Erstmals seit Mitte September liegt die Corona-Inzidenz in Bayern wieder unter dem Bundesdurchschnitt. Am Freitagmorgen meldete das Robert Koch-Institut eine Inzidenz von 635,6 für den Freistaat. Das ist ein Rückgang von 49,4 im Vergleich zum Donnerstag. Der bundesweite Wert lag bei 644,5. Die Belastung in den Krankenhäusern bleibt allerdings hoch.
Der aktuelle Abwärtstrend in Bayern hält derzeit an: Am 11. Oktober hatte die aktuelle Welle mit 1096,8 ihren Höhepunkt erreicht. Damals hatten 52 der Landkreise und kreisfreien Städte im Freistaat Inzidenzen von mehr als 1000 aufgewiesen, aktuell sind es nur noch zwei: Tirschenreuth mit 1094,2 und Rhön-Grabfeld mit 1093,5.
Besonders deutlich ist die Trendwende unter anderem in München. Die Stadt hatte während und nach dem Oktoberfest einen sehr schnellen Anstieg verzeichnet. Seit dem Höhepunkt am 11. Oktober ist die Inzidenz dort um mehr als zwei Drittel gefallen. Aktuell liegt sie bei 424,3.
Die Inzidenz liefert allerdings nur noch ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests fließen in die Statistik ein. Die tatsächlichen Werte dürften daher deutlich höher liegen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte vergangene Woche in Bezug auf die bundesweite Situation, er gehe vom Drei- bis Vierfachen aus.
Die Belastung in den Krankenhäusern ist unterdessen nach wie vor hoch. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit meldete am Freitag 2165 mit oder wegen Corona eingelieferte Patienten in den vergangenen sieben Tagen in Bayern. Das ist zwar erneut ein Rückgang, aber immer noch einer der höchsten je erreichten Werte. Im bundesweiten Intensivregister meldeten – Stand Donnerstag – 92 bayerische Intensivstationen eingeschränkten Betrieb. Das ist der höchste Wert in diesem Jahr. Regulären Betrieb meldeten 47.
Der Münchner Corona-Experte Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing blickt mit Sorge in die Zukunft. «Ich fürchte, wir müssen davon ausgehen, dass dies wieder ein harter Herbst wird», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» (Freitagsausgabe). «Vielleicht ein noch härterer als der vorherige.» Die Omikron-Varianten des Virus seien «nicht so harmlos, wie es immer wieder dargestellt wird». Etwa die Hälfte der Covid-19-Patienten in seiner Klinik sei «ausschließlich wegen Corona zu uns gekommen und diese Patientinnen und Patienten haben ganz massive Probleme, etwa mit ihrer Lunge oder sie leiden an Herzmuskelentzündungen».
Wendtner sprach sich zudem für eine Maskenpflicht in Innenräumen aus. «Hier auf Freiwilligkeit zu setzen, bringt wenig. Das sehen wir doch beispielsweise auf vielen Veranstaltungen: Wer eine Maske trägt, wird derzeit fast schon wie ein Aussätziger behandelt. Dabei ist eigentlich derjenige unsolidarisch, der keine Maske trägt.» Auch an Schulen brauche man wieder eine Maskenpflicht, sagte der Mediziner der Zeitung. Ab der fünften Klasse sei das ein zumutbarer Schutz für Schüler und Lehrer.
dpa