Kilometerlange Autoschlangen haben sich am Montag zeitweise vor den Corona-Teststationen an der bayerisch-tschechischen Grenze gebildet. Besonders in der Oberpfalz und in Niederbayern mussten Pendler nach Angaben der Behörden lange ausharren. Weil Tschechien als Hochrisikogebiet gilt, dürfen Grenzgänger nur mit einem höchsten 48 Stunden alten negativen Test einreisen.
Am ersten Arbeitstag seit der Verschärfung der Einreiseregeln stauten sich im Landkreis Cham schon am frühen Morgen Autos und Lastwagen. In Waldmünchen standen etwa 300 Fahrzeuge, in Furth im Wald um die 400, wie ein Polizeisprecher sagte. Auf tschechischer Seite bildete sich dort ein drei Kilometer langer Rückstau, berichtete eine Sprecherin der Dienststelle in Domazlice (Taus) der Deutschen Presse-Agentur.
«Der Andrang war groß», erklärte auch ein Sprecher des Landratsamts Regen. Rund 500 Schnelltests seien vormittags in Bayerisch Eisenstein durchgeführt worden - alle negativ. Wegen der hohen Nachfrage sollte die eigens für Montag eingerichtete Teststation auch am Nachmittag öffnen.
Allein im Landkreis Regen arbeiten nach Schätzungen etwa tausend Tschechen, insgesamt fahren 35 000 bis 60 000 regelmäßig zur Arbeit nach Deutschland. Viele reagierten mit Unverständnis auf die Verschärfung. «Das ist Diskriminierung», sagte ein Pendler in Zelezna Ruda (Markt Eisenstein) der Agentur CTK. Hunderte deutsche Kollegen auf der Arbeit würden nicht getestet, er aber habe zweieinhalb Stunden in der Schlange auf den Rachenabstrich warten müssen.
«Wenn es wenigstens nur zweimal die Woche wäre, aber so ist das zeitlich nicht zu schaffen», sagte eine Frau, die in Grafenau (Landkreis Freyung-Grafenau) in einem metallverarbeitenden Betrieb arbeitet. Trotzdem wolle er weiter in Deutschland arbeiten, betonte ein älterer Mann.
Doch wer es sich leisten könne, werde sich nach einer neuen Arbeit in Tschechien umsehen, warnte Jan Triska von der tschechischen Pendlervereinigung (APCR). «Die Unsicherheit ist wahnsinnig groß.» Für viele gehe es um ihre Existenz. Sie seien der Ansicht, dass die Verschärfung politisch motiviert sei. Der tschechische Regierungschef Andrej Babis wollte im Laufe des Tages mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) telefonieren, um auf Erleichterungen zu dringen.
dpa/MB/MF
Die Corona-Schnelltest-Stationen an den Grenzübergängen im Landkreis Cham sind laut Landratsamt erfolgreich gestartet. Im Landkreis waren an den Grenzübergängen Furth im Wald und Waldmünchen Schnelltest-Stationen eingerichtet worden. Diese hätten ihre erste Bewährungsprobe überstanden, heißt es aus dem Landkreis. Am Montag, dem ersten Tag der Schnelltests, seien in Furth im Wald über 580 und in Waldmünchen 300 Schnelltests durchgeführt worden. Man habe wertvolle Erfahrungen gewonnen, die man zeitnah für weitere Optimierungen nutzen werde, so Landrat Franz Löffler, der den Start angesichts der sehr kurzen Vorbereitungszeit als durchaus gelungen bewertete.
MF
Hintergrund ist, dass seit Mitternacht am Sonntag für mehr als 20 Länder mit besonders hohen Corona-Infektionszahlen strengere Regeln bei der Einreise nach Deutschland gelten. Zu diesen Hochrisikogebieten zählen neben Tschechien auch die Urlaubsländer Portugal, Spanien und Ägypten sowie die USA.
Wer von dort einreisen will, muss an der Grenze einen negativen Corona-Test (PCR-Test oder Labor- oder Schnelltests vergleichbarer Qualität) vorweisen können. Er darf maximal 48 Stunden alt sein. Grenzgänger aus Risikogebieten, die keine Hochinzidenz- oder Virusvarianten-Gebiete sind, müssen weiterhin nur einmal pro Woche einen aktuellen Test vorlegen - das betrifft etwa Österreicher.