Di, 04.10.2022 , 16:39 Uhr

Regensburg: Autozulieferer Vitesco plant kürzere Lieferketten

Der Autozulieferer Vitesco will angesichts des Mangels an wichtigen Bauteilen seine Lieferketten stärker regionalisieren.

Der Autozulieferer Vitesco will seine Lieferketten in Zukunft stärker regionalisieren. Ziel ist es, den momentan vorherrschenden Mangel an wichtigen Bauteilen in Zukunft zu vermeiden. Laut Vitesco-Vorstandschef befände man sich gerade in Gesprächen mit den Kunden. Man wolle herausfinden, wie viel es kosten würde, die Vorproduktion von China nach Europa oder in die USA zu verlegen. Dadurch sollen die Lieferketten verkürzt und stabilisiert werden – auch wenn das teurer werden könnte.

JM

 

Der Autozulieferer Vitesco will angesichts des Mangels an wichtigen Bauteilen seine Lieferketten stärker regionalisieren. Vorstandschef Andreas Wolf zufolge befindet sich der Antriebsspezialist im Gespräch mit den Kunden darüber, wie die Liefernetze robuster gemacht werden können – auch wenn es mehr Geld kostet. «Ganz konkret sprechen wir mit Kunden darüber, die Vorprodukte aus China beziehen, und fragen: Was würde es denn kosten, wenn man diese Vorproduktion in Europa oder in den USA direkt hätte?» sagte Wolf im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX.

Deutschland habe beim reinen Blick auf die Komponenten gegenüber anderen Ländern und Regionen einen Kostennachteil. «Ich denke aber, dass man Kosten, die man bisher nie so richtig berücksichtigt hat, dazu addieren muss – zum Beispiel unterbrochene Lieferketten und Störungen der eigenen Produktion», sagte Wolf. «Die Sicherheit der Lieferkette ist ein ganz wichtiger Hebel für uns.»

Die ehemalige Continental-Tochter leidet wie die gesamte Branche unter fehlenden Bauteilen. Die Auftragsbücher seien voll, könnten aber immer noch nicht ausreichend abgearbeitet werden. «Für die Zukunft gehe ich davon aus, dass Lieferketten stärker regionalisiert werden», sagte der Chef des Regensburger SDax-Konzerns.

Viele Mitarbeiter in Deutschland sind von Umbaumaßnahmen durch die Elektrifizierung betroffen. Turbolader oder Hochdruckpumpen für Einspritzsysteme hätten keine langfristigen Wachstumschancen mehr. «Entsprechende Standorte werden runtergefahren oder geschlossen», sagte Wolf. Andere Produkte seien technologisch anspruchsvoll, profitierten von der Nähe zur Entwicklung und seien auch nicht sehr lohnintensiv. »Diesen Schritt planen wir in Nürnberg.»

Vitesco baut an seinem Nürnberger Werk bis zu zwei Drittel der Stellen ab – von 1160 Arbeitsplätzen fallen gut 800 weg. «Wir können die Rahmenbedingungen wie Lohn- oder Energiekosten nicht ändern», sagte Wolf. Vitesco versuche, alle Ingenieure mitzunehmen. Relativ einfach sei die Umqualifizierung im Bereich der Elektronik. Gut 1000 Mitarbeiter seien bereits weiterqualifiziert.

«Es gibt aber auch Standorte, wie zum Beispiel in Korea, die künftig komplett mit Produkten für die Elektrifizierung gefüllt werden, obwohl sie heute noch Verbrennerkomponenten fertigen», sagte Wolf. «Dort werden wir sogar Mitarbeitende einstellen», sagte der Manager. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich vom Umbau betroffen sein werden, sei schwer vorherzusagen. Im vergangenen Jahr hat Vitesco mit 37 000 Mitarbeitern an 50 Standorten 8,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.

Derzeit gehen bei Vitesco rund 80 Prozent der Aufträge bereits für Elektroautoteile ein – das werde auch so bleiben, sagte Wolf. Beim Umsatz stehen die Elektroteile allerdings noch lediglich für rund 10 Prozent des Geschäfts. 2024 oder 2025 soll es rund ein Drittel sein, bis 2030 soll der Anteil auf über 70 Prozent anziehen.

 

dpa

Das könnte Dich auch interessieren

30.08.2024 Bayerische Staatsforsten: Bislang weniger Borkenkäferschäden Der Borkenkäfer hinterlässt Jahr für Jahr beträchtliche Schäden in Bayerns Wäldern. Heuer machte dem Schädling aber das Wetter im Frühjahr und Sommer vielerorts einen Strich durch die Rechnung. 23.08.2024 Infineon beendet langjährigen Rechtsstreit Infineon hat einen seit Jahren andauernden Rechtsstreit beigelegt. Die Einigung wird das Ergebnis des Unternehmens jedoch belasten. 05.08.2024 Continental plant Aufspaltung in zwei eigenständige Unternehmen Continental soll aufgespalten werden. Es würden zwei selbstständige Unternehmen entstehen. Die Prüfung läuft. Das Unternehmen hat auch in Regensburg einen Standort. 24.07.2024 Bayern: Beschleunigung von Asylverfahren an Verwaltungsgerichten Die Asylverfahren an den Verwaltungsgerichten in Bayern sollen beschleunigt werden. Einzelne Gerichte sollen sich auf ausgewählte Herkunftsländer konzentrieren.