Der Ehemann der ehemaligen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) hat vor dem Münchner Landgericht erstmals zur sogenannten Modellbau-Affäre ausgesagt. Einen Teil der gegen ihn erhobenen Steuerhinterziehungs-Vorwürfe räumte Hubert Haderthauer am Donnerstag ein, einen Teil davon wies er zurück. Insbesondere argumentierte er, er habe über die Jahre hinweg immer wieder viel Geld in die Firma Sapor Modelltechnik stecken müssen. Dabei ließ er – das zeigte das Nachhaken des Gerichts – aber Fragen unbeantwortet. Zu den Betrugs-Vorwürfen will er erst an diesem Freitag aussagen.
Christine und Hubert Haderthauer waren bis 2008 nacheinander Miteigentümer des Unternehmens, das teure Modellautos verkaufte, die von Straftätern in der Psychiatrie gebaut wurden. Hauptkonstrukteur war ein verurteilter Dreifachmörder. Die Staatsanwaltschaft wirft Hubert Haderthauer vor, als geschäftsführender Gesellschafter einem früheren Mitgesellschafter einen niedrigeren Unternehmenswert vorgetäuscht und ihn so um gut 84 000 Euro geschädigt zu haben. Außerdem soll er Tausende Euro Steuern hinterzogen haben.
Christine Haderthauer war 2014 über die Affäre gestürzt – und von ihrem Amt als Chefin der Staatskanzlei zurückgetreten. Sie wurde von ihrem Mann am Donnerstag in Schutz genommen: Seine Frau habe nur auf seine Bitte hin agiert – die Firma sei aber sein «Baby» gewesen. «Faktisch war Sapor immer meine Sache, mein Ding.» Seine Frau sei einst auch nur Gesellschafterin geworden, weil er als Psychiater jeden Anschein einer Interessenkollision habe vermeiden wollen. Haderthauer war damals im Bezirksklinikum in Ansbach beschäftigt.
Hubert Haderthauer räumte unter anderem ein, nach dem Verkauf der Firma noch Provisionen für den Verkauf von Modellautos im Jahr 2011 bekommen, diese aber nicht beim Finanzamt angegeben zu haben. Er wies jedoch den Anklagevorwurf zurück, vor dem Verkauf der Firma vier Modellautos entnommen zu haben. Haderthauer konnte aber auch trotz mehrfacher Nachfragen des Gerichts keine Angaben dazu machen, wie viele Autos über die Jahre hinweg hergestellt und verkauft wurden.
Das Geschäft an sich stellte Haderthauer als jahrelanges Minus-Geschäft dar: Immer wieder habe man Geld nachschießen müssen. Dazu verwendete er nach eigenen Angaben auch hohe Summen seiner Schwiegermutter – die er dieser später größtenteils zurückzahlte.
Der verurteilte Dreifachmörder Roland S. sagte am Nachmittag als Zeuge vor Gericht, schon vor dem Umzug der Modellbautherapie von Ansbach nach Straubing seien 45 Modellautos fertiggestellt worden. Das habe er aus Aufzeichnungen entnommen. Haderthauer habe stets zur Eile beim Bauen gedrängt: «Es hieß immer: Ich brauche, ich brauche. Es ist nichts mehr da.» Zudem widersprach S. an einigen Punkten den Darstellungen Haderthauers: Beispielsweise habe ihm der Verkauf der Firma – anders als von Haderthauer geschildert – nichts ausgemacht.
dpa/MF