Do, 10.02.2022 , 11:17 Uhr

Regensburg: «Aktenzeichen XY... gelöst!» erinnert an den Mordfall Maria Baumer

Mehr als acht Jahre lang hat der Fall Maria Baumer die Ermittler in Regensburg beschäftigt, bis im Oktober 2020 der Verlobte wegen Mordes verurteilt wurde. Für die Schwester der Toten ist das Verbrechen bis heute unbegreiflich, wie sie im ZDF berichtet.

Zehn Jahre nach dem Mord an Maria Baumer hat die ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ... gelöst!» am Mittwoch in einem halbstündigen Beitrag an den Fall erinnert. Die damals 26 Jahre alte Frau war im Mai 2012 verschwunden. Ihr Verlobter und ihre Zwillingsschwester traten dann im November 2012 bei Moderator Rudi Cerne in der Sendung «XY Spezial - Wo ist mein Kind?» auf. Was Cerne und die Schwester damals nicht wussten: Der Verlobte hatte Maria getötet.

Pilzsammler entdeckten September 2013 die Leiche der Frau. Aber erst 2019 konnten die Ermittler das Lügenkonstrukt des Täters zum Einsturz bringen. Im Oktober 2020 wurde der inzwischen 36-Jährige vor dem Landgericht Regensburg zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Zudem stellten die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. 2016 war er bereits wegen sexuellen Missbrauchs in einem anderen Fall zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

 

Verlobter habe narzisstische Persönlichkeit

Im Fernsehen hatte er 2012 noch den verzweifelten Verlobten gespielt und berichtet, wie sehr ihn die Ungewissheit belaste. Gemeinsam mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke blickte Cerne jetzt auf den Fall und auf den Auftritt des Täters im Studio zurück. «Unglaublich und für mich bis heute unfassbar: Der Mörder saß vor zehn Jahren, also 2012, hier live bei uns im Studio und hat sehr überzeugend darüber geredet, wie sehr er Maria vermisse», sagte Cerne.

Der Mann sei es alltäglich gewohnt gewesen, große Lügenkonstrukte aufrechtzuerhalten, analysierte Benecke. Insofern seien seine zahlreichen Lügen nicht aufgefallen. Sie beschrieb den Täter als egozentrische, konfliktscheue, narzisstische Persönlichkeit. Für ihn wäre es unmöglich gewesen, ein Scheitern zuzugeben.

Die Richter in Regensburg hatten es als erwiesen angesehen, dass der Verlobte Maria mit Medikamenten vergiftete, um für eine neue Beziehung frei zu sein und sein Scheitern im Medizinstudium nicht erklären zu müssen. Die Tote vergrub er im Wald - wo er den von ihm gekauften Spaten vergaß - und erzählte den Angehörigen, die junge Frau sei verschwunden. Er täuschte unter anderem Anrufe von Maria vor.

 

"Der perfekte Mord" gegoogelt

Im Herbst 2013 fanden Pilzsammler ihre Leiche, der Spaten lag nur wenige Meter entfernt. Auf dem Computer des Verlobten fanden die Ermittler Recherchen nach «der perfekte Mord» und tödlichen Medikamentenmengen. Erst 2019 aber konnten mittels neuer technischer Möglichkeiten Medikamente an einem Haarbüschel und dem Slip Marias festgestellt werden. Im Laufe des Prozesses gab der Mann zu, die Leiche verscharrt zu haben. Die Schuld am Tod der Frau wies er von sich. Sie habe die Tabletten wohl selber genommen, sagte er.

Auf die Frage Cernes, warum sich der Täter nicht von Maria Baumer getrennt habe statt sie zu töten, sagte Benecke: Der Mann habe weder vor seinem sozialen Umfeld noch vor Maria als erfolglos dastehen wollen. Ihm sei klar gewesen, dass er das Studium nicht würde beenden können, was zu einem Beziehungskonflikt mit der ehrgeizigen Maria geführt hätte. «Diesen wollte er vermeiden.»

