Die 23 oberpfälzer Volksbanken und Raiffeisenbanken sind gut durch das Geschäftsjahr 2020 gekommen. Das Geschäftsmodell mit seiner regionalen Ausrichtung erweist sich rundum als sehr tragfähig. „Das Modell der Hausbank hat in der Corona-Krise ganz klar seine Stärke bewiesen“, betont Bezirkspräsident Wolfgang Völkl. „Die oberpfälzer Kreditgenossenschaften stehen seit Beginn der Pandemie an der Seite ihrer Kunden und stellen die Versorgung mit Finanzdienstleistungen und Bargeld sicher. Unternehmen sichern sie kurzfristig Liquidität durch Stundungen, Förderkredite und Firmendarlehen.“
„Auch wenn wir auf lange Traditionen bauen, verstehen wir uns als moderne Finanzdienstleister, die ihren Kunden qualitative Beratung und umfassenden Service bieten“, so der stellv. Bezirkspräsident Bernhard Werner. „Wir bauen unsere Kommunikationskanäle laufend aus. Kunden können uns heute auf vielen Wegen erreichen – persönlich in der Geschäftsstelle, telefonisch und digital. Das sind Investitionen in die Zukunft.“
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken können aus einer Position der Stärke agieren. Der Blick in die Bilanz des Jahres 2020 zeigt, dass sie sowohl bei aufgenommenen Kundengeldern als auch bei ausgereichten Krediten eine Zunahme verzeichnen. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 11 Prozent von 15,0 Milliarden Euro auf 16,7 Milliarden Euro“.
Die Höhe der ausgereichten Kredite stieg um 7,1 Prozent und beläuft sich zum Ende des Jahres 2020 auf knapp 9,0 Milliarden Euro – nach 8,4 Milliarden ein Jahr zuvor. Die Ausleihungen an Privatpersonen stiegen ebenso um 7,1 Prozent von 3,85 Milliarden Euro auf 4,13 Milliarden Euro. Stark blieb das Kreditgeschäft mit Firmenkunden. Das Volumen an Firmenkundendarlehen legte um 7,3 Prozent zu – sie beliefen sich auf 4,76 Milliarden Euro, nach 4,43 Milliarden Euro im Jahr davor.
Weiterhin stabil entwickelte sich das Immobilienkreditgeschäft. Die Baubranche zeigte sich von der Pandemie unbeeindruckt und die Investitionen waren ungebrochen. Kredite für den Wohnungsbau wuchsen von 4,51 Milliarden Euro auf 4,93 Milliarden Euro – das entspricht einem Plus von über 9,15 Prozent.
Bei den Kundengeldern verzeichneten die oberpfälzer Volksbanken und Raiffeisenbanken einen Anstieg um fast 8 Prozent von 11,65 Milliarden Euro auf 12,58 Milliarden Euro. Firmenkundeneinlagen beliefen sich zum Jahresende auf 3,39 Milliarden Euro, ein sprunghafter Anstieg um 12,1 Prozent, beziehungsweise 367 Millionen Euro. Auf Seite der Privatkunden stiegen die Einlagen um 7,2 Prozent, beziehungsweise 584 Millionen Euro auf 8,7 Milliarden Euro. Grund für diese Zunahme dürften die anhaltenden Unsicherheiten sowie eingeschränkte Konsummöglichkeiten sein.
Nach wie vor bleibt das Niedrigzinsumfeld aufgrund der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Herausforderung für die Banken. Der weiterhin hohe Passivüberhang ist für die Banken zunehmend belastend. Aus diesem Grund schrumpft die Ertragsspanne der Banken weiter.
Das Zinsergebnis lag bei 240,1 Millionen Euro (Vorjahr: 248,0 Millionen Euro) und gab damit um 3,2 Prozent (7,9 Millionen Euro) nach. Die Zinsspanne betrug 1,51 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 1,68 Prozent im Jahr 2019. Der Rückgang im Zinsgeschäft konnte teilweise durch eine Zunahme im Provisionsgeschäft ausgeglichen werden. Das Provisionsergebnis konnten die Banken um 3,8 Prozent von 105,7 Millionen Euro auf 109,7 Millionen Euro steigern. Die Provisionsspanne lag bei 0,69 Prozent, nach 0,72 Prozent im Jahr davor (minus 4,2 Prozent).
