Aufatmen in Neutraubling: Nach fordernden Wochen haben die Bewohner und Mitarbeiter des BRK-Seniorenzentrums den schweren Corona-Ausbruch, zu dem es in der Einrichtung Anfang März gekommen war, hinter sich gebracht.
Das hat der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz als Träger am Freitag in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Das Besuchsverbot für das Haus, in dem laut Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler „zuletzt leider auch fünf Menschen an oder mit Corona starben“, ist aufgehoben worden.
„Wir haben es im Großen und Ganzen überstanden“, sagt Heimleiter Michael Melcher. Lediglich zwei Bewohner, die nach einem längeren Krankenhaus-Aufenthalt mit einer Covid-Infektion zurückgekehrt seien, befänden sich noch in Quarantäne auf ihren Zimmern. Wegen ihrer hohen CT-Werte gelten sie nach den Worten Melchers „quasi als nicht mehr ansteckend“. In Absprache mit dem Gesundheitsamt finde daher vorläufig keine weitere PCR-Reihentestung statt.
Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs hatten in der Einrichtung nach BRK-Angaben 67 von 92 Bewohnern ein positives Testergebnis. Darüber hinaus steckten sich 33 der 90 Beschäftigten mit dem Virus an – 27 von ihnen stammten aus dem Pflegebereich, in dem in Neutraubling 55 Mitarbeiter eingesetzt sind.
Aktuell fehlten ihm wegen ihrer Corona-Infektion nur mehr drei Kollegen, erläutert Melcher. Zwei von ihnen hatten die Möglichkeit, sich an diesem Freitag freitesten zu lassen.
„Die Zahlen aus der Pflege zeigen, wie heftig die Situation in den vergangenen drei Wochen zum Teil für alle Beteiligten war“, sagt der Heimleiter. Die Lage habe nur durch „bewegliche Dienstpläne“ sowie viel Flexibilität bei den Arbeitsabläufen und bei der Aufgabenverteilung gemeistert werden können. „Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs haben wir die Dienste zum Teil von Stunde zu Stunde neu organisiert“, verdeutlicht Melcher.
Den Angehörigen dankt er in der Mitteilung des BRK für ihr Verständnis – und seinen Mitarbeitern „für ihren Einsatz in dieser harten Zeit“. Der Zusammenhalt im Team und die gegenseitige Unterstützung seien groß gewesen.
Zusammen mit BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler spricht der Heimleiter darüber hinaus den Familien der fünf verstorbenen Bewohner sein Beileid aus. „Das Virus ist – das haben die jüngsten Geschehnisse gezeigt – heimtückisch und darf niemals unterschätzt werden“, sagt Drexler. Alle Betroffenen hatten nach Darstellung Melchers schwere Vorerkrankungen, die verhängnisvoll mit einer Covid-19-Infektion zusammengefallen seien.
„Bei aller Tragik und allem Bedauern“ über den Tod der Bewohner herrsche bei den BRK-Verantwortlichen dennoch spürbare Erleichterung darüber, die Omikron-Welle in Neutraubling überstanden zu haben. Zu Beginn der Pandemie, als die Impfkampagne erst am Anfang gestanden habe, „wären die Folgen wahrscheinlich weit fataler gewesen“, meint Drexler.
81 seiner Bewohner, zeigt Michael Melcher in diesem Zusammenhang auf, seien zweimal geimpft, 70 geboostert und 23 hätten die vierte Impfung erhalten. Beim Personal hätten sich nur fünf Beschäftigte bislang nicht für eine Impf-Prophylaxe entschieden – wobei die Mehrzahl von ihnen als genesen gelte.
Vor diesem Hintergrund spricht er in seiner Rückschau auf die Zeit seit Anfang März von „überwiegend leichten Krankheitsverläufen“. Viele Bewohner und Mitarbeiter hätten keinerlei Symptome gehabt, in einigen Fällen hätten Beschäftigte zwei Tage mit Grippeanzeichen das Bett hüten müssen. „Was wir 2021 mit der Delta-Variante erlebt haben, hatte eine ganz andere Wucht“, sagt Melcher über den ersten Ausbruch in seinem Haus vor fast genau einem Jahr.
pm/MS