Das Verschwinden Marias habe aus Sicht des Täters zwei Vorteile gehabt: Niemals diesen Konflikt mit ihr austragen zu müssen und seinem Umfeld gegenüber sagen zu können, er könne sein Studium aufgrund der emotionalen Belastung durch Marias Verschwinden nicht abschließen. «Es war also für ihn die perfekte Lösung.»

Maria Baumers Schwester sagte in der TV-Sendung, es sei für sie unbegreiflich, warum der Mann die Beziehung mit ihrer Schwester nicht einfach beendet habe. «Dann wäre uns das alles erspart geblieben.»

 

Die Sendung "Aktenzeichen XY... gelöst!" vom 9. Februar finden Sie in der ZDF-Mediathek.

 

dpa/MB

 

Ein Teil unserer Berichte zum Fall Maria Baumer

(13.10.2020) Fall Maria Baumer erneut bei Aktenzeichen XY
Vergangene Woche ist im Fall Maria Baumer das Urteil gefallen. Der Fall wird am Mittwoch nochmals Thema in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY sein. Der jetzt wegen Mordes für schuldig befundene Verlobte von Maria Baumer war nach dem Verschwinden der jungen Frau in der Sendung aufgetreten und hatte um die Unterstützung des Publikums gebeten. Wenige Tage vor dem Urteil hatte Moderator Rudi Cerne die Entwicklungen im Fall Baumer gegenüber dpa als einzigartig bezeichnet. Das habe es in der Geschichte von Aktenzeichen XY noch nie gegeben.
(06.10.2020) Ex-Verlobter von Maria Baumer wegen Mordes verurteilt
Seit 2012 war der Fall Maria Baumer in den Schlagzeilen, das Schicksal der damals 26-Jährigen aus Muschenried hat die Menschen in der Region bewegt. Dementsprechend ist auch das Urteil im Mordprozess gegen ihren ehemaligen Verlobten mit großer Spannung erwartet worden. Über drei Monate lang stand Christian F. vor Gericht. Aber hat er Maria Baumer vor acht Jahren wirklich mit Beruhigungsmitteln getötet und im Wald vergraben? Oder reichen die Indizien nicht für eine Verurteilung aus? Diese Fragen hat das Landgericht Regensburg heute nach 17 Verhandlungstagen beantwortet – das Urteil ist gefallen.
(06.10.2020) Urteil im Mordprozess von Maria Baumer: Rechtsexperte ordnet Urteil ein
Heute ist am Landgericht Regensburg das Urteil im Mordprozess von Maria Baumer gefallen. Der frühere Verlobte der Toten ist heute wegen Mordes verurteilt worden. Martin Straler hat mit Prof. Dr. Jan Bockemühl über das Urteil gesprochen. Er ist Fachanwalt für Strafrecht und Honorarprofessor an der Universität Regensburg.
(05.10.2020) Chronologie im Fall Maria Baumer - morgen fällt das Urteil
Bis auf den Prozess gegen Joachim Wolbergs hat in den vergangenen Jahren wohl kaum ein Prozess in Regensburg so viel Aufmerksamkeit bekommen wie der Fall Maria Baumer. Im Jahr 2012 war die damals 26-Jährige verschwunden, ein Jahr später hatten Pilzsammler ihre sterblichen Überreste in der Nähe von Bernhardswald gefunden. Nach 17 Verhandlungstagen in drei Monaten fällt morgen das Urteil gegen Christian F., den ehemaligen Verlobten von Maria Baumer. Wir haben den Fall nochmal für Sie zusammengefasst.
(30.05.2020) Fall Maria Baumer: Zusammenfassung der Ereignisse vor dem morgigen Prozessauftakt
Der Fall der getöteten Maria Baumer ist wohl vielen noch im Gedächtnis. Die damals 26-jährige verschwand zunächst spurlos, über ein Jahr lang! Dann hatten Pilzesammler ihre sterblichen Überreste gefunden - mittlerweile steht ihr damaliger Verlobter im Verdacht Maria Baumer getötet zu haben. Martin Straler hat den gesamten Fall für Sie zusammengefasst.

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