Mi, 13.10.2021 , 15:04 Uhr

Berg Cerchov / Waldmünchen

Nach Rettung: So geht es dem 8-jährigen Mädchen

Gestern wurde das seit Sonntagabend vermisste Mädchen im Grenzgebiet von Tschechien gefunden. Sie kam zur Behandlung ins Krankenhaus. Wie geht es ihr jetzt?

Am frühen Dienstagnachmittag kam die erlösende Meldung von Seiten der tschechischen Behörden, dass das vermisste Kind lebend auf tschechischem Hoheitsgebiet, ca. 3,5 km (Luftlinie) entfernt vom Gipfel des Cerchov aufgefunden wurde. Die Auffindeörtlichkeit lag in entgegengesetzter Richtung zum Ort des Verschwindens.

Knapp einen Tag blieb das Mädchen zur Behandlung und Untersuchung in einem deutschen Krankenhaus. Bis auf einen leichten Kratzer am Bein war das Kind unverletzt. Sie musste langsam wieder aufgewärmt werden und hat zwischenzeitlich wieder eine normale Körpertemperatur erreicht. Gegen Mittag konnte sie das Krankenhaus in Begleitung von Familienangehörigen wieder gesund verlassen.

 

8-Jährige suchte den Wanderweg

Nach ersten Befragungen war die 8-Jährige immer wieder in Bewegung und hat dabei wohl mehrere Kilometer zu Fuß im Wald zurückgelegt. Der genaue Weg kann nicht mehr nachvollzogen werden. Nachts schlief sie auf einer Wiese in hohem Gras und habe dabei auch Tiere wie Rehe, Füchse und ein Wildschwein gesehen. Sie beschrieb, dass sie sich nachts im Wald fürchtete und deshalb nicht auf sich aufmerksam gemacht hatte. Sie führte weiterhin aus, dass sie nichts gegessen und getrunken hatte. Sie sei auf der Suche nach dem Wanderweg des Aufstiegs gewesen, doch habe sie ihn nicht mehr gefunden. Bei ihrem Auffinden trug sie noch die Kleidung, die sie auch auf den Fahndungsfotos anhatte.

 

Familie ist überglücklich

Das Mädchen wurde unmittelbar nach seinem Auffinden sofort in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert und traf dort auf ihre Eltern. Die Situation wurde auch von den anwesenden Betreuungskräften der Polizei als sehr emotional beschrieben.

Die Familie lässt hiermit ausrichten, dass man „überglücklich sei und sich ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern bedanke“. Man brauche jetzt erstmal Zeit für sich, weshalb explizit um Beachtung der Privatsphäre gebeten wird.

Das Polizeipräsidium Oberpfalz bedankt sich erneut bei allen tschechischen und deutschen Einsatzkräften und allen freiwilligen Helfern/-innen für ihren unermüdlichen Einsatz. Hervorzuheben ist die gewohnt vertrauensvolle, unbürokratische und daher länderübergreifende Zusammenarbeit mit den tschechischen Partnern.

 

PP Oberpfalz/MB

45 Stunden verschwunden: Achtjährige mittlerweile aus Krankenhaus entlassen
45 Stunden lang alleine im Wald, bei dieser Kälte. Was das achtjährige Mädchen aus Berlin alles erlebt haben muss, man will es sich kaum vorstellen. Von Sonntagabend bis Dienstagnachmittag wurde in Bayern und Tschechien nach ihr gesucht – mit über 1.400 Beamten und Spürhunden. Mittlerweile gibt es zumindest gute Nachrichten, was den Gesundheitszustand des Mädchens angeht.

 

Das 8-jährige Mädchen ist nach Polizeiangaben in gesundheitlich guter Verfassung. «Es geht ihr eigentlich relativ gut», sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Josef Weindl, am Mittwoch.

Das Mädchen sei weiterhin im Krankenhaus. Details dazu, wo sie versorgt wird, gibt die Polizei nicht bekannt. Über Nacht sei die Achtjährige in einem sogenannten Wärmebett gewesen, weil sie nach den zwei kalten Nächten im Wald unterkühlt gewesen sei. «Sie zeigt äußerlich keine Verletzungen», erklärte Weindl. «Sie spricht und ist so weit unauffällig.»

