Di, 14.03.2023 , 13:53 Uhr

Landkreis Kelheim: Brachvogel, Kiebitz und Co. kommen aus den Winterquartieren zurück

Helfen Sie mit beim Schutz der Vögel, denn: Brachvogel, Kiebitz und Co. kommen aus den Winterquartieren zurück in unsere Region. Der Landkreis Kelheim informiert.

Wiesenbrütende Vogelarten wie Großer Brachvogel, Bekassine, Kiebitz, Wachtelkönig, Braunkehlchen und Wiesenpieper, die in früheren Zeiten im Frühling und Sommer zahlreich die Wiesen der Flusstäler bevölkerten und dort durch Brut und Aufzucht ihrer Jungen für reges Leben sorgten, sind auch im Landkreis Kelheim sehr selten geworden. Glücklich kann sich schätzen, wer noch einzelne Exemplare solcher, besonders auf Grünland angewiesener Vögel, beobachten kann.

Die wichtigsten Brut- und Aufzuchtgebiete für Wiesenbrüter liegen im Abenstal und seinen Seitentälern sowie im Tal der Großen Laber. Aber auch im Forstmoos, im Rehmoos, in der Donauniederung, im Sallingbachtal und im Esperbachtal bei Herrnwahlthann muss auf wiesenbrütende Vögel Rücksicht genommen werden.

 

Tiere dürfen während Brut- und Aufzuchtzeit nicht gestört werden

Anlässlich der Rückkehr der Vögel aus ihren Winterquartieren weist die untere Naturschutzbehörde vorsorglich darauf hin, dass es verboten ist, die selten gewordenen und empfindlichen Tiere während ihrer Brut- und Aufzuchtzeit von Mitte März bis Ende August zu stören. Die Bevölkerung ist in dieser Zeit aufgefordert, die Gebiete ausschließlich auf den vorhandenen Wegen zu nutzen und Hunde unbedingt anzuleinen. Das Wegegebot ist bei allen Freizeitaktivitäten, und damit auch bei Touren mit Quads, Mountainbikes oder Motocrossmaschinen zu beachten. Auch das Reiten abseits der Wege und das Betreiben von Modellflugzeugen und Drohnen können zu Störungen der Vögel bis hin zum Verlust der Brut führen.

Zur Information der Bevölkerung, und um die geschützten Wiesenbrütergebiete besser kenntlich zu machen, wurden im vergangenen Jahr im Labertal und südlich von Offenstetten Infoschilder aufgestellt. Die Tafeln geben Hinweise zum richtigen Verhalten während der Brutzeit der Wiesenbrüter. Ein QR-Code auf den Schildern lädt außerdem zum Abrufen weiterer Informationen zu den verschiedenen Vogelarten ein.

 

Stressfaktoren: Hunde oder Drohnen

Die besondere Rücksichtnahme ist aufgrund der dramatischen Bestandsrückgänge der letzten Jahrzehnte dringend erforderlich. Insbesondere die Bestände des Großen Brachvogels, der offene, gut überschaubare, feuchte und ebene Wiesenlandschaften als Brutgebiet benötigt, sind vielerorts auf wenige Tiere zurückgegangen. So brüteten in den 1950er Jahren noch mehrere Dutzend Paare im Landkreis Kelheim, während in den vergangenen Jahren bestenfalls noch ein bis zwei Brutpaare zu verzeichnen waren. Aber auch die früher allgegenwärtigen Kiebitze sind in der Roten Liste bayernweit als „stark gefährdet“ eingestuft. Nachdem sich die bayerischen Bestände zwischen 1975 und 1998 schon mehr als halbiert hatten, geht der Rückgang seitdem kontinuierlich weiter.

Schon bei einer Entfernung von mehreren hundert Metern fühlen sich die empfindlichen Vögel durch Menschen und freilaufende Hunde, die sich in ihrem Brutrevier aufhalten, gestört. Auch Drohnen und Modellflugzeuge sind in diesen Gebieten als problematisch einzustufen. Jede Störung bedeutet zusätzlichen Stress während der ohnehin anstrengenden Brut- und Aufzuchtphase. Als Folge unterbrechen die Vögel die Nahrungssuche, verlassen das Nest fluchtartig und starten Angriffsflüge oder Ablenkungsversuche. Störungen während des Brutgeschäftes können daher auch zum Auskühlen der Eier oder Nestlinge, und letztlich zur Aufgabe der Brut führen. Gefahr besteht also weniger im direkten Verlust von Vögeln und Gelegen, als vielmehr in der Beunruhigung der Tiere.

Doch nicht nur für Brutvögel sind die Gebiete wichtig: vor allem im Frühjahr, aber auch im Spätsommer und Herbst, rasten in den Flusstälern Zugvögel, die sich kurzzeitig von den Strapazen und Gefahren ihrer langen Reise erholen, und sich für die nächste Etappe bereitmachen. Für diese ohnehin geschwächten Vögel stellen Störungen ebenfalls ein großes Problem dar. Statt zu regenerieren, verlieren sie bei den Fluchtmanövern weitere Energiereserven, die sie dringend benötigen, um an ihre angestammten Brutplätze oder Winterquartiere zu gelangen.

 

Ehrenamtliche Naturschutzwächter im Einsatz

Um die Bevölkerung über die Besonderheiten der Wiesenbrütergebiete und die dort vorkommenden Arten zu informieren und auch auf die Einhaltung des Wegegebotes und des Störungsverbotes hinzuweisen, sind zur Brut- und Zugzeit im Auftrag der Naturschutzbehörde vermehrt ehrenamtliche Naturschutzwächter im Einsatz.

Die bayerischen Wiesenbrütergebiete können online abgerufen werden unter www.lfu.bayern.de/natur/fis_natur/fin_web/index.htm.

 

Landkreis Kelheim / MB

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