In der Debatte um das möglicherweise zu schwere Mathe–Abitur in Bayern steht eine Entscheidung über das weitere Vorgehen noch aus. «Wir rechnen mit Ergebnissen nächste Woche», teilte ein Sprecher des Kultusministeriums am Donnerstag in München auf Anfrage mit. Nach den Prüfungen am vergangenen Freitag war Kritik lautgeworden, einige Fragen seien zu kompliziert und die Bearbeitungszeit für manche Aufgaben zu kurz gewesen. Im Internet wurde eine Petition gestartet, dass die Benotung dem Schwierigkeitsgrad angepasst werden soll. Mehr als 69 000 Unterstützer unterschrieben die Forderung bis Donnerstagnachmittag.
Das Ministerium will nun bereits vorab Ergebnisse der Erstkorrektur an den Schulen abfragen, «um eine erste vorläufige Einschätzung vornehmen zu können». Hier rechne man mit den ersten Ergebnissen in der kommenden Woche, heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen. In dem Schreiben mit Datum vom Mittwoch heißt es außerdem: «Die bislang einbezogenen Experten halten die diesjährigen Aufgaben für lehrplankonform und angemessen.»
Fest steht, dass das Mathe-Abi den Bildungsausschuss des Landtags ausführlich beschäftigen wird: Die Staatsregierung muss dort zum Schwierigkeitsgrad der diesjährigen Prüfung Stellung nehmen. Dazu soll am 6. Juni ein Vertreter des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung im Ausschuss berichten. Dieses Vorgehen beschloss der Ausschuss am Donnerstag einstimmig.
Nicolas Schmidl, der Vorsitzende des Jugendbeirats der Stadt Regensburg und der stellvertretende Bundesvorsitzende der Schüler Union Deutschlands, hat zum Thema einen offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder und Staatsminister Piazolo verfasst. Er setzt sich darin für eine bessere Bewertung der diesjährigen Abiturprüfung im Fach Mathematik ein.
Nachfolgend der offene Brief im Wortlaut:
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Überprüfung der Aufgaben des Matheabiturs 2019
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder, sehr geehrter Herr Staatsminister Prof. Dr. Piazolo,
als Jugendbeiratsvorsitzender der Stadt Regensburg habe ich folgendes Anliegen:
Zahlreiche Abiturientinnen und Abiturienten der Regensburger Gymnasien wandten sich an mich mit der Bitte, mich für eine günstigere Bewertung des diesjährigen Matheabiturs einzusetzen.
Wie mir die Schülerinnen und Schüler aus Stadt und Landkreis Regensburg berichteten, waren die Aufgaben aus sämtlichen Bereichen (Analysis, Geometrie, Stochastik) dieses Jahr bei weitem schwieriger und in keiner Weise mit den Aufgabenstellungen der Vorjahre vergleichbar, mit denen sie sich selbst auf das Abitur vorbereiteten und von den Lehrern vorbereitet wurden.
Auch Lehrer zeigten sich von der Komplexität der Aufgaben überrascht, wie deren zahlreichen Unterschriften bei der Online-Petition belegen. Auch nach ihrer Meinung überschritten die Aufgaben die Leistungsanforderungen der Abiture der Vorjahre bei weitem.
Deshalb fordert der Jugendbeirat der Stadt Regensburg Sie dazu auf, die Aufgaben aller Aufgabenbereiche bezüglich des Schwierigkeitsgrads und der Textlastigkeit überprüfen zu lassen und dabei auf die Gerechtigkeit gegenüber den anderen Jahrgängen zu achten. Es sollte nicht zu einer Glückssache werden, in welchem Jahr das Abitur absolviert wird.
Noch besser, als die Aufgaben von Experten überprüfen zu lassen, wäre das Einrichten eines Expertengremiums, dem auch Lehrer und Schüler angehören.
Gegebenenfalls ist sodann der Punkteschlüssel beim Matheabitur 2019 dem Schwierigkeitsgrad entsprechend anzupassen.
Wir hoffen auf ein Entgegenkommen, zumal bekannt ist, dass das bayerische Abitur ohnehin am anspruchsvollsten ist. Nach Meinung des Jugendbeirats und auch der Schüler Union Deutschlands sollte das Niveau der anderen Bundesländer an das bayerische Niveau angepasst oder ein Umrechnungsschlüssel der Abiturnote zwischen den Bundesländern eingeführt werden. Dies würde mehr Gerechtigkeit bezüglich der Studienplatzvergabe ermöglichen.
In Erwartung Ihrer baldigen – möglichst positiven – Rückantwort verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Nicolas Schmidl
Vorsitzender des Jugendbeirats der Stadt Regensburg
Stellvertretender Bundesvorsitzender der Schüler Union Deutschlands
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dpa/offener Brief/MF