Die ersten Hausärzte in Bayern impfen schon gegen das Coronavirus. Doch weil der Impfstoff noch immer knapp ist, können die meisten Praxen erst jetzt loslegen.
München (dpa/lby) - Impfen, impfen, impfen: Das sei die einzige Lösung im Kampf gegen die Pandemie, betonen Politiker und Ärzte immer wieder. Nach dem Impfstart vergangene Woche in einigen Praxen sollen Hausärzte in Bayern nun flächendeckend Spritzen gegen das Coronavirus verabreichen. Die Antworten auf drängende Fragen:
Einzelne Ärzte wie im Landkreis Hof impfen schon seit einiger Zeit gegen das Coronavirus, der landesweite Impfstart begann vergangene Woche in 1635 Praxen. Nach Ostern sollen nun immer mehr Hausärzte mit eingebunden werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) rechnet ab dem 7. April mit einem Impfstart in rund 8500 Praxen.
Grundsätzlich können alle niedergelassenen Ärzte, Fachärzte und ärztliche Psychotherapeuten in Bayern den Impfstoff bestellen, erklärte eine Sprecherin des Bayerischen Hausärzteverbands (BHÄV). Die Bestellung erfolge nach Bedarf bei den Apotheken. Anfangs stünden den Praxen im Schnitt aber nur zwischen 18 bis 48 Impfdosen pro Woche zur Verfügung.
Weil es noch viel zu wenig Impfstoff gibt, sollen zunächst Patienten aus den Risikogruppen einen Termin bekommen. Die Hausärzte sollen sich an der bundesweiten Impfverordnung orientieren. Demnach werden zuerst ältere Menschen, Patienten mit Vorerkrankungen und einzelne Berufsgruppen geimpft.
Die Politik sicherte den Ärzten aber schon mehr Flexibilität zu. Sie könnten beispielsweise chronisch Kranke schneller impfen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte wiederholt betont, dass er den Ärzten bei der Priorisierung vertraue.
Für den Impfstart vor Ostern standen den Praxen rund 33 600 Dosen von Astrazeneca zur Verfügung, teilten die Verbände mit. Das Präparat soll einer neuen Empfehlung der Ständigen Impfkommission und eines Beschlusses der Gesundheitsministerkonferenz zufolge im Wesentlichen nur noch Menschen über 60 Jahren verabreicht werden.
Nun sollen die Praxen in Bayern aber ohnehin mit dem Impfstoff von Biontech beliefert werden - auch jüngere Risikopatienten können also ohne Probleme beim Hausarzt gegen Corona geimpft werden.
Die Hausärzte melden sich bei ihren Patienten, um einen Termin zu vereinbaren. «In der Anfangsphase mit noch wenig Impfstoff sollten Patienten davon absehen, in ihrer Hausarztpraxis anzurufen, um nicht die Leitungen zu blockieren und die Abläufe in den Praxen zu verzögern», bat die BHÄV-Sprecherin.
Eine Anmeldung bei dem Online-Portal «BayIMCO» sei für einen Impftermin in der Praxis nicht notwendig. Die Ärzte hätten auch gar keinen Zugriff auf das Portal. Wer vom Hausarzt geimpft worden sei, soll seine Anmeldung anschließend selbst löschen.
In den Impfzentren soll weiter geimpft werden, die Impfung beim Hausarzt hat aber einige Vorteile. Die Ärzte sind erfahren beim Impfen, kennen ihre Patienten gut und erfassen anders als Impfzentren auch chronisch Kranke. Außerdem können Hausärzte die Patienten nach der Impfung besser begleiten und gegebenenfalls Anzeichen erkennen.
«Hausärzte genießen auch das Vertrauen ihrer Patienten und können eventuell bestehende Verunsicherungen am besten ausräumen», meinte die Sprecherin des Bayerischen Hausärzteverbands. «Und sie können die Impfung auch zu den Menschen bringen, die mobilitätseingeschränkt sind und nicht ins Impfzentrum kommen können.»
Jede Praxis könne selbst entscheiden, ob sie für die Impfungen zusätzliche Sprechzeiten anbiete oder parallel zum laufenden Betrieb impfe, sagte der KVB-Sprecher. Ob Patienten mehr Geduld im Wartezimmer brauchen, lasse sich deshalb nicht pauschal beantworten.
Viele Hausärzte hätten aber schon angekündigt, für die Impfungen extra Sprechstunden mittags oder abends anzubieten, teilte die BHÄV-Sprecherin mit. In der Regel dürfte es deshalb zu keinen zusätzlichen Wartezeiten in den Praxen kommen.
dpa