An die Tötung von 642 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in den Jahren 1940 und 1941 erinnerten die medbo und der Bezirk Oberpfalz mit einer Kranzniederlegung. Zugleich wurde die neue Gedenkstätte, die an das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Psychiatrie in der Oberpfalz erinnert, gesegnet.
Von November 1940 bis August 1941 wurden in vier Transporten insgesamt 642 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort grausam ermordet. In seiner Gedenkansprache erinnerte Bezirkstagspräsident Franz Löffler an die Geschichte der T4-Krankenmordaktion in der NS-Zeit. „Der Gnadentod hatte nichts mit Gnade gemein, sondern beinhaltete ausschließlich die Vernichtung von psychisch kranken und behinderten Menschen“, so Löffler. Er schilderte, dass nach dem Stopp der T4-Aktion, die nach der Adresse der Organisation Tiergartenstraße 4 in Berlin benannt wurde, der Bayerische Hungerkosterlass in Kraft trat und auf Grund der Mangelernährung weitere rund 950 Patienten in der Regensburger Anstalt starben.
„Wir wollen mit der neuen Gedenkstätte den Opfern ihr Gesicht wiedergeben. Wir wollen sie nicht vergessen und wir erinnern an die furchtbare Grausamkeit, die sie erleiden mussten“, mahnte Löffler. Die Gedenkstätte zeigt im Zentrum die restaurierte Gedenktafel und um sie herum 268 Porträts von ehemaligen Patienten. Die Gedenkstätte wurde von Kunsthistoriker Bruno Feldmann gemeinsam mit der Architektin Karoline von Montgelas konzipiert und umgesetzt.
„Gerade als Verantwortliche der Kliniken, als Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten sehen wir unsere historische Verantwortung“, betonte medbo-Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner. Wie er ausführte, sei die Auseinandersetzung mit der T4-Krankenmordakte ein fester Bestandteil der Ausbildung an der medbo-Krankenpflegeschule. Zwei Schüler legten gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Löffler einen Kranz nieder. Musikalisch wurde die Gedenkveranstaltung vom Vokalensemble „Tresonanz“ gestaltet.
Pressemitteilung/MF