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in der Oberpfalz arbeiten zudem kosteneffizient. Die Betriebskosten sind im vergangenen Jahr leicht gesunken von rund 233,0 Millionen Euro auf 229,7 Millionen Euro. Der Anteil der Kosten an der durchschnittlichen Bilanzsumme lag mit 1,45 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,58 Prozent. Die Cost-Income-Ratio (CIR) stieg leicht auf 67,0 Prozent – im Jahr 2019 lag diese bei 66,5 Prozent.
Insgesamt blicken die oberpfälzer Volksbanken und Raiffeisenbanken beim Ergebnis auf ein zufriedenstellendes Jahr 2020 zurück. Dem Corona-bedingten Wirtschaftseinbruch zum Trotz blieb das Gesamtbetriebsergebnis (operatives Ergebnis) mit 118,0 Millionen Euro nahezu stabil (2019: 120,6 Millionen Euro).
Trotz des turbulenten Jahres an den Finanzmärkten wird es kaum Abschreibungen bei Wertpapieren geben. Auf ihr Wertpapierportfolio mussten die 23 Banken lediglich 2,9 Millionen Euro abschreiben – das entspricht 0,02 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Im Forderungsbereich nahmen die genossenschaftlichen Institute Abschreibungen in Höhe von 4,6 Millionen Euro vor (0,03 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme). Diese Abschreibungen sind im Wesentlichen regulatorisch bedingt und kein Anzeichen für erhöhte insolvenzbedingte Wertkorrekturen.
Die Genossenschaftsbanken in der Oberpfalz hatten 2020 ihre Kreditbücher eng im Blick. Bislang ist die Risikosituation unauffällig. „Die viel heraufbeschworene Insolvenzwelle, verbunden mit einer kräftigen Zunahme der Kreditausfälle, ist bisher nicht erkennbar“, sagte Joachim Geyer, stellv. Bezirkspräsident. Das dürfte sich auch im Jahresverlauf nicht ändern, obwohl der weitere Ausblick von vielen Unsicherheiten behaftet bleibe. Ein wesentlicher Grund dafür sei der sehr heterogene Verlauf der Lockdowns, der Branchen höchst unterschiedlich erfasst. „Branchen, die unter den politischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens besonders leiden, gehören nur in geringem Maße zu den Kreditnehmern der oberpfälzer Kreditgenossenschaften“, so Geyer.
Dennoch agieren die oberpfälzer Volksbanken und Raiffeisenbanken weiterhin vorsichtig und vorausschauend, um gegen mögliche Pleiten gewappnet zu sein. Ihre Kapitalbasis stärkten die Institute durch Rücklagen. Das harte Kernkapital legte um 98 Millionen Euro auf rund 1,4 Milliarden Euro zu – eine Steigerung um etwa 7,4 Prozent. Die harte Kernkapitalquote belief sich auf 14,65 Prozent, nach 14,35 Prozent im Jahr davor.
In der Mitgliederversammlung des Bezirksverbands Oberpfalz des Genossenschaftsverbands Bayern am 24.03.2021 wurde Wolfgang Völkl von der Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf eG wieder zum Bezirkspräsidenten gewählt. Er bekleidet das Amt seit 2017. Ebenfalls wieder gewählt wurden als Stellvertreter Bernhard Werner von der VR Bank Mittlere Oberpfalz eG und Herr Joachim Scherrer von der Bürger Energie Region Regensburg eG (BERR). Als neuer Stellvertreter wurde Herr Joachim Geyer von der Raiffeisenbank Oberpfalz NordWest eG ins Präsidium berufen. Er folgt Herbert Meier nach, ebenfalls Raiffeisenbank Oberpfalz NordWest eG. Der Bezirkspräsident und seine Stellvertreter repräsentieren nicht nur die 23 Volksbanken und Raiffeisenbanken, sondern alle Genossenschaften im Bezirk. Dazu zählen auch die LIGA Bank und 69 genossenschaftliche Waren- und Dienstleistungsunternehmen (insgesamt 93 Genossenschaften; Stand 31.12.2020).
Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf eG/MB