung des Arbeitsvorgangs ›honoriert‹ werden soll, halte ich für einen schlechten Witz“.
„Die Arbeitgeber*innen haben die Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verschlafen! Nachwuchs wird händeringend gesucht. Es wird Zeit, dass sich hier endlich etwas tut! Deswegen fordern wir auch für die Auszubildenden 100 € mehr!,“
ergänzt Nico Riebl, junger Krankenpfleger an der Universitätsklinik Regensburg.
Volker Schramke (Vertrauensmann der Beschäftigten der MedBo) überbrachte die solidarischen Grüße:
„Im letzten Jahr waren wir in der Tarifrunde TVöD gefordert unseren Forderungen Druck zu verleihen. Bleibt standhaft und gebt den Arbeitgeber ein lautstarkes Signal!“
„Als bayerische Beamt*innen stehen wir heute solidarisch in unserer aktiven Mittagspause an eurer Seite und wünschen euch viel Durchhaltevermögen und Kraft!,“
erklärt Karin Kainz unter großem Beifall der Warnstreikenden.
„Als Gewerkschaft ver.di wollen wir eine Einigung am Verhandlungstisch mit einem tragfähigen Kompromiss. Leider hat die Arbeitgeberseite mit ihrer Haltung den heutigen Warnstreik provoziert. Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis. Alleine von politischen Sonntagsreden werden die Arbeits- und Bezahlungsbedingungen in der Pflege nicht besser. Auf jeden Fall haben wir heute schon ein eindrucksvolles Signal an die Arbeitgeberseite gesandt und weitere Aktionen werden bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 27./28. November folgen – dann legen wir noch eine Schippe drauf!,“
erklärt Alexander Gröbner (Geschäftsführer ver.di Bezirk Oberpfalz) eindringlich.
„Wir fordern die öffentlichen Arbeitgeber der Länder auf, endlich einzulenken und ihre Blockadehaltung aufzugeben. Die Beschäftigten in der Pflege halten den Laden am Laufen. Wir fordern gutes Geld für gute Arbeit!,“
so Gröbner weiter.