Der ehemalige Regensburger Bischof und jetzige Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Aufklärung des Missbrauchskandals bei den Regensburger Domspatzen verschleppt zu haben. Der «Passauer Neuen Presse» (Freitag) sagte er: «Der Versuch, einen früheren Bischof von Regensburg gegen den jetzigen auszuspielen, scheitert angesichts der Tatsachen.» Nach Bekanntwerden des Skandals habe er ab Frühjahr 2010 «den Aufklärungsprozess initiiert und strukturiert». Er sei froh und dankbar, dass sein Nachfolger Rudolf Voderholzer dies fortsetze.
Auf die Frage, ob er zu einem Gespräch mit Opfervertretern bereit sei, antwortete Müller, der die Glaubenskongregation im Vatikan leitet: «Persönliche seelsorgerliche Gespräche bleiben ihrer Natur nach vertraulich. Was ich aber beitragen kann zur Aufklärung der Straftaten gegen Kinder und Jugendliche (…) werde ich dem von der Diözese beauftragten Rechtsanwalt Ulrich Weber mitteilen.»
Bischof Voderholzer hatte im Oktober angekündigt, dass die Missbrauchsopfer bis Ende 2017 finanziell entschädigt werden. Je nach Schwere der Übergriffe sollen sie zwischen 5000 und 20 000 Euro erhalten. Darauf einigten sich Vertreter der Kirche und der Betroffenen nach intensiven Beratungen. Zuvor hatten sich 422 ehemalige Sänger des weltberühmten Chores gemeldet, weil sie zwischen 1945 und Anfang der 90er Jahre körperlich misshandelt worden waren. Mindestens 65 von ihnen wurden Opfer sexueller Übergriffe.
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dpa