In den Betrieben der Oberpfälzer M+E Industrie ist die Stimmung besser als die tatsächliche Lage, zumindest was die aktuelle Geschäftssituation angeht. Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich eingetrübt. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte ist mit einer stärkeren Dynamik zu rechnen, die aber nicht viel mehr als den Rückgang des letzten Jahres ausgleichen wird.
„Die Corona-Pandemie und der in Teilen massive Mangel an Material und Vorprodukten bremsen immer noch die Aufholdynamik unserer Unternehmen. In Summe erwarten wir daher im Jahresdurchschnitt nur ein leichtes Produktionsplus. Damit wird nicht viel mehr als der Rückgang des letzten Jahres ausgeglichen“,
fasst René Krahn, Vorsitzender des Vorstands der bayme vbm Region Regensburg eine aktuelle Umfrage unter den Oberpfälzer bayme vbm Mitgliedsunternehmen zusammen, die heute in Regensburg vorgestellt wurde.
Schlechtere Bewertungen
Laut Umfrage wird die aktuelle Geschäftslage sowohl im Inland als auch im Ausland negativer bewertet als noch im Sommer. Die Salden liegen für das Inlands- und Auslandgeschäft mit 44,7 respektive 35,6 Prozent aber im positiven Bereich. Die Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf liegen ebenfalls niedriger als noch im Sommer 2021. Die Salden liegen hier für das Inlandsgeschäft bei plus 14,6 Prozent, für das Auslandsgeschäft bei plus 25,3 Prozent.
„Die aktuell gute Stimmung ist einerseits auf den hohen Auftragsbestand und andererseits auf das im Vergleich unterdurchschnittliche Corona-Krisenjahr 2020 zurückzuführen. Die Erwartungen betrachten wir aber mit Sorge. Hauptgrund bleibt die beeinträchtigte Produktion durch den Materialmangel. Gut 93 Prozent der Unternehmen können ihre Aufträge dadurch nicht abarbeiten. Das entwickelt sich zum Aufschwungskiller“,
sagt Krahn.
So sind 34,5 Prozent der Unternehmen sogar schwer beeinträchtigt. Nur rund 22 Prozent erwarten noch im zweiten Halbjahr eine Entspannung, der Rest frühestens 2023 bzw. kann es noch gar nicht abschätzen.
Im Jahr 2022 dürfte die Produktion daher nur leicht über dem Vorjahresniveau liegen. Im ersten Halbjahr wird der Produktionsanstieg noch durch die Omikron-Welle und den Materialmangel gebremst, erst im zweiten Halbjahr kommt eine größere Dynamik zustande.
„Die Produktionspläne der Unternehmen sind positiv. So wollen über 60 Prozent im ersten Halbjahr mehr produzieren. Die Produktion wird dann zum Jahresende 2022 den Corona-Einbruch überwunden haben. Sie wird aber bayernweit immer noch um rund fünf Prozent unter dem Vor-Rezessionsniveau des Jahres 2018 liegen. Wir sind also noch ein gutes Stück vom Normalzustand entfernt“,
erklärt Krahn.
Bei den Investitionsplänen sind die Oberpfälzer M+E Unternehmen zurückhaltender als bei den Produktionsplänen: Nur etwa ein Viertel will die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen.
„Davon entfallen nur knapp 20 Prozent auf Erweiterungen und 31 Prozent auf Ersatzbeschaffungen. Das ist nicht das starke Signal, das wir uns für die Zukunft unseres Standorts wünschen“,
findet Krahn und ergänzt:
„Wir müssen unseren Unternehmen mehr Luft für Investitionen geben. Das ist zwingend notwendig für einen dauerhaften Aufschwung und die Bewältigung der Transformation.“
Die Beschäftigungspläne der Oberpfälzer M+E Unternehmen sind positiv und haben sich gegenüber der Sommerumfrage deutlich verbessert.
„Rund 67 Prozent planen einen Beschäftigungsaufbau, nur gut 5 Prozent müssen Beschäftigung abbauen. Wir betrachten aber mit Sorge, ob die positiven Beschäftigungspläne umgesetzt werden können. Denn der Mangel an Arbeitskräften und der qualifikatorische Missmatch werden zunehmend zum weiteren Engpassfaktor. 31 Prozent der Unternehmen sehen ihre Produktions- und Geschäftstätigkeit durch fehlende Arbeitskräfte erheblich beeinträchtigt. Bei weiteren 59 Prozent ist die Produktion zumindest geringfügig beeinträchtigt. Im Jahresverlauf wird die M+E Beschäftigung in der Oberpfalz um rund 500 Stellen zunehmen. Damit werden zum Ende des Jahres in der Oberpfälzer M+E Industrie knapp 97.000 Personen beschäftigt sein. Das sind 1.000 weniger als zum Höchststand im Juni 2019“,
so Krahn.
bayme vbm/JM