So, 10.02.2019 , 09:46 Uhr

Nach Missbrauchsstudie leiten Staatsanwälte erste Ermittlungen ein

Nach der großen Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche haben laut einer dpa-Umfrage alle bayerischen Bistümer ihre Unterlagen inzwischen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Schon jetzt ist aber klar: Nur ein Bruchteil der Fälle wird verfolgt.

Rund vier Monate nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) haben Staatsanwaltschaften in Bayern erste Ermittlungen gegen beschuldigte Kirchenleute eingeleitet. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Staatsanwaltschaft Würzburg prüft nach Angaben eines Sprechers derzeit 15 «konkrete, etwaig strafbare» Vorgänge. Die Staatsanwaltschaft Regensburg führt Vorermittlungen in weniger als zehn Fällen.

Weitere Verfahren seien angekündigt, sagte der Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft. Die Studie hatte nach Angaben eines Sprechers der Diözese 62 Beschuldigte aus dem Würzburger Bistum aufgelistet. Im Bistum Regensburg wurden laut Studie 81 Priester und von der Diözese beauftragte Ordensmänner beschuldigt, sich an Kindern und Jugendlichen vergangen zu haben.

Laut dpa-Umfrage haben inzwischen alle bayerischen Bistümer die Personalakten, die der Studie zugrunde lagen, an die Behörden weitergegeben, damit mutmaßliche Täter strafrechtlich verfolgt werden können.

Für das Bistum Augsburg waren das Unterlagen über 85 Beschuldigte und 165 Betroffene. Mindestens 38 Beschuldigte seien aber schon tot, sagte der Sprecher der Münchner Generalstaatsanwaltschaft, Klaus Ruhland, auf Anfrage. 13 weitere konnten «aufgrund der Schilderungen der Opfer nicht namentlich ermittelt werden», wie ein Sprecher der Diözese sagte.

Die Diözese Passau hat der Passauer Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers der Justizbehörde Unterlagen zu ihren 28 Fällen aus der Studie und zu einem jüngeren Verdachtsfall zur Verfügung gestellt. In drei weiteren Fällen wurden die Ermittlungen nach Angaben der Diözese eingestellt. Auch die Bistümer Bamberg und Eichstätt haben den zuständigen Staatsanwaltschaften ihre Unterlagen übergeben.

Die Staatsanwaltschaft München I hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass Ermittlungen gegen rund 100 katholische Priester des Erzbistums München geprüft werden. «Wir werden jetzt schauen, inwieweit bei diesen Personen verfolgbare Straftaten vorliegen», sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst. Die Betonung liegt dabei auf «verfolgbar»: Denn viele der Betreffenden sind nicht mehr am Leben, in anderen Fällen sind die Vorwürfe verjährt. Und bei 13 Fällen habe es bereits in der Vergangenheit Ermittlungen gegeben, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. «Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass allenfalls in sehr wenigen Fällen die Einleitung eines Strafverfahrens in Betracht kommt.»

Für die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz waren deutschlandweit mehr als 38 000 Akten aus den Jahren 1946 bis 2014 untersucht worden. Danach wurden mindestens 3677 Minderjährige von 1670 Klerikern missbraucht.

dpa

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