Das Naturschutzgroßprojekt Regentalaue zwischen Cham und Pösing wurde als „Hervorragendes Beispiel“ zur Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Ökosystemen ausgezeichnet.
„Der Schutz der Natur und der natürlichen Lebensgrundlagen hat für alle Menschen eine überragende Bedeutung. Ohne das hohe ehrenamtliche Engagement und die gute Zusammenarbeit aller Akteure wäre der wertvolle Artenschutz im größten Naturschutzgebiet der Oberpfalz nicht möglich“,
betont Landrat Franz Löffler. Das Naturschutzgebiet Regentalaue gelte daher zurecht als ein Vorzeigebeispiel, insbesondere auch für die gute Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz.
Funktionsfähige Ökosysteme verbessern die Lebensgrundlagen der Menschen. Sie helfen, den Klimawandel abzuschwächen und erhalten unsere biologische Vielfalt. Daher wurde der Zeitraum von 2021 bis 2030 durch die UN zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Ziel in diesem Zeitraum ist insbesondere der breiten Öffentlichkeit die Funktionen verschiedenster Ökosysteme zu vermitteln und dadurch die benötigte Bereitschaft für Wiederherstellungsprojekte zu schaffen.
Zu diesem Zweck werden vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz repräsentative Beispiele ausgezeichnet – so auch das 1.770 Hektar große Naturschutzgebiet Regentalaue zwischen Cham und Pösing.
Weiterführende Informationen bietet die Internetseite: www.undekade-restoration.de/projekte/nsg-regentalaue/.
Zu den charakteristischen Landschaftsbestandteilen des Regentals zählen vor allem weitläufige, naturschonend bewirtschaftete Wiesenflächen, große Teiche, Feuchtgebiete und natürlich der namensgebende Regen. Die Wiesenflächen und Feuchtgebiete bieten bedrohten Wiesenbrütern geeignete Brutplätze und die Teiche und der Regen einer Vielzahl von Wasservögeln. Der Landkreis Cham trug durch den Ankauf von Wiesen und der Rötelseeweiher maßgeblich zum Erhalt dieser Lebensräume bei. Durch die Verpachtung von Flächen an private Landwirtinnen und Landwirte unter naturschutzverträglichen Auflagen fördert der Landkreis die langfristige Instandhaltung.
Bereits Anfang der 1970er Jahre bemühten sich Mitglieder der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Peter Zach um eine Unterschutzstellung. Sie begannen mit der systematischen Erforschung des Gebiets und der langfristigen Untersuchung der Bestandsentwicklung ausgewählter, typischer Arten. Seither werden kontinuierlich Bestandserhebungen durchgeführt. Dadurch zählt die Regentalaue heute hinsichtlich der Vogel- und Amphibienbestände zu einem der am besten untersuchten Gebiete Bayerns.
Aufgrund dieser Bemühungen wurden das Rötelseeweihergebiet und die Regentalaue im Jahr 1989 in das Förderprogramm des Bundes zur „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“ aufgenommen. Peter Zach wurde erst kürzlich, am 12. Dezember, von Landrat Franz Löffler für sein bis heute anhaltendes Engagement rund um die Regentalaue mit dem Kreisehrenzeichen – der höchsten Auszeichnung des Landkreises – gewürdigt.
Die Trägerschaft für das Naturschutzgroßvorhaben übernahm der Landkreis Cham. Die Projektlaufzeit mit Grunderwerb und Durchführung biotoplenkender Maßnahmen dauerte von 1989 bis 2003. Seit 1990 erwarb der Landkreis Cham und der Freistaat Bayern knapp 450 Hektar Wiesen, Weiher und Äcker für Naturschutzzwecke, darunter die besonders wertvollen Rötelseeweiher. Weitere 50 Hektar befinden sich im Besitz des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV) und des BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN). Diese Flächen werden seither in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft gepflegt.
„Wichtigstes Instrument hierfür sind die sogenannten Vertragsnaturschutzprogramme, kurz VNP. Im Rahmen dieser Förderprogramme werden bestimmte, naturschutzfachlich sinnvolle Maßnahmen finanziell gefördert“,
weiß Dominik Gietl, Biodiversitätsberater an der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Cham.
Im Jahr 2010 wurde das Gebiet von der Regierung der Oberpfalz zum Naturschutzgebiet erklärt. Es gilt seither als das größte der Oberpfalz. Durch die hohe Lebensraumvielfalt entwickelte sich hier eines der arten- und individuenreichsten Vogelbiotope Bayerns. Seit 1970 wurden 293 verschiedene Vogelarten (140 Brutvogelarten und 153 Gastvogelarten) festgestellt, was 75 Prozent der bayerischen Vogelarten entspricht.
Von den 28 nach der Roten Liste Bayerns vom Aussterben bedrohten Vogelarten brüten 10 regelmäßig an den Rötelseeweihern bzw. in der Regentalaue. Zu diesen zählen unter anderem die Wiesenbrüterarten Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Tüpfelsumpfhuhn und die Wasservogelarten Knäkente und Löffelente.
Landkreis Cham