Dieser Negativtrend zeigt sich auch im gesamten Freistaat. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat am heutigen Freitag die Zahlen vorgestellt. Hier ein Überblick der Zahlen aus der Oberpfalz.
Im Jahr 2022 wurden in der Oberpfalz insgesamt 675 Fälle gezählt, bei denen Polizeibeamte in der Ausübung ihres Dienstes Opfer von Gewalt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Anstieg um 16,8 Prozent dar. Den größten Anteil der begangenen Delikte nahmen die Beleidigungsdelikte (258 Fälle) ein. Dennoch kam es in vielen Fällen zu tätlichen Angriffen (182 Fälle), Widerständen (117 Fälle) und Körperverletzungen (58 Fälle), bei denen Polizeibeamte verletzt wurden.
Über 1.400 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte wurden im vergangenen Jahr Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt. In über 240 Fällen wurden Polizeibeamte von ihrem Gegenüber geschlagen oder getreten und in 19 Fällen sogar gebissen.
Über 80 Prozent der insgesamt 532 Tatverdächtigen waren männlich. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen stand unter dem Einfluss berauschender Mittel. Davon war der überwiegende Teil alkoholisiert.
In Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften werden gravierende Fälle in der Oberpfalz priorisiert bearbeitet. Die Oberpfälzer Polizei verfolgt dabei insbesondere das Ziel, Polizisten und Angehörige anderer Organisationseinheiten der öffentlichen Verwaltung, insbesondere der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Mit der schnellen Ermittlungsarbeit der Polizei erfolgt eine zeitnahe Vorlage der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und damit die „Strafe auf den Fuß“. In der Oberpfalz wurden im Jahr 2022 neun Fälle priorisiert bearbeitet.
Dass sich Täter oftmals aggressiv und gewaltbereit gegenüber der Polizei zeigen, spiegelt folgender Fall im Juni 2022 in Amberg wider:
Eine Streife der Polizeiinspektion Amberg wurde zu einer randalierenden Person in Speckmannshof gerufen. Dort führte der kommunale Verkehrsüberwachungsdienst gerade stationäre Geschwindigkeitsmessungen durch. Ein Fußgänger attackierte das dort aufgestellte Messgerät und entfernte sich.
Als die Streifenbesatzung eintraf, konnten sie den mutmaßlichen Randalierer etwa 180 Meter von der Messstelle antreffen. Sobald das Dienstfahrzeug der Polizei gerade zum Stehen kam, griff die Person die sich noch im Streifenwagen befindliche Besatzung an und schlug mit einem massiven Steinbrocken mehrfach auf das Polizeifahrzeug ein. Dabei ging u. a. die Windschutzscheibe des Streifenwagens an mehreren Stellen zu Bruch. Als der Randalierer auf der Beifahrerseite seine Attacke fortsetzte, konnte er nur mehr durch den Gebrauch der Schusswaffe vom Fahrer des Streifenwagens aus dem Auto heraus gestoppt werden. Zu einer Fortsetzung des Angriffs, insbesondere gegen die auf dem Beifahrersitz befindliche Polizeibeamtin, kam es daraufhin nicht mehr.
Die Streifenbesatzung konnte in dieser Situation das Fahrzeug verlassen und leistete bei dem am Arm getroffenen Randalierer sofort Erste Hilfe. Der verständigte Rettungsdienst verbrachte ihn in ein Krankenhaus, wo er kurzzeitig behandelt wurde.
Wie man an diesem Fall beispielhaft sehen kann, ist Gewalt gegen Polizeibeamte ein ernstes Problem, mit dem die Beamten im täglichen Dienst jederzeit und auch absolut unerwartet konfrontiert werden können.
PP Oberpfalz / MB