Das Mädchen aus Berlin war am späten Sonntagnachmittag beim Wandern mit ihrer Familie im deutsch-tschechischen Grenzgebiet verschwunden. Die Eltern hatten das Mädchen, seinen sechsjährigen Bruder und einen neunjährigen Cousin unterhalb des Berges Cerchov aus den Augen verloren und die Rettungskräfte gerufen. Diese fanden zunächst nur den Bruder und den Cousin.

Die drei Kinder hatten in dem weitläufigen Gebiet gespielt und waren dabei verloren gegangen. Letztlich wurde die 8-Jährige am Dienstagnachmittag nach einer großen Suchaktion mit weit mehr als 1000 Helfern in der Nähe des tschechischen Ceska Kubice von einem Förster gefunden. Die beiden bayerischen Grenzorte Waldmünchen und Furth im Wald sind davon nicht weit entfernt.

 

Förster wickelte Mädchen in seine Jacke

Das Glück, sie lebend gefunden zu haben, ist für den Förster Martin Semecky noch immer überwältigend: «Das war ein unglaubliches Gefühl, diese Emotionen kann man gar nicht mit Worten beschreiben», sagte der Tscheche am Mittwoch. Semecky und seine Kollegen suchten am Dienstag in Absprache mit der Einsatzleitung ein Waldstück ab, das knapp außerhalb des offiziellen Suchradius lag.

«Auf einmal stand die kleine Julia vor uns, sie saß etwa zehn Meter weit weg im hohen Gras», berichtete der Förster. Als er ihren Namen gesagt habe, habe das Kind nur mit dem Kopf genickt. Er habe gesagt: «Alles ist gut, super!» Dann wickelte er sie in seine grüne Jacke, alarmierte die Einsatzzentrale. Semecky würdigte nun die Ausdauer des Mädchens in der Natur: «Um das zu schaffen, muss sie sehr geschickt gewesen sein.»

Julia wurde rund einen Kilometer entfernt von einer Quelle gefunden, die Ceska studanka heißt. Sie soll Trinkwasserqualität haben. Doch ob das Mädchen es bis dahin geschafft hat, war unklar. «Wir wollten sie nicht mit Fragen belasten», sagte der Förster. «Sie wirkte verängstigt, ganz allein im Wald - ohne ihre Eltern.»

Selbst auf direktem Wege muss das Kind mehr als zwei Stunden gewandert sein, um zu der Stelle zu gelangen, wo es gefunden wurde. Dann habe sie möglicherweise entschieden, auszuharren und auf Hilfe zu warten. Doch sie könnte auch längere Zeit im Kreis gelaufen sein. «Vielleicht werden wir es später einmal erfahren», meint Semecky. «Hauptsache, es ist gut ausgegangen.»

 

dpa/MB

 

Unser Bericht über die Rettung der 8-Jährigen

Große Erleichterung: 8-jähriges Mädchen lebend gefunden

Das könnte Dich auch interessieren

09.08.2024 Plattling/Ostbayern: Geflohener Straftäter gefasst Am Donnerstagnachmittag wurde mit einer Großfahndung nach einem geflohenen Straftäter aus Plattling gesucht. Dieser konnte am späten Abend festgenommen werden. 04.08.2024 Oberpfalz: 15 Jahre Polizeipräsidium - unschätzbarer Wert für die Innere Sicherheit Der bayerische Innenstaatssekretär Sandro Kirchner hat dem Polizeipräsidium Oberpfalz zum 15-jährigen Bestehen gratuliert. 01.06.2024 Oberpfalz: Einsatzbilanz zur aktuellen Hochwasserlage 31.05.2024 Auch in Ostbayern: Warnung vor starkem Dauerregen Erheblicher Dauerregen und Überflutungsgefahr: Die Vorhersagen der Meteorologen fürs Wochenende werden konkreter. Ernst soll die Lage im Süden Deutschlands werden, auch in Ostbayern.